„Wir müssen investieren.Wir haben keine Wahl.“
Vorstellung des Haushaltsentwurfs für 2026:Wennigsen kalkuliert mit einem Minus von 14 Millionen Euro

Teuer, aber notwendig: Das neue Mensagebäude der KGS Wennigsen kostet 11 Millionen Euro. 5,5 Millionen sind im Haushalt 2026 abgedeckt.Foto: André Pichiri
Wennigsen. Die Taschen sind leer, und trotzdem investiert die Gemeinde Wennigsen auch im kommenden Jahr kräftig in Infrastruktur und Bildung. Bürgermeister Ingo Klokemann (SPD) hat am Donnerstagabend, 25. Oktober, den Haushalt eingebracht. Die wichtigsten Punkte.1. Mehr Ausgaben als Einnahmen: Der Haushalt einer Kommune hat immer zwei Teile. Nummer eins: der Ergebnishaushalt – das Girokonto. Wie im Privaten geht es dabei um das laufende Geschäft. Wie viel kommt jeden Monat rein? Wie viel geht jeden Monat raus? Um das tägliche Leben der Gemeinde zu bezahlen – angefangen bei den Mitarbeitenden über Schulen, Kitas und Straßen bis zu den Kreditzinsen –, rutscht Wennigsens Girokonto auch 2026 in die Miesen.

Laut Haushaltsentwurf soll am Ende ein Minus von rund 14 Millionen Euro stehen. Das wären immerhin rund 2,6 Millionen Euro weniger als in der Prognose für 2025. „Das zeigt, dass wir Fortschritte machen, auch wenn der Weg steinig bleibt“, stellt Klokemann in seiner Haushaltsrede fest. Trotzdem muss Wennigsen mal wieder seinen Dispo ausreizen. Das Limit für die sogenannten Liquiditätskredite liegt für 2026 bei 15 Millionen Euro.

Gut möglich, dass der Fehlbetrag am Ende geringer ausfällt. Etwa, wenn die Gewerbesteuern höher als erwartet ausfallen oder die Gemeinde unverhoffte Geldspritzen von Land und Bund erhält. „Wir planen konservativ“, sagt Klokemann. „Einnahmen setzen wir niedrig an, Ausgaben eher ein wenig höher. Damit vermeiden wir böse Überraschungen.“ Als jüngstes Beispiel führt der Bürgermeister das Jahr 2024 an. Statt bei den prognostizierten 9,6 Millionen lag das Minus am Ende bei 2,8 Millionen Euro. 2023 schloss man mit einem Plus von rund einer Million ab.

2. Es wird weiter investiert:Der zweite Teil des Haushalts: Sparbuch und Kreditlinie. Privatleute legen Geld zurück, kaufen sich davon später ein Auto. Oder sie nehmen einen Kredit auf, kaufen ein Haus – und stottern ihn ihr Leben lang ab. Die Gemeinde Wennigsen macht das ähnlich. Nur kann sie kein Geld auf die hohe Kante legen, sondern gibt auch 2026 wieder viele Millionen aus – finanziert mit Krediten. Die Rekordsumme von 27 Millionen Euro nimmt Wennigsen neu auf. Die Folge: Der Schuldenberg wird noch einmal ein ordentliches Stück höher. Anfang 2026 sollen es laut Prognose bereits 82 Millionen sein.3. Die größten Investitionen: „Wir müssen investieren. Wir haben keine Wahl, weil es sich um Pflichtaufgaben handelt“, betont Klokemann. Das mit Abstand meiste Geld muss die Gemeinde in ihre Schulen stecken. Für den Umbau der Grundschule Wennigsen werden im kommenden Jahr 2,5 Millionen Euro fällig, weitere 21 Millionen fließen bis 2029. Ebenfalls 21 Millionen Euro sind im selben Zeitraum für den Neubau der Grundschule Bredenbeck eingeplant. Für das neue Mensagebäude und die Sanierung der KGS kalkuliert die Kämmerei für 2026 mit 5,5 Millionen und bis 2029 mit noch mal 16,5 Millionen.

Auf Platz zwei der Investitionen für 2026 landet der Neubau des Degerser Feuerwehrhauses (2,9 Millionen Euro), gefolgt vom Vollausbau der Ringstraße im Wennigser Ortskern (2,3 Millionen). Die Kita im Neubaugebiet „Im Bergfelde“ schlägt 2026 mit 1,5 Millionen zu Buche, weitere 4,5 Millionen fließen bis 2029.

4. Wo die Gemeinde notfalls sparen muss: Anders als Privatleute oder Unternehmen können Kommunen nicht pleitegehen. Trotzdem hat die immense Verschuldung für Wennigsen Folgen. Die Kommunalaufsicht der Region Hannover wird den Haushalt sehr genau auf Streichkandidaten prüfen. Sparen muss die Gemeinde dann notfalls bei freiwilligen Leistungen. Dabei bilden diese das Herzstück einer Kommune, denn es geht hier vor allem um kulturelle und soziale Aufgaben wie Sportstätten, Bibliotheken und Jugendeinrichtungen.

Auch die derzeit diskutierte Beteiligung der Gemeinde an der Wohnungsbau-Genossenschaft Gemeingut Bredenbeck fällt darunter. 145.000 Euro würden die Anteile an vier Belegwohnungen für Menschen mit niedrigen Einkommen kosten. So sieht es ein Antrag der Grünen vor. Angesichts der Haushaltslage sind andere Fraktionen skeptisch.

Auch die Hortplätze musste die Gemeinde eigenverantwortlich finanzieren. Mit der Einführung des verpflichtenden Ganztags in Grundschulen fällt das Hortmodell weg. Geld spart die Gemeinde dadurch aber nicht. Im Gegenteil: Für die Ausstattung und den Betrieb des Ganztags muss sie noch mehr Geld in die Hand nehmen. Klokemann nennt das als Beispiel für ein Grundproblem der Kommunen: „Viele der Aufgaben, die uns aufgebürdet werden, sind von Bund oder Land beschlossen, aber nicht ausreichend finanziert.“

5. Der Rat hat das letzte Wort: Der Bürgermeister hat den Haushalt eingebracht. Jetzt sind die Ratsfraktionen am Zug. Sie können in den kommenden Monaten eigene Anträge zum Haushalt stellen. Mit teuren Wünschen hielten sie sich zuletzt zurück – aus Rücksicht auf die Lage. Beschlossen wird der Etat in der Ratssitzung am 11. Dezember. Dann muss die Kommunalaufsicht ihn genehmigen. Das dauert meist bis zum Frühjahr.
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