Das Thema bekommt in diesen Tagen viel Aufmerksamkeit in Wennigsen. Am Montag tagte erstmals der Runde Tisch Radverkehr. Dieses mit Vertretenden aus Verwaltung, der Politik und dem ADFC besetzte Gremium soll die Umsetzung des im Mai vom Gemeinderat beschlossenen Radverkehrskonzeptes steuern.
Unter der Leitung der Ersten Gemeinderätin Jacqueline Gebauer sitzen am Tisch noch Jan Krebs als Klimaschutzbeauftragter, Wirtschaftsförderer Remo Gaubatz, Amirah Adam vom Tourismus-Service sowie Vertreter des ADFC und von Wennigsen for Future. Bis zur nächsten Sitzung wollen sie eine Übersicht aus allen geplanten Maßnahmen inklusive der zu beteiligenden Behörden erstellen.
Das neue Radverkehrskonzept löse den veralteten Vorgänger ab und schaffe somit eine der Voraussetzungen für die Zertifizierung zur fahrradfreundlichen Kommune, erläuterte Ingo Laskowski vom ADFC Wennigsen-Barsinghausen. „In Wennigsen ist jeder Ort mit einem Radweg verbunden“, betonte er am Mittwoch vor der Jury. Ausnahme sei ein kurzes Stück zwischen Degersen und Wennigsen.
Eben diesen Bereich an der Degerser Straße schaute man sich auch mit der Jury an. Laut Laskowski liegt dort Wennigsens Unfallschwerpunkt für Radfahrer. Aber Besserung naht – die Straße steht vor der Sanierung. Im Zuge der Arbeiten soll der Bereich auch gleich fahrradfreundlich umgebaut werden.
Laskowski betonte, dass sämtliche Radwege in Wennigsen bereits die erforderliche Breite von zwei Metern haben. „In Holtensen haben wir den ersten zukunftsorientierten Radweg, der noch breiter ist“, sagte er. 2,50 Meter misst die in beide Richtungen freigegebenen Radspur entlang der Hamelner Straße. Sie war im Zuge der Sanierung der B217 gebaut worden.
Auch bei der Präsentation im Rathaus konnte Wennigsen vor der Jury punkten. So entstand ein facettenreiches Bild von der Fahrradaktivitäten der Gemeinde. Beispielsweise berichtete Laskowski vom seit Jahren herausragenden Abschneiden beim Wettbewerb. „Stadtradeln“. So landete das kleine Wennigsen im regionsweiten Vergleich wieder in mehreren Kategorien auf dem ersten Platz – und fuhr die zweitmeisten Kilometer aller Kommunen. Nur die Landeshauptstadt schaffte mehr.
Erste Gemeinderätin Jacqueline Gebauer warf ein, dass der Gemeinderat beim Stadtradeln als fahrradaktivstes Kommunalparlament der Region das Lastenrad „Hannah“ gewonnen hat. Es kann seitdem öffentlich ausgeliehen werden. Winfried Deppe von Wennigsen for Future erwähnte das 24-Stunden-Radeln, das sich aus dem Stadtradeln entwickelt hat. Um Kilometer für den Wettbewerb zu sammeln, wurde 24 Stunden am Stück „zwischen Rüben- und Kartoffelacker“ in die Pedale getreten. „Da entsteht ein unglaublicher Spirit“, schwärmte Deppe.
Das Format hat auch das Interesse der Nachbarkommunen geweckt. „Hemmingen will das im nächsten Jahr auch machen“, verriet Deppe. Man habe in Wennigsen bereits um Unterstützung angefragt. Bürgermeister Ingo Klokemann (SPD) betonte indes die gute Zusammenarbeit in Wennigsen: „Wir wollen das Thema Radverkehr aus den verschiedenen Gesichtspunkten befördern.“ Und Wirtschaftsförderer Remo Gaubatz ging in seinem Vortrag auf das neu in der Verwaltung gebildete Radverkehrsteam ein.
In Holtensen wurde die Radlergruppe von Ortsbürgermeister Wilhelm Subke (SPD) empfangen. Dort konnte sich die Jury ihr eigenes Bild von dem neuen Komfortradweg machen. Von dort ging es weiter in Richtung Argestorf, wo am Ortseingang aus Richtung Bredenbeck ein Unfallschwerpunkt entschärft werden soll. Vor einer scharfen Rechtskurve müssen Radfahrerende vom Radweg auf die Straße wechseln. Das soll mittels eines Schutzstreifens sicherer werden.
Unterwegs äußerte sich Jurymitglied Eike Lengemann sehr positiv über die gute Zusammenarbeit von Gemeinde und ADFC. Beim dritten und letzten Halt an der Hülsebrinkstraße erklärte Bürgermeister Klokemann die Funktionen der Fahrradreparaturstation.
Dann ging es zurück zum Rathaus, wo sich die sechsköpfige Jury hinter verschlossenen Türen. Ob Wennigsen das angestrebte Zertifikat erhält und in Zukunft mit dem Titel Fahrradfreundliche Kommune Pluspunkte bei Ausflüglern oder bei der Vergabe von öffentlichen Fördergeldern sammeln kann, gibt das Land am 15. Dezember bekannt.