Einerseits fachlich: „Ich fühle mich als Amtsrichter“, sagt Dreher nach seinem Wechsel vom Landgericht in Verden an der Aller. Dort war er als Vorsitzender Richter für zivilrechtliche Verfahren zuständig, aber auch für Verwaltungstätigkeiten. Diese berufliche Erfahrung habe ihm den Weg geebnet, um künftig näher an seinen Lebensmittelpunkt zu arbeiten.
Andererseits privat: Dreher ist in Barsinghausen aufgewachsen. Am heutigen Hannah-Arendt-Gymnasium machte er 1995 sein Abitur. In Barsinghausen lebt er auch heute mit seiner Ehefrau und zwei Söhnen.
Auch deshalb bewarb sich der Richter auf die zuvor monatelang vakante Stelle in Wennigsen. Vorgängerin Miriam Gruenke hatte den Posten als stellvertretende Direktorin Anfang dieses Jahres wegen eines beruflichen Wechsels abgegeben. Nachfolger Dreher sagt zu seiner neuen Herausforderung. „Ich wollte als Amtsrichter in die Leitungsebene.“ Nach zehn Jahren am Amtsgericht Verden habe er deshalb den Umweg über das Landgericht gemacht, um Verwaltungserfahrung zu sammeln.
Dreher hat sein Jurastudium in Hannover und Lüneburg absolviert. Nach seinem Einstieg in die niedersächsische Justiz war er zunächst als Richter für Strafsachen sowie als Ermittlungsrichter tätig, wechselte dann aber vor vier Jahren ans Landgericht Verden und ins Zivilrecht. In Wennigsen ist er jetzt für die Rechtsprechung im Familien- und Betreuungsrecht zuständig. „Betreuungssachen finde ich besonders interessant und nützlich, weil man Menschen unterstützend Hilfe zur Seite stellt“, sagt Dreher. Im Strafrecht sei das richterliche Vorgehen dagegen „eingreifend und repressiv“.
Seine Funktion als Richter ist aber nur ein Bereich in seiner Aufgabenfülle. Als stellvertretender Direktor sei er auch für Bauangelegenheiten und Renovierungen am Gebäude zuständig. Außerdem bearbeite er Dienstaufsichtsbeschwerden. Dreher nennt ein mögliches Beispiel: „Externe Beschwerden gegen Rechtspfleger wegen zu langer Bearbeitungszeiten.“
Es ist offenbar ein Beispiel mit aktuellem Hintergrund: Am Amtsgericht Wennigsen sind etwa 50 Angestellte tätig: Richter, Mitarbeitende im Mittleren Dienst, Wachtmeister und Gerichtsvollzieher. Im Sommer litt das Amtsgericht wegen eines Fachkräftemangels unter Personalnot bei den Rechtspflegerinnen und -pflegern. Es kam zu einem Antragsstau bei Grundbuchsachen: Haus- und Grundstückskäufer mussten bis zu sechs Monate Bearbeitungszeit hinnehmen. Betroffen war auch das Neubaugebiet „Im Bergfelde“ in Bredenbeck. Häuslebauer durften ohne Grundbuchblatt nicht loslegen, weil das Grundstück noch nicht auf sie umgeschrieben war.
„Für das Neubaugebiet ist inzwischen die Aufteilung in 70 Grundbuchblätter erfolgt“, berichtet der stellvertretende Direktor. Auch Eigentumsumschreibungen seien bereits am Laufen. „Der Antragsstau ist aufgelöst, wir sind im normalen Geschäftsbetrieb“, betont Dreher.
Er hebt das engagierte Personal hervor. Denn grundsätzlich habe sich die Situation des Amtsgerichts Wennigsen im Bereich der Grundbuchsachen weiter verschlechtert. „Weil zwei freie Vollzeitstellen für Rechtspfleger nicht besetzt werden können, wird die Arbeit für neun von sieben Kräften erledigt“, so Dreher. Mit fortschreitender Überlastung kämen jetzt zunehmend Krankheitsfälle dazu. „Wir versuchen, alle Aufgaben mit unserem engagierten Personal zu schaffen“, versichert Dreher.
Langfristig ist aber eine Verbesserung der Situation kaum zu erwarten. Hinweise an das zuständige Oberlandesgericht (OLG) Celle seien wenig erfolgversprechend, so Dreher. Zwar teile das OLG die Absolventinnen und Absolventen nach ihrem Fachhochschulstudium der Rechtspflege den Gerichten zu. Der Fachkräftenachwuchs reiche aber nicht aus. „Das OLG kann sich keine Rechtspfleger schnitzen“, beschreibt der 50-Jährige das Problem.
Gute Nachrichten gibt es für die Digitalisierung. „Im Zivil-, Familien- und Betreuungsrecht ist die Umstellung auf die elektronische Akte abgeschlossen“, berichtet der stellvertretende Direktor. Gleiches gelte für die Strafakten. „Die Grundbuchangelegenheiten werden im nächsten Jahr umgestellt“, kündigt Dreher an. Die Vorteile der Digitalisierung seien bessere Arbeitsmöglichkeiten im Homeoffice und Verfahrensbeschleunigungen wegen des Wegfalls der Postzustellung.
Und was ist mit den Aktenordnern auf seinem Schreibtisch? Das seien Restbestände laufender Verfahren, versichert Dreher.