„Schlüsselbund ist der Klassiker“
Im Fundbüro in Ronnenberg sammeln sich alltägliche und ungewöhnliche Gegenstände an

Aus Sicherheitsgründen nur eine symbolische Präsentation des Fundklassikers: Damit nur rechtmäßige Besitzer ihre verlorenen Schlüsselbunde beschreiben können, zeigt Mitarbeiter Sebastian Pape vor dem Bürgerbüro in Empelde nur beispielhaft seine eigenen Schlüssel sowie aus dem Kollegenkreis.Foto: Ingo Rodriguez
Ronnenberg. Ein Blick in das Lager des Fundbüros offenbart zunächst keine spektakulären Gegenstände: Ein Tretroller ist zu sehen – und ein original verpackter Saugroboter. „Das ist Diebesgut aus einem abgeschlossenen Strafverfahren“, sagt die städtische Teamleiterin Jana Volgmann über den Karton im Bürgerbüro der Stadt Ronnenberg. Die Staatsanwaltschaft habe das Gerät für die Abgabe im Fundbüro freigegeben, weil sich kein bislang rechtmäßiger Besitzer ermitteln lassen habe. „Das kommt hin und wieder vor, dass die Polizei vorbeikommt und Diebesgut bringt“, sagt Volgmann.

Die Teamleiterin ist im Bürgerbüro in Empelde nicht alleine für die Abwicklung der Fundsachenangelegenheiten zuständig. Vielmehr seien alle aus ihrem Team damit vertraut, Gegenstände anzunehmen. „Das Schlüsselbund ist der Klassiker“, beschreibt die Teamleiterin das häufigste Fundstück. Außerdem gehören laut Volgmann Smartphones zu den regelmäßig abgegebenen Gegenständen. Dass davon im Lager an der Chemnitzer Straße keine zu sehen sind, kann sie erklären: „Wertgegenstände werden in einem verschlossenen Tresor sicher verwahrt.“

Es gibt auch einen Grund, warum die Fundstücke auf der Internetseite der Stadt www.ronnenberg.de zwar öffentlich aufgelistet, aber nicht mit einem Foto gezeigt werden. Nach Angaben der Teamleiterin werden rechtmäßige Besitzer unter anderem daran erkannt, dass sie ihre verlorenen Sachen genau beschreiben können. Öffentlich einsehbare Bilder würden aber auch anderen Personen eine gute Beschreibung ermöglichen. „Fotos würden Begehrlichkeiten wecken“, sagt Volgmann.

Die Teamleiterin verweist auf gesetzliche Grundlagen. „Gefundene Gegenstände mit einem Wert von mehr als 10 Euro müssen in Fundbüros abgegeben werden.“ Das sei so geregelt, weil möglicherweise später ein Anspruch auf Finderlohn bestehe oder auf den Fund selbst. „Deshalb wird eine Fundanzeige aufgenommen. Fundsache, Fundort, Fundzeit und die Personalien des Finders werden festgehalten“, sagt Volgmann.

Der weitere Ablauf: Das Fundbüro sei verpflichtet, Fundsachen mindestens sechs Monate lang aufzubewahren. „Meldet sich der Besitzer innerhalb dieser Zeit nicht, haben Finder Anspruch auf den gefundenen Gegenstand“, sagt die Teamleiterin. Nur bei einem Verzicht und bei Fundsachen aus öffentlichen Gebäuden oder Verkehrsmitteln gehe ein Gegenstand in den Besitz der Kommune oder des Verkehrsbetriebes über. Dann bestehe die Möglichkeit einer öffentlichen Versteigerung.

Die aktuelle Fundstückliste ist vielfältig: immer wieder Schlüsselbunde, Handys, Autoschlüssel – sowie eine Geldbörse und eine Lesebrille mit Etui. Auch ein Tretroller und ein goldener Ohrring wurden abgegeben. Der jüngste Eintrag im August: Geldscheine, gefunden in einem Raum der Sparkasse. „Vermutlich hat jemand Bargeld am Automaten abgehoben und vergessen, es einzustecken“, sagt Volgmann.

Spannender ist ein Fund vom Tag zuvor: Eine Person hat im August am Mühlenweg in Ihme-Roloven gleich mehrere Gegenstände entdeckt und abgegeben, darunter ein Laptop, Kleidung und Arzneimittel sowie ein Koffer. „Der Inhalt ist auch Kleidung“, sagt die Teamleiterin. Der Koffer habe aus Sicherheitsgründen geöffnet werden müssen. „Um zu überprüfen, ob sich verderbliche Dinge darin befinden“, so Volgmann. Außerdem sei es notwendig, den Inhalt zu kennen, um den rechtmäßigen Besitzer durch die Inhaltsbeschreibung identifizieren zu können.

Was in diesem Fall zusätzlich für die Ehrlichkeit des Finders spricht: Er habe auch Münzgeld im Wert von 2 Euro mit abgegeben. Stammkundschaft gibt es laut Volgmann im Fundbüro allerdings nicht. Eine besondere Personengruppe lasse sich im Kreis der Finder und Suchenden nicht ausmachen.

Nach dem Verlust von Gegenständen ist für Betroffene hin und wieder etwas Geduld nötig, um im Bürgerbüro fündig zu werden. „Wenn Dinge in Supermärkten verloren werden, kann es etwas dauern, bis sie bei uns landen“, berichtet Fundbüroleiterin Volgmann. Demnach bewahren viele Märkte die beim Einkauf verlorenen Gegenstände der Kundschaft für einen längeren Zeitraum selbst auf, um sie später gesammelt abzugeben. „Darauf weisen wir Anrufer und Gäste auch immer wieder hin“, sagt Volgmann.

Kurios: Auch Tiere gelten als Fundsache, werden aber meist direkt in einem Tierheim abgeben, mit dem die Stadt Ronnenberg einen Vertrag geschlossen hat. „Die Fundanzeige wird dann durch das Tierheim erledigt, weil die Kommune ohne Anzeige nicht dazu verpflichtet ist, die Kosten der Unterbringung zu tragen“, sagt Volgmann.

Eine besondere Reglung gibt es für gefundene oder herrenlose Fahrräder, die vom städtischen Bauhof eingesammelt werden. Fundfahrräder werden in einer Garage gelagert und erst nach besonders umfangreicher Prüfung herausgegeben. „Wir fragen auch nach der Rahmennummer“, sagt die Fundbüroleiterin.

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