Gedacht sind die bunten Gestalten für die viel befahrene Deisterstraße. Die flachen Schilder sehen aus wie Schulkinder und sollen Autofahrer auf Fußgänger aufmerksam machen. Dass Maßnahmen auf der Ortsdurchfahrt nötig sind, ist seit etlichen Jahren Thema im Ortsrat. Denn frühere Messungen zeigen, dass hier bis zu 61 Prozent der Autofahrer zu schnell fahren – manche sogar mit mehr als Tempo 100.
„Die Puppen sind auffällig gestaltet und können so die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Maßnahme soll vorbeugend wirken und Autofahrer dazu anhalten, ihre Geschwindigkeit anzupassen – insbesondere in Bereichen, in denen Kinder unterwegs sind“, erläutert Monika Badstieber, die seit 23 Jahren ehrenamtlich beim DRK tätig ist. Für Lemmie habe sie sich gern um diese Aktion gekümmert. „Wir haben hier eine tolle Gemeinschaft.“
Holzfiguren dieser Art hatte es zuletzt bis vor zwei Jahren schon einmal gegeben. Damals waren es vier Exemplare – ebenfalls vom DRK Lemmie gespendet, allerdings in die Jahre gekommen und teilweise auch zerstört. Jetzt hoffen DRK und Ortsrat einmal mehr auf den Effekt, den die Schilder auslösen sollen.
Dass die Schulkind-Figuren nur einen sehr kleinen Beitrag für die Gesamtsituation leisten können, ist allen klar. Denn der größte Gefahrenpunkt wird damit nicht entschärft: die Kreuzung von Deisterstraße, Bröhnrehr und Alte Bahnhofsstraße. Aus vier Richtungen trifft dort wenige Meter hinter der Ortseinfahrt aus Richtung Weetzen der Verkehr aufeinander.
Auch für Fußgänger ist die Kreuzung ein zentraler Knotenpunkt, denn für zahlreiche Dorfbewohner führt hier der Weg entlang zur Kita und zur Schule. „Es gibt einen Überweg weiter oben, aber Kinder laufen lieber dort über die Straße, wo der Weg am kürzesten ist“, erzählt Michael Hautau vom DRK Lemmie von seinen Beobachtungen. Doch auch für Autofahrer ist der Kreuzungsbereich unübersichtlich. Wer aus Richtung Sorsum kommt, kann nicht links um die Ecke schauen, ob ein Fahrzeug kommt.
Dafür ist zwar ein Spiegel auf der gegenüberliegenden Straßenseite angebracht worden. Doch „den sieht eigentlich kaum jemand“, so Hautau. Ebenso wenig Erfolg hat das Stoppschild, das Fahrer aus Richtung Gehrden zum Anhalten an der Deisterstraße zwingen soll. Daran halte sich kaum wer, sind sich Monika Badstieber und Michael Hautau einig.
Einen Unfall mit Verletzten habe es an der Kreuzung zwar noch nicht gegeben, wohl aber „kleinere Unfälle mit Blechschäden“, berichtet Henning Rehren, stellvertretender Ortsbürgermeister von Lemmie. Viel los sei besonders in den frühen Morgenstunden. „Da steht der Bus hier fünf Minuten lang, weil so viel Verkehr herrscht, dass er nicht abbiegen kann“, so Hautau.
Bemühungen seitens der Politik, für die Ortsdurchfahrt eine Tempo-30-Zone umzusetzen, scheiterten zuletzt. Trotz eines einstimmigen Ortsratsbeschlusses, intensiver Bürgerbeteiligung und einer 22-seitigen Gefahrenanalyse sieht die Region keine rechtliche Grundlage für eine Änderung. Einen entsprechenden Antrag des Ortsrates lehnte die Behörde in diesem Jahr ab.
Fortsetzung auf Seite 3„Wir sind daraufhin hellhörig geworden und haben uns nochmals an die Region gewandt“, sagt Henning Rehren. Dort habe es entgegen anderer Nachrichten geheißen, dass noch nichts abschließend entschieden sei. Daher wollen die Lemmier Politiker nicht klein beigeben. „Ulrike Urban hat sich mit Frau Radke von der Verkehrsbehörde in Verbindung gesetzt und ihr alle Infos gesandt, die wir zusammengetragen haben“, so der stellvertretende Ortsbürgermeister. Man hoffe nun, dass sie sich alles anschaut, bewertet und doch zugunsten von Lemmie entschiedet.
Alternativ zu Tempo 30 hat der Ortsrat eine weitere Vision davon, wie der Raserei Einhalt geboten und die Unübersichtlichkeit an der Gefahrenkreuzung verbessert werden könnte. „Wir wünschen uns einen Kreisel mit Zebrastreifen. Das verlangsamt den Verkehr und man muss von allen Seiten aufpassen“, erläutert Rehren. Als Beispiel nennt er den Verkehrskreisel in Gehrden am Lidl-Markt, wo Ronnenberger Straße, Schulstraße, Nedderntor und Stadtweg aufeinandertreffen. Diese Verkehrsregelung sei sehr gelungen, betont auch Michael Hautau.
Solange sich in Lemmie seitens der Region weiterhin nichts tut, wollen die Dorfbewohner selbst aktiv werden – mit Aktionen wie der des DRK. Eine Figur soll künftig in der Ortsmitte stehen, eine an der Ortsausfahrt Richtung Weetzen und eine an der Ortseinfahrt aus Richtung Degersen.