Ein Naturpark, so warb Palandt im Ratsausschuss für Klima, Umwelt und Energie, könne viele Vorteile für Gehrden bringen. Als Beispiele führt er bessere Wander- und Radwege an, eine Stärkung des Tourismus, aber auch von Landwirtschaft und Dorfentwicklung.
Auch Fördergeld von Land, Bund oder der EU wäre leichter zu bekommen – etwa für Umweltbildung oder Kulturprojekte. „Bereits heute gibt es vom Land Niedersachsen jährlich mindestens 100.000 Euro Grundförderung für Naturparks“, so Palandt. Gleichzeitig könnten sich die Kommunen in der Region enger vernetzen und gemeinsam nachhaltige Ideen umsetzen.
Ein Naturpark ist laut niedersächsischem Umweltministerium ein großes Gebiet, das besonders gut für Naturerlebnis, Erholung und nachhaltige Entwicklung geeignet ist. Ziel ist es, Natur zu schützen und nachhaltigen Tourismus zu fördern – ohne neue gesetzliche Einschränkungen.
Laut Bundesnaturschutzgesetz müssen für einen Naturpark mindestens 40 Prozent des Gebiets bereits unter Landschafts- oder Naturschutz stehen. In seinem Vortrag verwies Palandt immer wieder auf den Naturpark Steinhuder Meer als Vorbild.
Im Kern ist die Idee nicht neu: Schon 2021 hatte die Region in Wennigsen, Barsinghausen und Springe für einen „Naturpark Deister” geworben und eine Machbarkeitsstudie angeschoben. Die Idee, für die damals auch Palandts Vorgängerin Christine Karasch (CDU) warb: Infozentren und Park-Ranger könnten den Höhenzug attraktiver machen und Probleme – etwa mit illegalen Mountainbiketrails – lösen.
Doch die Pläne waren zu klein gedacht, wie sich jetzt herausstellte: Die geschützten Flächen im Einzelnen seien nicht ausreichend, um einen Naturpark in der Region umsetzen zu können. „Der Deister allein reicht dafür nicht aus“, sagte Palandt. „Es muss größer gedacht werden.“ Darum wendet sich der Regionsdezernent jetzt auch an Kommunen wie Gehrden, Hemmingen und sogar Seelze.
Welche Kosten auf Gehrden zukämen, wenn die Stadt Teil des „Naturparks Deister und Calenberger Land“ werden würde, ist derzeit noch unklar. Die Stadtverwaltung sieht aktuell keine unmittelbaren finanziellen Auswirkungen. Klar wurde im Ausschuss aber: Es wird Fördergeld für den Naturpark geben – und die Höhe hängt wohl stark davon ab, wie groß das Engagement der einzelnen Kommunen für das Projekt ausfallen wird.
Viele Fragen blieben offen. Insbesondere Landwirte sind skeptisch. Sie wollten von Palandt wissen, was eine Teilnahme für Gehrden in der Praxis bedeute. „Ein Naturpark soll keine zusätzlichen Restriktionen oder Verbote für Landwirtschaft und Forstwirtschaft mit sich bringen“, sagte Palandt. Die ordnungsgemäße Nutzung der Flächen bleibe erlaubt. Bestehende Natur- oder Landschaftsschutzgebiete blieben davon ebenfalls unberührt, hieß es vom Regionsdezernenten.
Doch im Ausschuss gab es auch Zweifel an der Sinnhaftigkeit, „nachhaltigen Tourismus“ zu fördern. Manch einer sorgte sich darum, dass dies „aggressive Rad- und Mountainbiker“ anlocken könne.
Wie am Steinhuder Meer, so entgegnete der Dezernent, könnten Ranger bei Konflikten etwa zwischen Radfahrern und Spaziergängern vermitteln und helfen, Ordnung im Naturpark zu halten. „Es ist nichts Schlimmes“, versuchte er immer wieder zu beschwichtigen.
Um das Vertrauen bei Kritikern zu stärken, soll der Naturpark nicht über eine Verordnung festgelegt werden, sondern durch eine freiwillige gemeinsame Erklärung. Der gesamte Prozess – von der Planung bis zur Gründung – kann etwa zwei Jahre dauern. In dieser Zeit sollen Arbeitsgruppen gegründet, das Gebiet abgegrenzt und ein konkreter Naturparkplan entwickelt werden. Der Park sei dabei kein starres Schutzgebiet mit neuen Regeln, sondern ein freiwilliger Zusammenschluss für gemeinsame Projekte. Kommunen könnten sich beteiligen – und auch wieder aussteigen.
Der Rat hat geschlossen zugestimmt. Die Naturparkpläne wurden zur Kenntnis genommen, und der Bürgermeister darf nun weitere Gespräche mit der Region und den beteiligten Kommunen führen. Die Verwaltung schlägt dem Rat vor, weitere Gespräche mit der Region Hannover und anderen Kommunen zu führen. Erst danach soll der Rat über eine Beteiligung entscheiden. Und dann? Antworten darauf soll der weitere Austausch bringen. Doch der Blick in die Region zeigt: Das Interesse wächst. Neben Gehrden sind auch andere Kommunen wie Hemmingen und Seelze interessiert.
Bis Ende 2025 möchte Palandt einen Grundsatzbeschluss erreichen, der das Interesse der Kommunen am Naturpark bestätigt. Wenn die Kommunen zustimmen, soll ab 2026 eine Arbeitsgruppe konkrete Schritte zur gewünschten Umsetzung planen. Ziel ist eine gemeinsame Vereinbarung zur Beteiligung bis 2027. Erst dann dürfte laut Palandt eine „amtliche Begutachtung, das Projekt als Naturpark eintragen zu lassen“ feststehen. Mit diesem letzten Schritt bekenne sich die Region formell zum Naturpark.