Ein Ort der Erinnerungund der Kulturgeschichte

Friedhöfe sind weit mehr als Stätten der Bestattung. Sie sind Spiegelbilder gesellschaftlicher Entwicklungen, Orte der Trauer, des Trostes und der Besinnung – zugleich aber auch lebendige Kultur- und Naturräume. In vielen Städten dienen sie als grüne Lungen, als Refugien für Flora und Fauna und als steinerne Archive, in denen sich Epochen und Biografien ablesen lassen. Schon im 19. Jahrhundert wurden repräsentative Anlagen geschaffen, die nicht nur dem Gedenken dienten, sondern auch als Parklandschaften zur öffentlichen Nutzung gedacht waren. Hier verband sich Pietät mit einem neuen Verständnis von urbanem Leben.

Die Idee, den Friedhof stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, führte zur Einrichtung eines bundesweiten Aktionstags: Seit dem Jahr 2001 wird in Deutschland regelmäßig der „Tag des Friedhofs“ begangen. Initiatoren waren Friedhofsgärtner, Kommunen und kulturelle Institutionen, die damit ein Signal setzen wollten: Friedhöfe sind keine Randthemen, sondern Teil des gemeinschaftlichen Lebens, das sich von der Vergangenheit bis in die Gegenwart erstreckt. Das Datum liegt traditionell im September, um den Übergang vom Sommer in die herbstliche Gedenkzeit symbolisch aufzugreifen.

Der „Tag des Friedhofs“ im Jahr 2025 steht im Zeichen einer doppelten Botschaft: „endlich und lebendig”. Er erinnert an die Geschichte der Bestattungskultur und eröffnet zugleich Perspektiven für neue Formen des Erinnerns. Zahlreiche Städte und Gemeinden beteiligen sich mit Führungen, Konzerten, Kunstaktionen oder Vorträgen. Besonders im Fokus stehen Themen wie die Nachhaltigkeit moderner Bestattungsformen, die Pflege historischer Grabstätten und die Rolle des Friedhofs als Ort interkultureller Begegnung.

Für Besucherinnen und Besucher ergibt sich die Möglichkeit, Friedhöfe neu zu entdecken: als Stätten der Kunstgeschichte, als Freiluftgalerie von Bildhauerei und Architektur, als Orte der Umweltbildung oder schlicht als Ruhepol im städtischen Alltag. Damit trägt der Aktionstag dazu bei, eine breitere Wertschätzung für die Vielschichtigkeit dieser Einrichtungen zu fördern. Er macht sichtbar, dass Erinnerung nicht nur Vergangenes bewahrt, sondern auch Zukunft gestaltet – im Bewusstsein einer gemeinsamen Kultur des Gedenkens.

Wer sich intensiver informieren möchte, findet auf den Internetseiten www.tag-des-friedhofs.de sowie bei den lokalen Friedhofsverwaltungen aktuelle Programme und Hintergrundinformationen.





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