Zurück aus Portugal, präsentiert Schuh seine glänzende Ausbeute. Der größte Erfolg in seiner Altersklasse ab 60 Jahren: Mit dem deutschen Team sicherte er sich in der 4x100-Meter-Staffel in einer Zeit von 59,52 Sekunden den ersten Platz. „Ich hatte erst drei Tage vor dem EM-Beginn meinen 60. Geburtstag und war in dieser Kategorie noch ein Frischling“, sagt Schuh mit einem Augenzwinkern. In der gemischten Staffel sprang über 4x400 Meter eine Bronzemedaille heraus, ebenso wie in der Männerstaffel über die gleiche Distanz.
Es sind nicht die ersten Erfolge für Schuh als Sprinter. Er sei schon als Jugendlicher sehr schnell gewesen, erzählt er. Das sei beim Fußball und der Leichtathletik aufgefallen. „10,7 Sekunden über 100 Meter waren aber zu langsam für Spitzensport. Über Bezirksmeisterschaften bin ich zuerst nie hinausgekommen“, erzählt Schuh, der ursprünglich aus der Nähe von Wilhelmshaven kommt und dort aufgewachsen ist.
Nach dem Abitur absolvierte Schuh eine Gärtnerlehre. Für den Leichtathletiksport bedeutete das eine Pause. „Physische Arbeit und Leistungssport lassen sich schlecht miteinander kombinieren“, begründet er das. Es sollte eine längere Auszeit als Sprinter werden. In Hannover studierte Schuh dann Garten- und Landschaftsbau und lernte seine Ehefrau Hedda kennen. Gemeinsam wohnen beide heute in Gehrden. Schuh ist Chef eines Garten- und Landschaftsbaubetriebes am Ziegeleiweg.
Im Jahr 2010 aber stiegt er wieder als Leichtathlet ein. „Als ich 45 Jahre alt war, rief mich ein alter Freund an und schlug vor, mal wieder eine Staffel zu laufen“, erzählt Schuh. Es folgte die Qualifikation für die Seniorenmeisterschaften des Deutschen Leichtathletikverbandes. Die erste Teilnahme endete zwar mit einem vorletzten Platz. Aber: „Ich bekam Spaß an der Sache.“„Wer früher schnell war, kann auch später schnell laufen“, sagt der 60-Jährige. Er sei dafür aber kein guter „Dauerläufer“. Es waren auch seine Sprintqualitäten, die ihn nach dem Leichtathletik-Comeback in seinen jeweiligen Altersklassen von Erfolg zu Erfolg führten: Weil ihm der Teamgedanke wichtig sei, habe er sich für Staffelläufe entschieden, sagt Schuh.
Unter anderem wurde Schuh im Jahr 2012 deutscher Staffelmeister über 4x200 Meter. Fünf Jahre später gewann er die Senioren-Europameisterschaft im Staffelsprint über 4x400 Meter. Notwendige Voraussetzung bis zuletzt: „Drei- bis viermal pro Woche Training auf dem Sportplatz der KGS Wennigsen.“
Von der Masters-EM im Oktober schwärmt er besonders. „Wir haben uns mit ein paar Leuten eine Finca gemietet und hatten fast täglich einen Wettkampf“, erzählt der Staffelsprint-Europameister. Dafür habe er sich 14 Tage lang Urlaub genommen. Einen Tag nach der Rückkehr sei er aber bereits wieder beruflich im Einsatz gewesen. „Für die Medaillen gab es ja kein Preisgeld“, berichtet er und lacht.
Jetzt will Schuh Kräfte sammeln und eine Pause vom Sport einlegen. Vielleicht werde er ein Buch schreiben, sagt er. Einen Titel hätte er schon: „Mit 60 unter 60 – in Anspielung auf sein Alter und seine persönlich erreichte Zeit als Sprinter über 400 Meter.