Das ist das neue Ärztinnen-Team im MVZ
Die Arbeit verändert sich / Noch gibt es Kapazitäten für neue Patienten

Sie sind die Neuen: Erika Pagallies (von links), Tanja Bauer-Ndoumbe, Anja Nitzge und Petra Dollmann.Foto: privat
Egestorf. Hausarzt Carsten Rädisch hört auf – und das verändert auch die Arbeit im neuen Medizinischen Versorgungszentrum in Barsinghausen-Egestorf. Wie dort das erste Dreivierteljahr lief, wie weit die Neubau-Pläne sind – und ob es noch Kapazitäten für neue Patienten gibt.

Auch wenn sich durch das Ausscheiden von Hausarzt Carsten Rädisch und den Ruhestand von Folker Siebert nun nochmal einiges ändert: Im neuen Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in Egestorf hat sich alles inzwischen schon ganz gut eingespielt.

Zum Januar 2025 haben Henrike Wittum und Thomas Eriksen die beiden bis dahin selbstständigen Egestorfer Arztpraxen – die Praxis von Siebert und Erika Pagallies sowie die Praxis von Rädisch – übernommen. MVZ-Chefin Wittum spricht von „einer großen Herausforderung“. Zwei sehr unterschiedlich arbeitende Teams, teils gut digitalisiert, teils völlig analog, hätten zusammengeführt werden müssen. Und das in „leider absolut nicht idealen Räumen“ der alten Praxis von Siebert und Pagallies, sagt Wittum.

Weiter sei eine für alle Mitarbeiter neue Software eingeführt worden. „All dies führte natürlich dazu, dass die Arbeitsabläufe an vielen Stellen neu strukturiert werden mussten“, erklärt Wittum und ist ehrlich: Auch mit der Folge, dass Patienten häufig viel zu lange auch aufgrund der ungünstigen räumlichen Verhältnisse darauf hätten warten müssen, überhaupt angenommen zu werden. „Dies hat bei den Patienten zu verständlichem Unmut geführt, den nicht wenige an den Angestellten ausgelassen haben“, bedauert Wittum.

Mittlerweile habe sich die Situation zwar deutlich entspannt, weil man mit weiteren Digitalisierungsprozessen und Anpassungen der Arbeitsläufe schrittweise nachgesteuert habe. So können zum Beispiel Rezepte, Überweisungen und Termine inzwischen sowohl über die Homepage als auch mithilfe einer Telefon-KI bestellt werden. „Hier sind wir alle, Mitarbeiter und Patienten, noch ein bisschen in der Eingewöhnungsphase“, sagt Wittum. Unterm Strich haben „wir trotzdem auf diesem Weg leider einige Mitarbeiter verloren – vor allem medizinische Fachangestellte. Und hier haben wir tatsächlich Bedarf, neue medizinische Fachangestellte einzustellen“, sagt Wittum.

Die gute Nachricht indes für die Patientinnen und Patienten: Dass Siebert und nun auch Rädisch nicht mehr dort arbeiten, stellt das neue Medizinische Versorgungszentrum in Egestorf nicht vor unerwartete Schwierigkeiten. Siebert hätte von Anfangs an geplant gehabt, im Laufe dieses Jahres in den Ruhestand zu gehen, sagt Wittum. Rädisch arbeitete ohnehin nur noch wenige Stunden in der Woche im MVZ. Beide Arztstellen sind bereits nachbesetzt.

So arbeiten aktuell vier Ärztinnen in dem Medizinischen Versorgungszentrum an der Stoppstraße in Egestorf: Dr. Erika Pagallies, Dr. Anja Nitzge, Tanja Bauer-Ndoumbe und seit September als ärztliche Leitung Dr. Petra Dollmann. „Hier haben wir nun ein tolles, junges und stabiles Team, betreuen etwa 2500 Patienten im Quartal und können durchaus noch weitere Patienten aufnehmen“, sagt Wittum, die selbst in einem Team mit mehr als zehn Ärztinnen und Ärzten in ihrer Praxis in Obernkirchen zusammenarbeitet.

Für die Allgemeinmedizinerin sind Gemeinschaftspraxen ein sinnvolles Zukunftsmodell. Wittum und ihr Partnergesellschafter Eriksen betreiben aktuell insgesamt zwölf moderne Arztpraxen im Landkreis Schaumburg, im Kreis Hameln-Pyrmont und in der Region Hannover mit über 30 Fachärzten für Allgemeinmedizin und Innere Medizin sowie mehr als 75 Medizinischen Fachangestellten. Die wesentlichen Vorteile eines MVZ seien ihrer Meinung nach der Wegfall von Praxisschließungen während der Urlaubszeiten mit lückenloser Dokumentation und Weiterbehandlungsmöglichkeiten, die erweiterten Öffnungszeiten und die personellen und zeitlichen Möglichkeit um Heim- und Hausbesuche durchzuführen. Für die Mitarbeitenden bestünde der große Vorteil darin, sich auch stets fachlich austauschen zu können, sagt Wittum.

Beim Medizinischen Versorgungszentrum in Egestorf wird sich derweil nicht nur personell einiges tun, sondern es wird mittelfristig auch räumliche Veränderungen geben. Ein Neubau ist geplant. Wittum bestätigt: „Unser Immobilienpartner ‚Gesundes Zentrum Barsinghausen GmbH‘ hat zwischenzeitlich ein Grundstück in Egestorf erworben.“

Wie Wittum ankündigt, soll dort eine „gemischt genutzte Immobilie der lokalen Grundversorgung entstehen“. Das bedeutet konkret: „Einerseits Räumlichkeiten für eine moderne Hausarztpraxis und andererseits barrierefreier geförderter Wohnraum für mittlere Einkommen, um hochwertiges und dabei bezahlbares Wohnen zu schaffen“, erklärt Wittum. Begleitet werde das Vorhaben von dem international renommierten Schweizer Architekten Max Dudler, der Büros in Berlin, Frankfurt, München und Zürich hat. „Nach sehr konstruktiven Vorgesprächen mit der Stadt Barsinghausen ist ein erster Entwurf für eine Bauvoranfrage eingereicht worden“, sagt Wittum. Dieser werde nun derzeit von der Stadt geprüft.

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