Im Sportheim endet eine Ära
Mit ihrer Gaststätte hat Familie Schader 40 Jahre das Vereinsleben und die Dorfgemeinschaft in Northen-Lenthe geprägt. Jetzt ist damit Schluss. Und die Stadt sucht neue Pächter.

Nach 40 Jahren ist Schluss: Jenny (links), Sabine und Florian Schader geben den Gaststättenbetrieb im Sport- und Dorfgemeinschaftshaus Northen-Lenthe auf.Foto: Ingo Rodriguez
Northen-Lenthe. Lange Kneipennächte mit gut gelaunten Dorfkickern, große Feiern – und immer wieder das beliebte Grünkohlessen im Februar. Familie Schader hat mit ihrem Gaststättenbetrieb im Sport- und Dorfgemeinschaftshaus Northen-Lenthe in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich das Vereins- und Dorfleben mitgeprägt. Doch nun zieht die Familie nach 40 Jahren einen Schlussstrich: Sie steigt aus der Gastronomie aus und wagt einen Neubeginn.

„Die vergangenen Jahre haben uns viel Kraft und Energie gekostet“, sagt der 37-jährige Florian Schader. Gemeinsam mit seiner Frau Jenny hatte er das Lokal im August 2017 von seinen Eltern übernommen. Mutter Sabine war bis zuletzt weiterhin in der Küche im Einsatz.

Die 66-Jährige erinnert sich noch gut an die Anfänge. Sie zeigt die Einladung zur Eröffnungsfeier am 15. November 1985, als sie einst mit ihrem Ehemann Bernhard das Restaurant im Sportheim übernahm. „Berni“ – so der Spitzname des gelernten Kochs – kickte selbst für den SV Northen-Lenthe und war 20 Jahre lang Vereinsvorsitzender. „Er kannte jeden und war die gute Seele des Sportheims“, sagt Sabine Schader über ihren vor einem Jahr verstorbenen Mann.

„Die Zeiten haben sich sehr geändert“, berichtet sie. Als sie mit ihrem Mann den Betrieb begonnen hatte, war das Angebot noch sehr überschaubar. „Es gab Flaschenbier aus Kisten.“ Und es gab den „Hungerturm“. „Das war ein kleiner Kühlschrank, in dem geschmierte Brötchen und Frikadellen angeboten wurden.“

Um den Service zu verbessern, renovierte das Gastronomenpaar kurz nach der Geschäftsübernahme. „Es wurde auch eine Küche eingebaut. Vorher gab es nur einen Elektroherd“, erzählt Sabine Schader. Fortan wurden auch Klassiker wie Schnitzel und Currywurst serviert. Die Gaststätte war ein beliebter Ort für Familienfeiern und Jubiläumsfeste. Genutzt wird ein Teil der Räume bis heute auch für Sitzungen des Ortsrates und für Versammlungen.

Nach den Trainings- und Spieltagen der Dorfkicker ging es im Sportheim oft hoch her. „Die Spieler haben früher bis nach Mitternacht bei uns gegessen und Bier getrunken“, erzählt Schader. Auch Sohn Florian erinnert sich an diese Zeit. „Das war damals noch eine Raucherkneipe. Manchmal konnte man im dichten Qualm kaum das andere Ende des Tresens sehen“, sagt er amüsiert. Seine Mutter wird nachdenklich: „Dass die Gäste in drei Reihen bei uns vor der Theke standen, gibt es längst nicht mehr.“

Ein erster großer Umbruch kam vor gut 20 Jahren mit dem Rauchverbot in der Gastronomie. „Das hat viel Gemütlichkeit genommen“, meint die langjährige Köchin. Eine weitere Negativentwicklung aus ihrer Sicht: „Die Generation der Skatgruppen ist ausgestorben.“

Der Entwicklung zum Trotz übernahm Sohn Florian vor acht Jahren die Gaststätte von den Eltern. Der heute 37-Jährige ist gelernter Fleischer und Koch. Ehefrau Jenny kam als Quereinsteigerin mit dazu, Mutter Sabine machte als Angestellte in der Küche weiter. „Wir haben 2018 noch einmal modernisiert“, betont der Sohn.

Es häuften sich aber die „Nackenschläge“, wie er sagt. „Als wir gerade unsere Speisekarte aufgepeppt hatten, lief der Laden richtig super.“

Doch dann kam die Corona-Pandemie mit den Kontaktbeschränkungen. „Die Corona-Krise haben wir nur überstanden, weil viele Stammgäste zwei- bis dreimal pro Woche bei uns Essen bestellt und abgeholt haben“, berichtet Schader.

Das nächste Problem: die Sanierung der Kreisstraße vor dem Sportheim im Jahr 2022. „Wir waren wie abgeschnitten“, sagt Schader. Diese Krise habe der Betrieb nur wegen der großen Unterstützung des Northener Ortsbürgermeisters Friedhelm Meier (SPD) gemeistert.

„Er hat sich sehr für Wegerechte eingesetzt, damit die Gaststätte zu erreichen war.“

Der 37-Jährige nennt weitere Schwierigkeiten, die der Familie den nun beschlossenen Ausstieg erleichtert hätten. „Das Vereinsleben nimmt ab, und am Standort gibt es keine Laufkundschaft.“ Auch habe es sich „eingebürgert“, dass Vereinsmitglieder sich ihre eigenen Getränke zum Training mitbringen.

Ein „einschneidendes Erlebnis“ war für die Familie der Tod des Vaters. „Plötzlich sieht man, wie schnell es gehen kann“, sagt Florian Schader. Er und seine Frau wollten künftig „geregelte Arbeitszeiten, regelmäßiges Gehalt und auch Urlaub“ haben. „Vor einem Jahr haben wir den Laden das erste Mal überhaupt für zwei Wochen geschlossen“, berichtet er. Das hohe Arbeitspensum sei nicht dauerhaft durchzuhalten.

Schader wird künftig nach seiner kürzlich bestandenen Prüfung als angestellter Schädlingsbekämpfer arbeiten. Auch seine Frau hat bereits einen festen Job. Den Schlüssel für die Gaststätte haben sie schon abgegeben.

Die Stadt Gehrden will den Gastronomiebetrieb nun neu verpachten. Auskünfte über mögliche Interessenten gibt die Verwaltung während der Bewerbungsphase nicht. Weitere Informationen für Interessierte sind auf der Internetseite der Stadt Gehrden zu finden.

Ganz aus den Augen verlieren werden die Gäste des Sportheims die Schaders aber nicht: Mit seiner Ehefrau und den beiden gemeinsamen Kindern bleibt Florian Schader als Mieter in der Wohnung über der Gaststätte.

„Ich trainiere ja auch noch eine Jugendmannschaft des Sportvereins“, betont er.

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