Der Bedarf an Förderschulplätzen ist groß. „Die Zahlen steigen dramatisch an, es gibt immer mehr Förderbedarf“, sagt der CDU-Regionschef und schulpolitische Sprecher Bernward Schlossarek. Die Gründe dafür sind vielfältig. „Zum einen gibt es eine verbesserte Diagnostik, zum anderen gibt es einen gesellschaftlichen Wandel“, sagt er. Dazu zähle auch der unkontrollierte Einsatz von digitalen Medien. Es werde weniger gelesen, weniger miteinander gesprochen, sodass sich ein Förderbedarf entwickele.
Die bestehenden Schulen mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung in Ronnenberg, Springe, Seelze und Garbsen sind am Limit und sollten eigentlich durch einen Neubau in Barsinghausen entlastet werden. Nach Angaben von Schlossarek gibt es in der Stadt bereits ein unbebautes Grundstück nahe des Schulzentrums Am Spalterhals, das der Region gehört und zügig für einen Schulneubau genutzt werden könnte.
„Trotz des großen Bedarfs ist das Projekt jedoch noch nicht einmal gestartet“, macht Schlossarek deutlich. Es gebe keine detaillierte Planung und kein bereitgestelltes Budget. Bereits 2023 nannte die Region Fachkräftemangel und Lieferschwierigkeiten bei Baumaterialien als Gründe. „Doch bisher wurde nicht einmal Baumaterial bestellt“, sagt Schlossarek. Auch der Investitionsplan enthält keine Mittel für den Neubau. Weiterhin gibt es weder einen konkreten Zeitplan noch feste Baupläne. „Wenn es nicht mal einen Bauplan gibt, kann man nicht schon von Fachkräftemangel als Gründen sprechen“, sagt Schlossarek, der vor seiner politischen Laufbahn als Lehrer tätig war.
Nach Angaben von Regionssprecher Christoph Borschel gibt es zehn Förderschulen im Bereich Geistige Entwicklung mit insgesamt 1106 Plätzen. Schlossarek verweist darauf, dass die Region in privaten Schulen weitere Plätze nutzt, unter anderem in der Ludolf-Wilhelm-Fricke-Schule, der Pestalozzi-Schule und Tagesbildungsstätten. Das ist offenbar auch notwendig: Wie aus der Statistik zur Inklusion aus dem vergangenen Jahr hervorgeht, besuchen 1285 Mädchen und Jungen eine Förderschule im Bereich Geistige Entwicklung. Also 179 Mädchen und Jungen mehr, als es offiziell Plätze gibt. Im Jahr 2013 waren es 912 Kinder.
Die Region betont, dass bisher allen Schülerinnen und Schülern, deren Eltern einen Platz an einer Förderschule wünschten, den auch angeboten bekämen. Das sieht Schlossarek anders: „Dem widerspreche ich. Mir ist durchaus bekannt, dass es Wartelisten gibt“, sagt er. Die Region habe nicht vorgesorgt, meint er. Nun fehlen die Plätze.
Dass das Projekt aber auf Eis liegt, dem widerspricht die Region Hannover. „Der Plan zum Neubau besteht weiterhin und ist keinesfalls vom Tisch“, sagt Christoph Borschel.Die Umsetzung des Neubaus einer weiteren Förderschule für Geistige Entwicklung soll durch die neue Schulbau GmbH der Region Hannover erfolgen, die derzeit in Gründung ist. „Insbesondere im Bereich der Förderschulen soll sie zusätzliche Kapazitäten schaffen, um so zeitnah wie möglich die Förderschulen auszubauen und zu modernisieren“, sagt Christoph Borschel. Details gibt es dazu nicht. Diese sollen zu „gegebener Zeit im Schulausschuss der Region Hannover“ bekanntgegeben werden.
Für Schlossarek sind es vor allem die Kinder, die ihm leidtun. „Es bricht mir das Herz. Das sind die ärmsten und schwächsten Kinder unserer Gesellschaft, und sie brauchen diese Schulräume“, macht er deutlich. Denn in den Förderschulen gibt es deutlich kleine Klassen und andere Räumlichkeiten. „Snoozelräume“ sind zum Beispiel von besonderer Bedeutung, in die sich die Kinder mit ihren Begleitern zurückziehen können, um zur Ruhe gebracht zu werden. „Aber man hat nichts getan, bis es nun zu dieser katastrophalen Situation gekommen ist.“ Vor lauter Verzweiflung würden Eltern ihre Kinder oft in Regelschulen unterbringen, obwohl diese ihnen nicht gerecht werden oder die Kinder zu Hause lassen.
Geplant dagegen ist das Auslaufen einer anderen Förderschule in Barsinghausen.
Im Sommer 2022 wurden die letzten Kinder an der Bert-Brecht-Schule – einer Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen – in Barsinghausen eingeschult. Seit dem läuft der Schulbetrieb kontinuierlich aus.
Hintergrund ist ein niedersachsenweiter Beschluss, nach dem alle Förderschulen dieses Schwerpunktes auslaufen. Stattdessen sollen die Schüler im Rahmen der inklusiven Schule an allgemeinbildenden Schulen unterrichtet werden. Zu einer möglichen Nachnutzung des Gebäudes stehen die Region Hannover und die Stadt Barsinghausen in Kontakt, teilt Christoph Borschel mit.