Ex-Strafgefangene helfen Schülern bei Prävention
Didaktische Leiterin initiiert Projekt an der
Marie-Curie-Schule in Zusammenarbeit mit dem Projekt CrimEx

Mit Sachkenntnis und Leidenschaft in der Prävention: Die Ex-Häftlinge Steven Piekert (von links) und Benjamin Targan sind auf Einladung der didaktischen Leiterin Silke Brockmann zu Gast in der Marie-Curie-Schule Foto: Heidi Rabenhorst
Ronnenberg. Die Schülerinnen und Schüler des neunten Jahrgangs der Marie-Curie-Schule erleben in dieser Woche ein ganz besonderes Angebot: Anstelle des gewohnten Unterrichts in Mathe oder Deutsch erwartet sie eine Kriminalitätsprävention mit wahren „Experten“. In drei intensiven Stunden erhalten sie von zwei ehemaligen Strafgefangenen Einblicke in die Realität des Gefängnislebens und erfahren, warum ein Leben in Kriminalität der falsche Weg ist.

Auf Einladung von Silke Brockmann, der didaktischen Leiterin der Schule, berichten Benjamin Targan und Steven Piekert von ihren eigenen Erfahrungen hinter Gittern und von den schweren Fehlern, die sie in ihrem Leben begangen hatten. Unter dem Motto „Mit Sachkenntnis und Leidenschaft in der Prävention“ setzen sich Targan und Piekert mit der von ihnen im vergangenen Jahr gegründeten gemeinnützigen Unternehmensgesellschaft CrimEx dafür ein, Jugendlichen eine Chance auf ein besseres Leben zu ermöglichen. In der Kriminalitätsprävention sind sie schon seit fast zehn Jahren tätig. „Neben unserer Arbeit in Schulen sind wir beim Präventionsprojekt in der Justizvollzugsanstalt Hannover tätig“, berichten sie.

„Wir wollen den Jugendlichen zeigen, dass es sich nicht lohnt, den falschen Weg einzuschlagen“, erklärt Benjamin Targan, der über drei Jahre wegen gewerbsmäßigen Betruges und acht Jahre wegen Drogenschmuggels im Gefängnis war. Auch Steven Piekert, der wegen Veruntreuung von Treuhandgeldern fünf Jahre und versuchten Mordes mehr als acht Jahre hinter Gittern verbrachte, betont: „Das alles hat sich nicht gelohnt. Wir haben viel Lebenszeit verloren, die wir nie wieder zurückbekommen.“

In einem Wechsel von Präsentationen und Interaktionen vermitteln sie den Jugendlichen, wie wichtig es ist, Konflikte auf konstruktive Weise zu lösen und sich nicht von impulsiven Entscheidungen in eine kriminelle Laufbahn treiben zu lassen. „Wir sind weder Sozialarbeiter, Lehrer noch Eltern. Wir sind einfach Menschen, die ihre Fehler gemacht haben und jetzt versuchen, andere davor zu bewahren“, sagen sie, und genau das spürt man in ihren Erzählungen.

Für die Jugendlichen ist der Besuch von CrimEx ein „total anderer Unterricht“, wie Sami (14) und Mervan (15) nach dem Projekt berichten. „Es war beeindruckend, direkt von Menschen zu hören, die wirklich wissen, wovon sie sprechen. Das hat uns zum Nachdenken gebracht“, sagt Mervan. Die beiden Schüler empfanden die drei Stunden als sehr bereichernd.

„Als Ben, so durften wir ihn nennen, in die Klasse kam, sollten wir darüber abstimmen, ob er ein Polizist in Zivil oder ein Ex-Häftling sei“, erzählt Sami. Die Mehrheit habe ihn als Polizisten eingeschätzt.

Für Targan und Piekert ist diese Arbeit mehr als nur eine Prävention – es ist eine Art „Eigentherapie“, wie Targan es nennt. „Ich führe heute ein solides Leben mit meiner Frau und meinen Kindern. Ich bin dankbar für jede Chance, die ich jetzt habe“, sagt er, und auch Piekert zeigt sich stolz, mit seiner Arbeit einen positiven Beitrag leisten zu können.

Silke Brockmann freut sich, dass dieses Präventionsangebot dank finanzieller Unterstützung des Fördervereins der Schule fortgesetzt werden kann. Es bietet den Jugendlichen wertvolle Einblicke aus erster Hand, die besonders die 14- bis 15-Jährigen tief beeindrucken.

Weitere Informationen und die Lebensgeschichten der beiden Gründer sind auf der Internetseite https://crimex.social/ verfügbar.

Druckansicht