Flüchtlingskrise, Corona, Ukraine-Krieg – daran denkt Marklein sofort, schließlich ergaben sich daraus auch für den Kirchenkreis Ronnenberg Ausnahmesituationen. Dazu kämpft Marklein noch heute gegen den zunehmenden Relevanzverlust der Kirche in der Gesellschaft. „Wir haben weniger Jugendliche beim Konfirmandenunterricht, die Gottesdienste werden weniger besucht, es werden nicht mehr alle evangelischen Christen kirchlich bestattet”, zählt Marklein einige Veränderungen auf.
Der schwindenden Bedeutung der Kirche stellt sich Marklein mit Innovation und neuen Ideen. „Ich erlebe, dass wir neue Angebote an neuen Orten entwickeln müssen”, betont sie. Als Beispiele nennt sie Hochzeiten und Taufen, die außerhalb der Kirche stattfinden. Oder auch attraktive Konfirmandenreisen, die nicht nur von Tradition, sondern auch von Gemeinschaft leben. „Das gelingt immer besser“, sagt Marklein, ihre funkelnden Augen zeugen von Leidenschaft. Dazu versuche sie, den Kirchengemeinden inhaltliche Impulse zu geben – besonders zu gesellschaftlich relevanten Themen wie Frieden oder Prävention sexualisierter Gewalt.
Fortsetzung auf Seite 6Auch wenn die Umsetzung teils anderen obliegt: Marklein setzt den entsprechenden Rahmen. Das bedeutet für die Superintendentin konkret, finanzielle und bauliche Voraussetzungen zu schaffen, Kirchengremien zu leiten und zu begleiten, Personal einzustellen und zu verabschieden. „Ich bin die Ermöglicherin“, fasst Marklein ihren Job schmunzelnd zusammen.
Freude hätten ihr die Gottesdienste an Festtagen bereitet, nicht nur zu fröhlichen Anlässen, sondern auch zu Totensonntag und Karfreitag. Dazu gehe sie gerne auf den Friedhof. „Ich habe das Gefühl, die Menschen dort gut begleiten zu können“, so Marklein. Dass sie für Menschen in schwierigen Lagen ein Herz hat, beweist auch ihr freiwilliges Engagement in der Notfallseelsorge. „Gestern bin ich erst als Notfallseelsorgerin vor Ort gewesen, da ist die Mutter eines Kindes gestorben“, erzählt sie und schaut dabei nachdenklich. „Das ist sehr belastend, aber es ist wichtig, Menschen auch in großen Krisen zu begleiten.“
Auch schwere Entscheidungen musste sie in ihrem Job schon fällen. Vor zwei Wochen diskutierte sie darüber, von welchen Gebäuden sich der Kirchenkreis aus finanziellen Gründen verabschieden müsse. „Das hat mir wehgetan, weil ich alle Gebäude behalten möchte“, so Marklein. Als Folge ihrer Entscheidungen habe es auch schon Kritik und Verwerfungen gegeben.
Doch ihre größte Kritikerin ist sie selbst. „Ich empfinde keine Zufriedenheit, es geht immer mehr“, sagt die ehrgeizige Superintendentin zum Ende ihrer Amtszeit. Aber: „Ich war sehr bemüht und habe viele Dinge auf den Weg gebracht. Ich kann guten Gewissens mein Amt niederlegen.“ Dabei empfinde sie gemischte Gefühle. Zwar tue ihr der Abschied weh, gleichzeitig sei es für sie aber der richtige Zeitpunkt. „Meine Familie hat gemerkt, dass ich über meine Grenzen gearbeitet habe“, sagt Marklein. „Ich freue mich total auf den Ruhestand.“
Nun kommen große Veränderungen, denn Marklein zieht mit ihrem Ehemann nach Cuxhaven. Ihr neues Haus liege direkt am Strand, ein absoluter Beweggrund für sie. „Ich werde versuchen, mich zu erholen, es war die letzten Monate sehr viel Arbeit“, sagt Marklein. Und sonst? „Ich werde viel Klavier spielen und lesen.“ Dazu werde sie regelmäßig ihre Kinder und Enkel zu Besuch erwarten.
Perspektivisch könne sie sich außerdem ein neues Ehrenamt vorstellen, ob Arbeit mit Kindern oder das Orgelspielen auf einem Friedhof. Denn Marklein stellt klar: „Ich bin seit 40 Jahren Pastorin, und ich bin leidenschaftlich gerne Pastorin. Das ist ein Teil von mir, den lege ich nicht ab.“
Ihr Nachfolger für die Stelle des Superintendenten steht noch nicht fest. Bewerbungen gebe es aber, bestätigt Marklein. Ende Februar 2026 entscheidet das Kirchenparlament, wer künftig an die Spitze des Ronnenberger Kichenkreises rückt und damit in ihre große Fußstapfen tritt.