Baumgutachter erkennt
die Sicherheitsrisiken
Umfangreiche Grünpflegearbeiten auch in diesem Herbst:
Wie sich Verkehrssicherheit und Naturschutz vereinbaren lassen

Experte für Baumkontrollen: Leonard Barte begutachtet an der Hindenburgallee im Auftrag der Stadt Gehrden die Standsicherheit der Stämme sowie den Halt der Äste und Kronen.Foto: Ingo Rodriguez
Gehrden. Ist ein Baum noch standsicher oder schon ein Sicherheitsrisiko für den Straßenverkehr? Halten weit verzweigte Äste auch noch stärkere Windböen aus oder drohen sie beim nächsten Sturm auf einen Fußweg zu stürzen? Mit Fragen wie diesen beschäftigt sich der Baumgutachter Leonard Barte. Im Auftrag der Stadt Gehrden ist er an diesem Vormittag an der Hindenburgallee im Einsatz. „Ich kontrolliere die Bäume auf die Verkehrssicherheit“, sagt der 40-jährige Sachverständige aus Hannover.

Seine Expertise – er ist studierter Arboretiker – ist für die Stadt Bestandteil eines wiederkehrenden Programms. Auch in diesem Herbst lässt die Stadtverwaltung im gesamten Stadtgebiet umfangreiche Grünpflegearbeiten erledigen. Ziel der Pflegemaßnahmen ist es, die Verkehrssicherheit im öffentlichen Raum zu gewährleisten. Ebenso sei es Ziel der Arbeiten, die Vitalität der Bäume zu stärken und das Stadtgrün langfristig gesund zu erhalten, teilt die Stadt mit.

Wie sich Verkehrssicherheit mit dem Naturschutz vereinbaren lässt, darüber sollen an der Hindenburgallee auch die Baumkontrollen des Arboretikers Aufschluss geben. „Ich spreche nur Empfehlungen für Maßnahmen aus“, betont Barte. Bei einem Baum an der Straße schaut er ganz genau hin. „Visuelle Kontrolle von Stammfuß, Baumumgebung und Kronenbereich“, nennt er diesen Arbeitsschritt.

Wenn er „Schadsymptome“ erkenne, sei es möglich, den Baum intensiver zu untersuchen, sagt der Gutachter. Mithilfe einer Schalltomografie sei es über Sensoren auch von außen und ohne Beschädigungen möglich, den Zustand des Holzes im Inneren zu bewerten.

Dass es sich aus Sicherheitsgründen oft nicht vermeiden lässt, geschädigte Bäume zu fällen oder stark einzukürzen, weiß offenbar auch eine Anwohnerin. Sie teilt dem Sachverständigen ihre persönliche Meinung mit: „Die Alleebäume sehen so schön aus, es wäre sehr schade, wenn sie gefällt werden müssen.“ Arboretiker Barte gibt vorläufig Entwarnung: Er habe erst zwei Exemplare entdeckt, bei denen es notwendig wäre, davon einige Teile „zu kappen“.

Der Gutachter behält auch den Erhalt der Bäume im Blick: Grundsätzlich sei bei Kappungen behutsam vorzugehen: „Die Schnittstellen faulen ein.“ Das wirke sich auf den Halt nachwachsender Äste aus. Der Experte stellt außerdem klar: „Ein schräg gewachsener Baum kann völlig standsicher sein und ist nicht gleich ein Sicherheitsrisiko.“

Die Stadt Gehrden lässt regelmäßig von externen Gutachtern Baumkontrollen durchführen, um sich Empfehlungen für Grünpflegemaßnahmen aussprechen zu lassen. In diesem Herbst hat die alljährliche Baum- und Gehölzpflege bereits begonnen. „Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis Ende Februar 2026“, teilt die Stadt mit. Im Einsatz seien sowohl externe Firmen als auch der städtische Bauhof, sagt Justyna Schmidt aus dem Team Stadtentwicklung und Umwelt.

Abgeschlossen sind seit wenigen Tagen Fällungen und Baumpflegearbeiten an der Straße Am Spehrteich. Diese Maßnahmen seien aus Gründen der Verkehrssicherheit erforderlich gewesen. Nach Baumkontrollen und verregneten Wochen seien verschiedene Arbeiten erforderlich gewesen: „Entnahme von Totholz und Wiederherstellung des Lichtraumprofils“, berichtet Schmidt. Teilweise seien Bäume „eingekürzt“ worden.

„Es war aber auch notwendig, Fällungen anzuordnen“, berichtet die Verwaltungskraft. Unter anderem sei eine rund 28 Meter hohe Esche nicht mehr standsicher gewesen. „Um dem Artenschutz entgegenzukommen, wurden Stämme entnommen und teilweise als Totholz abgelegt“, beschreibt Schmidt eine Maßnahme, um Verkehrssicherheit und Naturschutz miteinander in Einklang zu bringen.

Das Grünpflegeprogramm wird in den kommenden Wochen fortgesetzt. Dazu zählen auch Pflegemaßnahmen in Parkanlagen wie etwa am Berggasthaus Niedersachsen sowie in Grünzonen wie dem Langen Feld und dem Nordfeld.

Die Arbeitsaufträge fasst die Verwaltung so zusammen: „Fachgerechte Baumschnitte zur Erhaltung der Baumgesundheit, Fällungen von abgestorbenen oder stark geschädigten Bäumen, wenn diese ein Sicherheitsrisiko darstellen, Hecken- und Gehölzrückschnitte entlang von Straßen, Wegen und in sonstigen Grünbereichen.“

Rathausmitarbeiterin Schmidt ergänzt einen Bereich: „Wir sammeln Hinweise von Anliegern, die bis Ende Februar umgesetzt werden können.“ Anschließend seien nur noch schonende Pflegeschnitte möglich. Aber auch außerhalb der Brutzeit werde darauf geachtet, Tiere und deren Lebensräume bestmöglich zu schützen. „Alle Arbeiten erfolgen im Einklang mit den naturschutzrechtlichen Bestimmungen“, teilt die Stadt mit.

Die Stadtverwaltung bittet nicht nur um Verständnis für vorübergehende Einschränkungen wegen notwendiger Absperrungen: Aus Sicherheitsgründen sei es auch dringend zu unterlassen, die Baustellenbereiche zu betreten.

Fragen zu den Arbeiten werden unter (05108) 6404532 und (05108) 6404533
beantwortet.
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