Jugendrotkreuz brauchtErste Hilfe für den Nachwuchs
In Barsinghausen muss der wichtige Unterricht mit Kindern und Jugendlichen immer wieder abgesagt werden. Es sind nur noch zwei Gruppenleiter übrig, Verstärkung wird gesucht.

Barsinghausen. Es sind Zahlen, die nicht schönzureden sind: Das Jugendrotkreuz Barsinghausen musste im vergangenen Jahr nahezu jede monatliche Gruppenstunde der Kinder zwischen sechs und 12 Jahren absagen. Bei den Kindern ab zwölf Jahren ist es jede vierte Stunde, die ausfallen muss. Und das aus einem einfachen Grund: „Wir haben zu wenig Gruppenleiter“, sagt Fabian-Malte Thiedemann, Leiter des Jugendrotkreuzes in Barsinghausen.

Genauer gesagt sind es derzeit nur zwei Gruppenleiter, nämlich Thiedemann selber und Vivian Kopytziok. Und das kann problematisch werden. „Wir sind beide im Rettungsdienst im Einsatz, haben Schichtdienste oder sind mal krank“, erklärt die 21-Jährige. Thiedemann ist zudem in der psychosozialen Notfallversorgung im Einsatz und rückt im Bedarfsfall bei der Betreuung von Kollegen oder Angehörigen bei besonderen Lagen oder schweren Bahn- und Autounfällen aus. „Solchen Fälle sind aber eben leider immer akut und dann wichtiger als die Gruppenstunden“, bedauert Thiedemann.

Noch vor einiger Zeit waren es fünf Gruppenleiter. „Doch viele beginnen eine Ausbildung oder ein Studium und haben dann weniger Zeit oder ziehen weg“, sagt der 22-Jährige. Neue Gruppenleiter finden sich immer schlechter. „Viele haben Angst davor, Verantwortung zu übernehmen“, sagt Thiedemann. Schließlich gehe es um die Beaufsichtigung von Kindern und eben auch um Einschränkungen in der Freizeit. Doch was bedeutet der ständige Ausfall für das JRK? „Aus den Gruppen entsteht unser Nachwuchs für die Jugendarbeit, aber auch für das Deutsche Rote Kreuz“, sagt der 22-Jährige.

Immer mit dabei sind die zwölfjährige Laura und die 16-jährige Emily. „Ich wollte schon immer Rettungssanitäterin werden und bin dann über einen Freund zum JRK gekommen“, erzählt Emily. Dass der Unterricht manchmal ausfallen muss, sei ärgerlich. „Aber man kann eben nichts dagegen machen, ich komme trotzdem weiterhin“, sagt sie. So sieht es auch Laura. „Es geben sich alle immer ganz viel Mühe, dass es stattfinden kann“, lobt sie.

Auch andere Eltern und die Kinder würden meistens Verständnis für den Ausfall zeigen, so Thiedemann. „Aber wir sind trotzdem besorgt, dass irgendwann niemand mehr kommt“, sagt er. Schließlich würde sich das herumsprechen, dass ständig Gruppenstunden abgesagt werden müssen. Und auch für die Thiedemann und Kopytziok ist es jedes Mal ärgerlich, eine Stunde zu canceln. „Es ist keine leichte Entscheidung – jede Gruppenstunde wird mit viel Engagement und Vorbereitung geplant, um den Kindern und Jugendlichen ein spannendes und lehrreiches Erlebnis zu bieten.“

Lehrreich ist genau das richtige Stichwort, denn darum geht es in den Gruppenstunden. Die Kinder lernen einiges rund um Erste Hilfe oder das Absetzen eines Notrufs. „Es ist so wichtig, dass mehr Menschen retten können und richtig handeln“, sagt Thiedemann. Dabei könnten die Kinder ihren Eltern auch oftmals noch etwas beibringen. „Viele machen einen Erste-Hilfe-Kurs zum Führerschein, dann aber leider nie wieder“, sagt Kopytziok. Umso wichtiger ist es, dass das schon die Kleinsten genau das lernen.

Wer dem JRK gerne helfen möchte, ist herzlich willkommen, so Thiedemann. Pädagogische oder medizinische Vorkenntnisse seien nicht zwingend erforderlich, dafür aber der Spaß an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Eine entsprechende Ausbildung zum Gruppenleiter (Juleica) werde vom DRK angeboten und auch die Kosten dafür übernommen. Interessierte können sich direkt an den DRK-Ortsverein in der Knappschaftsstraße wenden oder per E-Mail an jrk@drk-barsinghausen.de. In der Hoffnung, dass die Jungen und Mädchen sich schon ganz bald wieder regelmäßig auf ihre Gruppentreffen freuen können.

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