Beim TSV Groß Munzel in der Reithalle auf dem Hof von Familie Wiedemann reiten und voltigieren derzeit 30 Kinder ab vier Jahren. „Hier stehen 50 weitere Pferde im Stall, aber keines ist geeignet“, erklärt Manja von Hugo vom TSV Groß Munzel, die zum Vorstand der Voltigiersparte gehört. Nach intensiver, jedoch ergebnisloser Suche nach einem anderen, geeigneten Privatpferd erwog der Verein jetzt den Kauf eines eigenen Pferdes. „Früher hatte die Sparte auch schon eigene Pferde“, erzählt von Hugo. In den letzten eineinhalb Jahren habe man aber die Möglichkeit gehabt, mit einem zur Verfügung gestellten Pferd zu trainieren. Doch mit dem verletzten Chicago geht das nun nicht mehr.
Durch gute Kontakte erfuhr der Sportverein von Fiona, einer fünf Jahre alten Kaltblutmix-Stute aus Melle. Fotos und Videos von Fiona wurden ausgetauscht, dann gab es ein erstes persönliches Kennenlernen. „Sie ist nicht schreckhaft, ein sehr ruhiges Pferd, nervenstark und ganz gelassen“, beschreibt Manja von Hugo die Stute begeistert. Andererseits dürfe ein Voltigierpferd aber auch nicht faul sein. Fiona habe keine Vorerfahrung und müsse noch etwas Kraft aufbauen, um alle beim Voltigieren geforderten Gangarten im Training über eine längere Zeit durchzuhalten. „Aber sie ist jung, das bedeutet, dass wir sie lange nutzen können.“
Fionas Vorgänger, Privatpferd Chicago, steht aktuell zum Regenerieren nach einer Sehnenverletzung auf der Weide. „Wir wissen nicht, wie er sich verletzt hat, es könnte beim Aufstehen in der Box passiert sein oder irgendeine Bewegung kann zu dem Sehnenschaden geführt haben“, vermutet von Hugo.
Chicago ist 17 Jahre alt. Dass er, wie beim Voltigieren üblich, irgendwann wieder an der Longe im Kreis laufe, ist ihm nach einer solchen Verletzung nicht mehr zuzumuten.
Fortsetzung auf Seite 4Die Besitzer von Fiona hätten dem TSV Groß Munzel einen guten Preis gemacht, sagt von Hugo. Doch die Sparte konnte die Anschaffungskosten selbst mit Unterstützung des gesamten Vereins kaum stemmen. Ein Vereinsmitglied sprang ein und schoss das Geld vor.
Inklusive benötigtem Zubehör wie Decken, Trense und Gamaschen kalkuliert der Verein mit Gesamtkosten von mindestens 6.500 Euro. Die versucht der Verein nun über die Crowdfunding-Seite GoFundMe teilweise reinzuholen. Die Zielsumme: 2.400 Euro. Spenden können auch auf das Vereinskonto des TSV Groß Munzel unter der IBAN DE19 2519 0001 6712 9374 08 mit dem Betreff „Fiona“ eingezahlt werden.
Vor einigen Tagen ist die Stute in Groß Munzel in ihrem neuen Zuhause auf dem Hof Wiedemann angekommen. „Die ersten vier Wochen soll sich Fiona erstmal einfinden“, sagt von Hugo. Danach werde sie zunächst allein an der Longe trainiert. Zuerst nur im Schritt, dann im Trab, später im Galopp. Erst danach dürften die Kinder aufsteigen. Turniere sind für Fiona ohnehin noch nicht möglich, denn Voltigierpferde müssen mindestens sieben Jahre alt sein, ehe sie bei Wettkämpfen starten dürfen. TSV Groß Munzels neues Votigierpferd Fiona werde bald sechs. Deswegen: „Derzeit und auch noch nächstes Jahr besuchen wir Holzpferdturniere“, erklärt von Hugo. Dabei werden die Übungen auf einem Holzpferd vorgeführt.
Das Schöne an dem Sport sei, dass die Kinder beim Voltigieren über sich hinauswachsen. Sie habe über die Jahre beobachtet, dass es meistens die Eltern seien, die mehr Angst hätten, sagt von Hugo. „Wenn Kinder Pferde mögen, dann wollen sie auch auf ihren Rücken.“
In den Gruppenstunden werde alles in der Gemeinschaft angegangen. Das Pferd werde gemeinsam vorbereitet, geputzt und hinterher zurück in den Stall gebracht. „Die Warteliste ist lang und wir könnten wohl auch den dreifachen zusätzlichen Spartenbeitrag verlangen und es fänden sich trotzdem genug Eltern, die ihn bezahlen würden“, berichtet von Hugo. Doch der Verein wolle allen Kindern die Möglichkeit zur Teilnahme offenhalten.
Das momentane Training mit den Kindern besteht nun vorerst weiter größtenteils aus Dehnungs- und Kraftübungen. Zwei kleine, private Ponys standen bisher zur Verfügung, damit die Kinder wenigstens noch ein bisschen Kontakt zu Pferden hätten. Nun warten alle darauf, dass Fiona zum Einsatz kommen darf.