Mieter Markus Weinzettel zeigte sich nach dieser Entscheidung erleichtert. „Wir finden es gut, dass jetzt noch mal ein Neubau geprüft wird“, sagte er auf Nachfrage. In der Ratssitzung hatte er auf die prekäre Lage hingewiesen, sollten er und seine Frau aus der Wohnung über dem Kindergarten heraus müssen, in der sie seit 20 Jahren wohnen. Der Wohnungsmarkt sei schlecht, etwas Vergleichbares werde kaum zu finden sein. Ganz entspannen könne er sich aber trotzdem nicht. „Es ist noch alles ungewiss und keine finale Entscheidung gefallen“, sagt er.
Auch ein Nachbar der Kita äußerte in der Ratssitzung seine Bedenken, vor allem hinsichtlich der schwierigen Straßensituation. So sei die Straße dort nur 2,70 Meter breit. Neben der Gosse sei alles kaputt gefahren. Der Anlieger berichtete von bis zu sechs Zentimeter tiefen Furchen. Käme eine dritte Kita-Gruppe, wäre hier noch mehr Verkehr. „Mit der augenblicklichen Situation ist das nicht zu verbinden“, sagte er. Warum habe die Stadt nicht auch andere Grundstücke geprüft, um möglicherweise woanders eine bessere Lösung zu finden?
Genau das soll nun aber tatsächlich noch passieren. Denn auch die Politik sieht Probleme auf dem beengten Grundstück im Ort. Die alte Kita im Bestand zu sanieren, gleichzeitig zu vergrößern, um dringend benötigte Kita-Plätze zu schaffen, und dafür 3 Millionen Euro auszugeben, sei alles andere als optimal, meinte nicht nur Ulrich Burkat (SPD).
Die Fraktionen favorisierten im Rat deswegen die Realisierung eines neuen Kindergartens an anderer Stelle – ebenerdig, barrierefrei, inklusionsgerecht. Den entsprechenden Prüfauftrag an die Verwaltung hatte bereits der Finanzausschuss am Dienstag vorbereitet. Der Rat nickte die Beschlussvorlage nun vorbehaltlich dieser weiteren Prüfung mit großer Mehrheit ab, damit zumindest schon mal die Finanzierung über den Haushalt gesichert ist. Lediglich von der FDP gab es zwei Gegenstimmen, aber auch nur, um damit zu unterstreichen, dass man das jetzige Kita-Grundstück für nicht geeignet halte. „Ein anderes Grundstück zu suchen, hätte im Vorfeld passieren müssen. Aber auch wir begrüßen natürlich, dass wir das jetzt noch tun“, sagte FDP-Fraktionsvorsitzende Kerstin Wölki.
Gerald Schroth (CDU) deutetet derweil im Rat an, dass es wohl eine Handvoll Vorschläge aus Bürgerkreisen gebe von möglichen Grundstücken in Landringhausen und auch Groß Munzel, die für einen Kita-Neubau infrage kämen. Die Verwaltung will sich diese jetzt ansehen.
Erwartet werden dann auch Zahlen. Sabine Freitag (Grüne) wies darauf hin, dass mit dem Prüfauftrag an die Stadtverwaltung und dem Sperrvermerk im Haushalt nun noch mal in Ruhe diskutiert werden könne und es in ihrer Fraktion durchaus noch Beratungsbedarf gebe. Sie verglich: Die neue zweigruppige Kita an der Deisterstraße in Modulbauweise habe 1,5 Millionen Euro gekostet. Bürgermeister Henning Schünhof (SPD) riet, hier die Prüfung der Verwaltung abzuwarten, wie hoch die Kosten inklusive Planungsleistung und Baugrundstück für einen zwei- oder dreigruppigen Kindergarten inzwischen wirklich seien. „Wir haben erste Indikationen“, sagte er, „aber die decken sich leider nicht mit denen, die hier gerade diskutiert wurden.“