„Die Eltern haben damals einen Kindergarten gesucht, den es in der Form noch nicht gab“, sagt Theresa Reinecke, Leiterin des Kindergartens Pusteblume. Es ging um Flexibilität. Denn in dem 1975 noch überschaubaren Angebot an Einrichtungen und Trägern waren die Konzepte sehr starr. Betreuung von 8 bis 12 Uhr, jeden Tag. „Wer das nicht wollte, war erstmal außen vor“, so Reinecke.
Also nahm man die Sache selbst in die Hand, gründete und einen Spielkreis. Der Verein Eltern-Kinder-Gruppe wurde aus der Taufe gehoben und ein kleiner Raum an der Wennigser Hauptstraße angemietet.
Dort kamen anfangs eine Handvoll Eltern zusammen. Wer zwischendurch einkaufen oder andere Dinge erledigen musste, konnte den Nachwuchs so lange im Spielkreis lassen. „Es war ein Geben und Nehmen. In erster Linie ging es um eine kurzzeitige Entlastung“, sagt Reinecke.
Das Angebot sprach sich schnell herum – und die Nachfrage war offensichtlich da. Jedenfalls kamen schnell immer mehr Eltern dazu. Schließlich stellte der Verein zur Unterstützung eine pädagogische Fachkraft ein. Für die Eltern war es eine Entlastung. Sie konnten sich jetzt in Gruppen aufteilen, die alle zwei bis drei Tage durchwechselten.
Vor rund 30 Jahren war es dann an der Zeit, größer zu denken. Ein bisschen Zufall war auch dabei, als jemand aus der Elternschaft auf den Rohbau an der Max-Planck-Straße in Degersen aufmerksam wurde. Der Bauherr hatte noch keine Mieter. Man wurde sich schnell einig, sodass Wünsche für den Innenausbau noch berücksichtigt und die Toiletten auch gleich kindgerecht eingebaut wurden.
„2006 sind wir offiziell als Kindergarten anerkannt worden und haben auch unseren Namen Pusteblume bekommen“, blickt Reinecke zurück. Die Betreuungszeit lag anfangs zwischen 8 und 13 Uhr, konnte über die Jahre aber immer weiter ausgedehnt werden. Mittlerweile ist von 7.30 bis 15 Uhr für die Kinder gesorgt.
Reinecke ist seit elf Jahren Leiterin des Kindergartens. Neben ihr arbeiten noch sechs weitere pädagogische Fachkräfte mit den insgesamt 32 Kindern. „Das ist ein sehr guter Betreuungsschlüssel“, betont sie. Bei Bedarf und bestimmten Angeboten kommen sogar noch Mütter und Väter hinzu. „Letztes Jahr haben die Eltern ein komplettes Zirkusprogramm organisiert“, freut sich die Leiterin.
Wer sein Kind in der Kita Pusteblume betreuen lassen möchte, tritt in den Trägerverein Eltern-Kind-Gruppe Wennigsen ein. Die Mitgliedschaft ist mit dem Betreuungsvertrag gekoppelt – und Mitarbeit im Verein ausdrücklich erwünscht. Jeder habe sein eigenes Steckenpferd. Die Eltern bringen sich etwa in der Gartenarbeit ein, übernehmen Posten im Vorstand, backen Kekse in der Weihnachtszeit oder springen ein, wenn die Reinigungskraft ausfällt. „Viele Dinge funktionieren gemeinsam besser als alleine. Man macht es für den Kindergarten und für die Kinder“, betont Reinecke.
Daraus ergibt sich eine besondere Partnerschaft zwischen Erziehenden und Eltern. Man kennt sich, duzt sich, weiß, wo die anderen wohnen und kennt deren Familiensituation. „Ich schätze diese Nähe. Das hilft uns in der Arbeit mit den Kindern extrem“, sagt die Leiterin.
Gleichwohl hat sich in den vergangenen 50 Jahren auch die Elternarbeit verändert. Der Beruf nimmt heute bei vielen Müttern und Vätern mehr Raum ein. Häufig sind beide berufstätig und haben dementsprechend wenig Freizeit. „Früher haben die Eltern Basare und Flohmärkte organisiert. Mittlerweile gibt die Zeit das nicht mehr her“, weiß Reinecke. Jeder müsse eben schauen, wie man Beruf, Familie und Kindergarten unter einen Hut bringt.
An manchen Pflichtaufgaben führt kein Weg vorbei. Wie in jedem Verein müssen Vorstandsposten besetzt werden. Das ist für Berufstätige schon fast ein Zweitjob, gerade wenn mal wieder viele Themen anstehen. Nur so kann der Verein und somit letztlich auch die Kita weiterbestehen. „Man gibt sehr viel, aber bekommt auch sehr viel zurück“, sagt Reinecke und unterstreicht: „Hier wird nicht nur ein Kind abgestellt und nach sieben Stunden wieder abgeholt.“
Am Ende profitieren alle – auch von der Vielfalt. Bei 32 Kindern kommen jeden Tag unterschiedliche Kulturen und Religionen zusammen. Kinder, Erziehende und Eltern lernen unterschiedliche Feste und Speisen kennen. Reinecke nimmt diese Vielfalt dankend an: „Wir haben auch mehrere syrische Familien, die eine andere Sprache mitbringen und die sich trotz gelegentlicher Sprachbarrieren genauso einbringen wie alle anderen auch.“