Familie Hundertmark
feiert ihren Hofladen
Landwirtschaftlicher Familienbetrieb begann vor 65 Jahren
mit der Direktvermarktung seiner Erzeugnisse im eigenen Geschäft

Familie Hundertmark feiert ihren Hofladen. Seite 3
Gehrden. Wenn Landwirt Uwe Hundertmark über die Entwicklung des eigenen Familienbetriebes spricht, hebt er bewusst die Direktvermarktung hervor. „Unseren Hofladen gibt es seit dem Jahr 1960.“ Das sei vielen Menschen gar nicht richtig bewusst. Was der 66-jährige Landwirt auch betont: Im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Unternehmen mit langer Tradition sei die Betriebsgeschichte des Hofes Hundertmark geradezu überschaubar. Trotzdem gibt es jetzt einen Grund zum Feiern: das 65-jährige Bestehen des kleinen Geschäftes an der Großen Bergstraße.

„Mein Großvater Fritz war noch Lehrer in der Roten Schule am Nedderntor“, erzählt Hundertmark. Erst dessen Sohn Hans, Uwe Hundertmarks Vater, habe dann eine landwirtschaftliche Ausbildung gemacht. „Mein Vater hatte schon früh großes Interesse an Tieren und Ackerland“, sagt Uwe Hundertmark. Weil er jedoch keinen eigenen Hof mit Land besessen habe, sei er zunächst als landwirtschaftlicher Verwalter bei einem anderen Betrieb angestellt gewesen. „Im Jahr 1958 hat er sich dann mit einigen kleinen Flächen im Bereich des Gehrdener Berges selbstständig gemacht“, erzählt der 66-jährige Sohn.

Wegen der überschaubaren Flächengröße setzte Betriebsgründer Hans Hundertmark auf Tierhaltung und Gemüseanbau: „Das ist bei kleinen Flächen am wirtschaftlichsten“, erklärt Uwe Hundertmark. Sein vor 14 Jahren verstorbener Vater hielt Kühe, Schweine und Hühner, baute Gemüse sowie Obst an. „Er hat damals schon drei Lebensmittelgeschäfte mit frischem Obst, Gemüse und Eiern beliefert“, berichtet Hundertmark.

Schnell wuchs der Betrieb: „Hier und dort kamen neue Flächen dazu. Im Jahr 1959 wurden auf dem Hof Stall und Scheune errichtet“, erzählt Hundertmark. Ein Jahr später habe in diesem Gebäude – neben dem 1904 erbauten Wohnhaus der Großeltern – die Direktvermarktung der eigenen Erzeugnisse in einem Laden begonnen: „Dazu gab es frische Milch von den eigenen Kühen“, sagt der Sohn des Geschäftsgründers.

Die Milchkammer war ein beliebter Treffpunkt. „Die Leute wussten genau, wann bei uns gemolken wird“, sagt Hundertmark. Die Kundschaft sei ein gesellschaftlicher Querschnitt gewesen: „Vom einfachen Arbeiter bis zum Krankenhausarzt haben sich alle frische Milch geholt“, sagt der 66-Jährige.

Hundertmark selbst übernahm den väterlichen Betrieb 1985 - zunächst im Nebenerwerb. Er habe nach der Schulzeit eine Ausbildung zum Getreide- und Großhandelskaufmann gemacht, sei dann beim Agrarhandelsunternehmen Agravis angestellt gewesen. Etliche Firmenlehrgänge vermittelten ihm das Wissen, um nebenberuflich auch den landwirtschaftlichen Betrieb zu führen. „Im Jahr 2000 habe ich bei Agravis gekündigt und auf Vollerwerb im Familienbetrieb umgestellt“, sagt er. Auch in zweiter Generation wuchs der Betrieb weiter: Uwe Hundertmark eröffnete einen Spezialreifenhandel für landwirtschaftliche Fahrzeuge – mit einem Lager in einer kleinen Halle an der Großen Bergstraße.

„Ich habe bei Agravis 20 Jahre lang in der Reifenabteilung gearbeitet und mir gedacht, dass ich das auch selber machen kann“, begründet er die Geschäftserweiterung. Vor etwa vier bis fünf Jahren habe er dieser Sparte noch ein kleines Lohnunternehmen angegliedert. „Wir streuen auf landwirtschaftlichen Böden zum Beispiel Kalk“, sagt Hundertmark über das Unternehmens „Reifen – Räder – Agrarservice“.

Das mehrgleisige Geschäftsmodell beschreibt Hundertmark mit einem Augenzwinkern: „Wir leben auf drei Etagen: der Hofladen im Wohnhaus ganz oben, in der Mitte der Stall und Scheune, unten die Reifenhalle.“ Seit mehr als zehn Jahren veranstaltet die Familie auf dem Hof auch einen Weihnachtsmarkt.

Neben der Reifenhalle ist ein Verkaufsautomat für Erzeugnissen wie Eier, Kartoffeln, und Mehl zu finden. Einen weiteren Automaten betreibt die Familie an der Straße Dammtor. Der landwirtschaftliche Betrieb ist vielfältig aufgestellt. Angebaut werden Zuckerrüben, Kartoffeln, Gerste, Weizen, Raps und Dinkel. Der Dinkel werde in einer Windmühle zu Mehl vermahlen, um dann im Hofladen und Bäckereien angeboten zu werden, so Hundertmark.

Die Familien unterhält auch drei Hühnermobilställe auf Wiesen in der Umgebung. Die frischen Eier werden nicht nur im Hofladen und in den Automaten verkauft, sondern auch in Filialen des Gehrdener Backhauses, im Rewe-Markt und im Dorfhaus Lenthe.

Die naturnahe Haltung von 20 Mutterkühen als Fleischrinder ist ein weiterer Geschäftszweig. „Das Fleisch wird nach der Schlachtung bei einem Bio-Schlachter in Zehn-Kilogramm-Kisten vermarktet“, berichtet Hundertmark. Dafür nehme er teilweise Vorbestellungen mit einem halben Jahr Vorlauf entgegen.

Um Fortbestand des Betriebes sorgt sich der Landwirt nicht: Seine beiden Söhne Max-Ludwig und Florenz-Leon seien beide staatlich geprüfte Landwirte. Personal beschäftigen die Hundertmarks nicht. „Wir sind ein reiner Familienbetrieb“, sagt der Sohn des Betriebsgründers.

Die Familie Hundertmark lädt für den morgigen Sonntag, 14. September, zu einem Fest auf dem Hof an der Große Bergstraße 52 in Gehrden ein. Anlässlich des 65-jährigen Bestehens des Hofladens stehen von 11 bis 18 Uhr zahlreiche Aktionen und Angebote auf dem Programm. Geplant sind unter anderem eine Fahrzeugschau mit landwirtschaftlichen Oldtimern und moderner Technik. Zu den kulinarischen Angeboten zählen Gegrilltes, Pizza aus einem mobilen Ofen sowie Kaffee und Kuchen. Außerdem wird ein Schmied seine Arbeit vorführen. Der Hofladen wird auch geöffnet sein. Der Eintritt zum Hoffest ist kostenlos.

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