„Früher habe ich auch mal draußen gespielt. Aber in einem gewissen Alter ist man im Tor besser aufgehoben“, sagt der 42-Jährige und lacht. Fabich ist praktisch mit dem Verein groß geworden, sein Elternhaus befindet sich direkt am Sportplatz. „Ich bin hier schon als Kind rumgetobt“, erinnert er sich. Der SV Steinkrug wurde 1920 gegründet. Fabichs Großeltern haben vor mehr als 30 Jahren das Sporthaus geführt, sein Vater war Vorsitzender.
Die idyllische Anlage am Ende der Straße An der Glashütte liegt südöstlichen Deisterrand. Es gibt nur einen Sportplatz. Und dieser ist auch etwas für Nostalgiker. Es steht nur noch ein Häuschen für die Auswechselspieler – und das ist ordentlich schief. Aber es ist noch nicht umgefallen und zu Bruch gegangen wie das Zweite. Das Flutlicht ist zu schwach. Und bei der Ausführung eines Eckballs steht man bisweilen auf einer Baumwurzel.
Auch das Sporthaus scheint aus einer anderen Zeit zu stammen: Gäste und Heimteam müssen sich einen Duschraum teilen, der hat nur vier Duschen. Die Heizungen setzen Rost an, die Lampen im Kabinentrakt müssten ausgetauscht und die Decke tiefer gelegt werden. Dennoch: Wie der Fußballplatz hat auch das Sportheim einen besonderen Charme. Das gilt auch für die Nostalgiepreise. Die kleine Cola kostet 2 Euro, der Pott Kaffe 1,90 Euro.Früher war hier noch viel mehr los. Das gilt vor allem für die Zeit von Ende der 1990er-Jahre bis etwa 2006. Da gab es sechs Mannschaften, darunter zwei weibliche Teams. Die erste Damenmannschaft kickte in der Niedersachsenliga. Damals kam der VfL Wolfsburg, der jetzt in der Champions League gegen Paris St. Germain antritt, zu Punktspielen ins heutige 200-Seelen-Dorf. Doch über die Jahre wollten immer weniger beim SV Steinkrug Fußball spielen, Mannschaften wurden abgemeldet, 2018 war es dann ganz vorbei mit dem Spielbetrieb.
„Die Idee und die Hoffnung, alles wiederzubeleben, war aber immer da“, erinnert sich Fabich, damals schon Vorsitzender. Darüber sprach er mit vielen Menschen – auch mit seinem Friseur in Springe. „Und irgendwann hat der gefragt, wie es denn aussieht – er hätte ein paar Leute, die spielen wollen.“ Im September 2022 folgte dann, nachdem in viel Eigenarbeit der Platz wieder fußballtauglich gemacht wurde, der Neustart in der 4. Kreisklasse.
Die letzte große Sanierung ist lange her. „Wir könnten hier so viel machen – und wollen das auch gern. Es ist alles auf dem Stand der 80er-Jahre“, sagt Fabich, dem seine Motivation anzumerken ist. Der SV Steinkrug ist seine Herzensangelegenheit. Den Sportplatz würde er gerne aufhübschen, genauso das Sporthaus. „Das Problem ist, dass man betteln kann wie man will, man findet keine Sponsoren. Wir bräuchten jemand, der sagt, dass er viel Geld mitbringt und es macht“, sagt Fabich. Ein bisschen was geht dennoch. Fabich zeigt im Sporthaus an die Decke. Dort strahlen neue Lampen. Dafür habe ein großer Baumarkt 200 Euro gegeben.
„Wir haben nur 30 Mitglieder, früher waren es auch mal 100. Von diesen 30 nehmen wir nicht genug Beiträge ein und haben keine Überschüsse wie andere Vereine“, sagt Fabich. Zusammen mit einem Helfer kümmert sich der 42-Jährige auch um die Platzpflege – samt Grünschnitt und dem Abkreiden der Spielfläche. Ein wenig verändert hat sich der Innenraum des Sporthauses schon. „Hier könnte man viel mit richtigen Feiern machen. Früher haben hier Wurstessen, Skatturniere und Ballnächte stattgefunden.“
Und auch wenn es nicht einfach sein dürfte, Sponsoren zu finden: Hier muss etwas passieren. Und das wird es wohl auch. Zur Not nimmt es der Bennigser Fabich, der als Berufssoldat in Nienburg stationiert ist, selbst in die Hand. „Die Anlage aufzugeben, das wäre viel zu schade. Sie hat einfach so einen Charme.“ Bis heute haben sie beim SV eine liebevolle Bezeichnung für ihren Sportplatz: Man spielt „auf dem Krug“.