„Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass diese Anfang November vorliegt“, erklärte Christoph Klapproth, Tennet-Referent für Bürgerbeteiligung. Solange von der Bundesnetzagentur kein Raum vorgegeben werde, könne man nicht handeln. Mit dem Ampel-Aus habe Tennet „die Stopptaste gedrückt“. „Wir wissen derzeit nicht, wo wir die Standorte suchen können“, so Klapproth.
Die Verzögerung war laut dem Tennet-Referenten allerdings schon früher ausgelöst worden, denn für den Ost-West-Link wurden im März 2024 noch einmal neue Netzverknüpfungspunkte festgelegt – im Suchraum Dörpen in Niedersachsen und in Klostermansfeld in Sachsen-Anhalt. „Sonst wäre der Präferenzplan jetzt wahrscheinlich schon bestätigt gewesen“, meint Klapproth. Gehrdens Bürgermeister Malte Losert (parteilos) bedauerte, dass jetzt eine „Hängepartie“ folge.
Denn so geht es weiter: Am 23. Februar sind Bundestagswahlen. Die neue Regierung wird in den darauffolgenden Monaten den Bundesbedarfsplan beschließen. „Und dann warten wir auf die Veröffentlichung und die Konsultation der Bundesnetzagentur. Das könnte im Sommer sein, aber wahrscheinlich eher im Herbst“, schätzte Klapproth.
Der Hintergrund: Der Netzbetreiber Tennet hat vor, auf einer Fläche von 40 Hektar einen sogenannten Multiterminal-Hub mit etwa 30 Meter hohen Hallen zu bauen. An diesem Drehkreuz sollen die beiden Stromtrassen Nord-West-Link und Ost-West-Link miteinander verknüpft werden. Allerdings steht der Standort noch nicht fest, denn der Korridor, in dem sich die Trassen überschneiden, reicht grob von Barsinghausen bis zur Grenze Hildesheims.
Weil beide Stromtrassen auf dem Gehrdener Stadtgebiet zwischen Redderse und dem Gehrdener Berg verlaufen sollen, kommt Gehrden als einer von acht möglichen Standorten für das Stromdrehkreuz infrage.
Dagegen hat sich bereits Widerstand aus der Bevölkerung formiert: Die Bürgerinitiative Gegenstrom (BI) will den Bau des gewaltigen Hubs auf dem Landschaftsschutzgebiet verhindern und hat dafür schon Protestaktionen wie eine Menschenkette und ein Fackelaufstellen organisiert, aber auch Gegenvorschläge zu möglichen Standorten eingebracht. Die Stadt Gehrden ist mit der BI laut Bürgermeister Losert weiterhin im Austausch.
Das aktuelle Treffen nutzten die Bürgermeisterin und die Bürgermeister aus Gehrden, Barsinghausen, Wennigsen, Ronnenberg, Seelze, Hemmingen und Pattensen zusammen mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Tilman Kuban, Regionsdezernent Jens Palandt (Grüne) und Klapproth dennoch für weitere Absprachen.
„Weil die Runde erweitert wurde, haben wir jetzt alle erst mal auf Stand gebracht und besprochen, wie wir die Arbeit aufteilen“, erläuterte Pattensens Bürgermeisterin Ramona Schumann (SPD). Schließlich gebe es auch noch die Landkreise, die mit einbezogen werden müssten.
Ein weiteres Thema in der Runde sei die grundsätzliche Frage „Erdverkabelung versus Freileitung“ gewesen, berichtete Kuban. „Die Freileitung wäre günstiger, aber was würde das bedeuten? Welche technischen Möglichkeiten gibt es, und wo kann die Strecke unterirdisch und wo überirdisch verlaufen?“, skizzierte der CDU-Politiker die Fragestellungen aus dem Treffen.
Barsinghausens Bürgermeister Henning Schünhof (SPD) betonte außerdem, dass mit der künftigen Festlegung auf einen Standort die Diskussion keineswegs abgeschlossen sein werde. „Es ist auch von Bedeutung, wie der Trassenverlauf insgesamt geplant wird“, sagte er. Klapproth bestätigte, dass jetzt im Januar für Barsinghausen eigentlich auch der Leitungsverlauf hätte vorgestellt werden sollen. Doch auch dies habe vertagt werden müssen. „Für die Leitung gilt das Gleiche wie für den Hub“, so der Tennet-Referent. Die Runde soll dennoch beibehalten werden und will zukünftig anlassbezogen zusammenkommen.