Auf diesem Feld hat der Lemmier Landwirt Henning Rehren Pappeln und Walnussbäume angepflanzt – um seinen Boden gegen Erosion und Trockenheit zu wappnen. Rehren gilt inzwischen als Pionier für Agroforst in Niedersachsen.
Darunter versteht man eine Landnutzungsform, die Bäume und Sträucher gezielt mit landwirtschaftlichen Kulturen auf derselben Fläche kombiniert, um auf diese Weise die Vorteile im Zusammenspiel von Wald- und Landwirtschaft zu nutzen.
Nach der großen Dürre 2020 kam Rehren auf die Idee zur Agroforstwirtschaft. Denn er hatte große Ernteausfälle zu beklagen. Doch der Landwirt wusste sich zu helfen: Er pflanzte 3500 Pappeln und 300 Walnussbäume. Als Schutz vor dem Wind. Der hole besonders viel Feuchtigkeit aus dem Boden, wenn er über den Acker fege, erklärt der 50-Jährige. Dadurch müsse er jedes Jahr um seine Ernte bangen.
Das Ziel seiner Pflanzungen sei es darum, mit gebremsten Windstärken und Schattenwurf, eine bessere Temperatur und Feuchteverteilung auf dem Acker zu erreichen. Die Bäume sollen vor Erosion schützen und vor dem Austrocknen in der regenarmen Sommerzeit. Das dadurch entstehende Mikroklima steigere die Stabilität der Erträge. Mit Messgeräten und Wetterstationen ist eines seiner Felder zwischen Lemmie und Degersen ausgestattet. Dabei arbeitet er eng mit der Uni Gießen zusammen. Wind, Regen, Temperatur – alles wird aufgezeichnet und ausgewertet. Mehr Erträge, sagt der Landwirt, habe er noch nicht. Aber er ist auch erst im zweiten Jahr der Umstellung.
Wie weit Rehren schon gekommen ist, schaut sich Agrarministerin Staudte zusammen mit Vertretern der BaumLand-Kampagne unterhalb des Gehrdener Berges an. Dort wurde ihr die Petition überreicht. Landwirte wie Rehren hätten eine wichtige Strahlkraft, betont sie: „Die Menschen wollen sehen, dass etwas woanders klappt.“ Rehren zeige das sehr anschaulich – und er helfe, die Agroforstwirtschaft weiter zu etablieren. Das Pflanzen von Walnussbäumen habe zudem einen positiven Nebeneffekt: „Wir haben eine schlechte Walnussversorgung in Deutschland.“
Die Petition lobt sie ausdrücklich. „Die Bürgerinnen und Bürger sind mit Blick auf die Trockenheit, die Bodenbeschaffenheit, das Klima und die Artenvielfalt besorgt“, so Staudte. Darum fordert auch sie, dass auf deutschen Feldern mehr Hecken und Bäume gepflanzt werden. „Die Inhalte der Petition haben meine volle Unterstützung.“
Florian Fassbinder, Referent für Kommunikation und Finanzierung der BaumLand-Kampagne, weiß, dass Landwirte wie Rehren viel Geduld brauchen. „Es dauert, bis die Bäume wachsen“, sagt er. Deshalb sei es dringend erforderlich, schnelle Entscheidungen zu treffen, damit die neuen landwirtschaftlichen Systeme zum Tragen kämen. „Die Politik muss massive Anreize schaffen“, fordert Fassbinder.
Etwa 30 Hektar bewirtschaftet Rehren. Es seien schon die ersten kleinen Erfolge erkennbar, sagt er. Zwar sei der Boden unterhalb des Gehrdener Berges trocken und hart – doch ein Spatenstich zeige, wie sich das in einigen Zentimetern Tiefe ändere. Und zwischen den Bäumen habe sich schon ein besonderes Mikroklima gebildet, das Tiere anlocke.
Die gepflanzten Pappeln sind schon deutlich gewachsen. Aus denen wolle er Holzhackschnitzel für seine Heizung machen, kündigt Rehren an. Bis die ersten Walnüsse geerntet werden können, werden aber noch zehn bis 15 Jahre vergehen. Doch Rehren hat schon eine Idee, was er dann aus den Nüssen machen könnte: Walnussschnaps oder Walnusslikör.