„300 Pakete am Tag – das schaffen wir gesundheitlich nicht mehr“
„Kleine Post“ in Egestorf schließt am 15. Dezember, ein Nachfolger für die Postfiliale ist aber gefunden. Im Januar öffnet an selber Stelle „Cattis Laden“ mit Tee, Gewürzen und Geschenkartikeln.

Schluss mit Paketen: Cathrin Lukaschek gibt die Postfiliale in Kirchdorf ab. Ihren Laden gibt es aber weiterhin.Foto: Jennifer Krebs
Barsinghausen. 300 Pakete sind es am Tag, vor Weihnachten oft auch schnell das Doppelte, wenn nicht sogar Dreifache: Cathrin Lukaschek von der „Kleinen Post” in Kirchdorf muss deshalb die Reißleine ziehen. „Es tut uns sehr leid. Aber wir wuppen hier Hunderte Pakete am Tag, darunter viele große und schwere Lieferungen. Es ist einfach zu viel geworden. Das schaffen wir aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr.“ Deswegen gibt die 56-Jährige die Postfiliale nun ab – letzter Tag für die „Kleine Post” ist der 15. Dezember. Mit Geschenkartikeln und Seidenfloristik macht der Laden aber weiter. Zwischen den Jahren wird umgebaut.

Seit 25 Jahren ist Lukaschek jetzt selbstständig mit ihrem Angebot an Seidenfloristik und Geschenken für alle Gelegenheiten und Jahreszeiten. Vor 13 Jahren übernahm sie zusätzlich den Postservice. Ihr Laden befand sich zuerst an der Stoppstraße in Egestorf. Seit sieben Jahren befindet sich die „Kleine Post“ an der Kreuzung Egestorfer Straße/Einsteinstraße in Kirchdorf.

Lukaschek hat in ihren Unterlagen nachgesehen: 65.000 Kundinnen und Kunden habe die „Kleine Post” im vergangenen Jahr gehabt. Dieses Jahr dürften es eher noch mehr sein, schätzt sie. Anfangs, als sie die Postfiliale übernommen habe, sei von höchstens 100 Paketen am Tag die Rede gewesen. Inzwischen nehme der Postbetrieb etwa 40 Prozent der Ladenfläche ein. „Wir stehen hier nur zu zweit. Abends kommen zwei Jungs und helfen im Lager beim Sortieren, aber die Masse an Paketen ist nicht mehr machbar – und es wird immer mehr“, sagt Lukaschek. Was sie am meisten bedauert: „Das Persönliche und Herzliche kommt dabei einfach zu kurz.“ Früher habe man Zeit gehabt, sich mit den Kunden zu unterhalten. Die Leute hätten gestöbert und sich umgesehen im Laden. „Das wird immer weniger. Wir mussten eine Entscheidung treffen“, sagt Lukaschek.

Die „Kleine Post“ schließt am Montag, 15. Dezember, um 13 Uhr. Dann werde Abschlussinventur gemacht, und nachmittags würden die verbliebenen Pakete hinübergebracht in die neue Postfiliale schräg gegenüber an der Egestorfer Straße 133. Dort eröffnet Nachfolger Yunus Ceyhan dann am 16. Dezember die neue Postfiliale. Er will auch Schreibwaren anbieten.

Nach einem Nachfolger für die Erledigung der Postdienstleistungen hatte Lukaschek aktiv gesucht. „Sonst hätte ich ein halbes Jahr Kündigungsfrist gehabt und noch bis Ende März weitermachen müssen“, sagt sie. Der junge Mann, der den Postservice in Kirchdorf übernimmt, mache einen sehr sympathischen Eindruck, und von daher freue sie sich darüber, dass es mit ihm ab dem 16. Dezember nahtlos weitergehe, sagt Lukaschek. Völlig neu sei das Metier für ihren Nachfolger nicht. „Er hat schon mal eine Postfiliale gehabt“, erzählt die Geschäftsfrau.

Aus der „Kleinen Post“ wird dann „Cattis Laden“. Zwischen den Jahren werde das Geschäft umgebaut und sei in der Zeit geschlossen. Neueröffnung soll laut Lukaschek im Januar sein – mit Seidenfloristik, Tee und Gewürzen, und es käme auch wieder Schmuck ins Angebot. Auch Geschenke speziell für Herren möchte Lukaschek anbieten. Lotto und Toto bleiben, der Fahrkartenverkauf auch. Der Onlineshop cattis.de befindet sich bereits im Aufbau.

Ein bisschen fühle es sich an, als wenn es wieder zurück zu den Wurzeln geht. „Mit Gestecken und Hochzeitsdekorationen habe ich damals angefangen“, erzählt Lukaschek. Sie ist ehrlich: Vor allem diese Kreativität, für die in den vergangenen Jahren einfach immer weniger Zeit geblieben sei, habe ihr gefehlt. „Ich habe viele Ideen für den neuen Laden. Aber alles nach und nach”, sagt sie.

Druckansicht