„Der Blick wird verschandelt, es gibt Lärm, Schatten, die Tierwelt wird beeinträchtigt – was habe ich denn davon, wenn ausgerechnet bei uns so viel Windkraftenergie entstehen soll?“ Mit dieser Frage lieferte eine Besucherin gleich eine Zusammenfassung der Sorgen und Ängsten in der Anwohnerschaft. Um dazu Stellung zu nehmen, waren mehrere Experten und Expertinnen in das Foyer der Grundschule gekommen, unter ihnen die Projektplanerin Carmen Kühn.
„Wir stehen erst am Anfang, viele Dinge sind vorläufig“, erklärte sie den rund 50 Zuhörern und Zuhörerinnen, die gekommen waren, um sich über das Projekt zu informieren. Dieses sieht nahe dem bereits geplanten Windpark zwischen Nordgoltern, Barrigsen und Landringhausen vor, einen weiteren Park im Norden von Stemmen mit bis zu sechs Windrädern zu bauen. Die jeweilige Nabenhöhe: 199 Meter. Möglicher Baubeginn: das Jahr 2028. Inbetriebnahme: etwa im Jahr 2030.
„Müssen denn so viele Windparks an einem Standort überhaupt sein? Wie kommt man auf diese Flächen?“, wollte Werner Burose, Ortsbeauftragter von Stemmen, wissen. Auch Hans-Jürgen Thiemann von der Jägerschaft Hannover-Land hatte Einwände: „Wenn es in der Region Hannover so viele Vorranggebiete für Winderenergie gibt, muss man dann so viele Windräder an einer Stelle bauen?“
Die Projektleiterin gab Antworten: Der Standort im Norden der Bundesstraße 65 sei sehr ertragreich für Windenergie und biete wegen der Lage gute Voraussetzungen, um für die umliegenden Dörfer Grenzwerte für Lärm und Schattenwurf einzuhalten. Auflagen wie Wasser- und Tierschutz seien durch eine genaue Planung der einzelnen Windradstandorte keine Ausschlusskriterien. „Außerdem gibt es Grundstückseigentümer, die Interesse an einer Verpachtung ihrer Flächen haben – auch die Stadt Barsinghausen ist interessiert am Ausbau der Windenergie“, sagte Kühn.
Jägerschaftsvertreter Thiemann sorgt sich auch um den Rotmilan. „Jungvögel blicken auf der Suche nach Beute nach unten und fliegen in die Rotorblätter“, sagte er, und forderte vom Investor, für die Tierwelt Ausgleichsflächen zu schaffen. Die Projektleiterin versuchte, die Sorgen zu zerstreuen. „Wir stehen in einem engen Austausch mit einer Firma, die mit künstlicher Intelligenz eine Kartierung mit dem Lebensraum der Vögel anfertigt.“ Es sei aber ein guter Aspekt, als Kompensation Nahrungshabitate zu schaffen. Eventuell werde vor dem Hintergrund mit dem künftigen Betreiber des benachbarten Windparks eine Potenzialanalyse erstellt.
Informationen über den möglichen Schattenwurf waren auf einer Stellwand zu finden. Demnach gelten für den Betrieb der Rotoren als Schutz der nahe gelegenen Grundstücke Grenzwerte von einer 30-minütigen Beschattungszeit pro Tag und 30 Stunden pro Jahr. Ein Mitarbeiter gab Entwarnung: „Für Schall, Schattenwurf und Tierwelt gibt es jeden Schutz im Genehmigungsprozess, damit alle kritischen Aspekte eingehalten werden.“ Es seien unabhängige Gutachter, die für die Bewertung der Emissionen zuständig seien.
Besucher Werner Riechers aus Groß Munzel führte Bürgerbeteiligungen als ein gutes Instrument an, um die Akzeptanz des Windparks in der Bevölkerung zu erhöhen. Großes Interesse bestand auch an möglichen finanziellen Beteiligungsformen. „Bevor ich Aktien kaufe, investiere ich lieber vor Ort“, sagte Liam Winckler aus Barrigsen. Projektleiterin Kühn berichtete von möglichen Beteiligungen an einer Projektgesellschaft und vergünstigten Strompreistarifen. Ein sogenanntes Bürgerwindrad sei zwar nicht geplant. „Wir nehmen aber das Interesse mit und werden Modelle vorstellen.“ Für genauere Informationen sei es allerdings noch zu früh.
Von dem neuen Windpark sollen laut Planungskonzept auch Barsinghausen und angrenzende Kommunen profitieren – nicht nur durch Gewerbesteuereinnahmen. Im Rahmen der Kommunalabgaben nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz sollen rund 240.000 Euro pro Jahr fließen. Für SPD-Ratsherr Reinhard Dobelmann eine gute Nachricht. „Mit diesen Einnahmen könnte man das Freibad Goltern unterstützen“, so seine Idee.
Zu den langfristigen Folgen der Windräder und einem späteren Rückbau nach einer Betriebsdauer von 20 Jahren hieß es, die modernen Anlagen seien nahezu komplett recycelbar. Für den Rückbau werde Geld in Form von Bürgschaften hinterlegt.
Zuspruch für den geplanten Windpark äußerte Udo Sahling, Vorsitzender des Barsinghäuser Klimaschutzvereins „Basche erneuerbar“ und ehemaliger Geschäftsführer der Klimaschutzagentur Region Hannover. Als Befürworter des Ausbaus regenerativer Energie lobte er: „Eine derart frühzeitige öffentliche Information habe ich noch nie erlebt.“