Hoch hinaus mit der neuen Drehleiter
Bis zu 30 Meter kann das neue eigene Rettungsgerät der Feuerwehr Gehrden ausgefahren werden

Neues Fahrzeug: Erstmalig in der mehr als 115-jährigen Geschichte verfügt die Feuerwehr Gehrden über eine Drehleiter.Foto: Feuerwehr Gehrden / Rainer Kunze
Gehrden. Ein gewisser Stolz ist im Team unüberhörbar: Die Gehrdener Feuerwehr kann ab sofort eine eigene Drehleiter einsetzen. Bislang musste das entsprechende Fahrzeug im Ernstfall stets aus Ronnenberg angefordert werden.

Die Drehleiter sei ein entscheidendes Rettungsgerät, betont Feuerwehrsprecher Rainer Kunze. Sie komme zum Einsatz, wenn Menschen aus oberen Stockwerken gerettet, Brände an schwer zugänglichen Stellen bekämpft oder technische Hilfe beispielsweise bei Sturmschäden geleistet werden müssen. „Die Kernaufgabe ist, den sogenannten zweiten Rettungsweg zu sichern“, erklärt Kunze.

Die Leiter mache die Wege kürzer, was die Rettung beschleunige. Einsätze ab dem dritten Obergeschoss erfordern immer eine Drehleiter. In Gehrden gibt es mehr als 100 Gebäude, auf die das zutrifft.

Durch die Drehleiter seien die Möglichkeiten der Gehrdener Feuerwehr zur schnellen Menschenrettung, zur effizienten Brandbekämpfung und zu speziellen technischen Hilfeleistungen in Höhen bis zu 23 Meter über dem Boden erheblich erweitert worden, führt Kunze aus. „Somit kann den Einwohnern im Stadtgebiet bei entsprechenden Gefährdungen beziehungsweise Schadenereignissen noch schneller und wirkungsvoller geholfen werden.“

Das neue Rettungsgerät mit dazugehörigem Wagen wurde im April 2025 beim Hersteller abgeholt. Seitdem sind 24 Einsatzkräfte intensiv als Maschinisten intensiv geschult worden, um die komplexe Technik bedienen zu können. Beinahe täglich war das zehn Meter lange und 16 Tonnen schwere Einsatzfahrzeug darum bei Übungen auf dem Feuerwehrgelände an der Nordstraße und im Stadtgebiet zu sehen. Eine besondere Herausforderung: die Höhe. Bis zu 30 Meter kann die neue Drehleiter ausgefahren werden. Das Schwanken der Leiter und der freie Blick nach unten war für viele Feuerwehrleute anfangs ungewohnt, solche Situationen mussten trainiert werden. Seit dem 1. September ist die Drehleiter einsatzbereit, sie kann nun jederzeit von den entsprechend ausgebildeten Feuerwehrleuten eingesetzt werden, um Menschen zu retten und Brände zu bekämpfen. Mit der Inbetriebnahme des Hubrettungsfahrzeuges wurde auch die Alarm- und Ausrückordnung für alle Stadtteile weitgehend überarbeitet.

Das Fahrzeug mit Drehleiter wird, je nach Alarmierung, zusammen mit einem Einsatzleitwagen und zwei Löschfahrzeugen im Löschzug oder in Kombination mit einzelnen Einsatzfahrzeugen vom Standort an der Nordstraße ausrücken. Für alle Einsatzsituationen wurden die nötigen Abläufe geplant, trainiert und in standardisierten Regeln dokumentiert.

Das war eine Herausforderung: Die mehr als 80 Einsatzkräfte der Schwerpunktfeuerwehr mussten sich in den vergangenen Wochen und Monaten intensiv mit dem speziellen Einsatzfahrzeug beschäftigen, Handgriffe üben und die Einsatzmöglichkeiten gründlich ausprobieren.

Was bei den Übungseinsätzen aber auch auffiel: Parkende Autos behindern die Feuerwehr. Besonders in der Innenstadt sind Straßen eng und Parkplätze rar. Ist der neue, zehn Meter lange Feuerwehrwagen zur Einsatzstelle unterwegs, werden zugeparkte Straßen und Autos im Halteverbot zu einem Hindernis, und das Manövrieren des Wagens braucht mehr Zeit. „Das ist eine Situation, die unter Zeitdruck zu einem Risiko werden kann“, betont Kunze. In Notsituationen zähle jede Minute. Der Gehrdener Rat hatte sich vor zwei Jahren für die Anschaffung einer Drehleiter ausgesprochen, eine Facharbeitsgruppe hatte den Prozess bis zur Auslieferung des Fahrzeugs technisch begleitet, ebenso wie die Schulungen des Personals. Die Kosten liegen bei etwa 1 Million Euro.

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