Schockanrufe: So lassen Sie sich nicht überrumpeln

Betrüger arbeiten bewusst mit dem Schockmoment und setzen ihre Opfer zeitlich unter Druck, um sie zu unüberlegten Entscheidungen zu drängen.foto: Karl-Josef Hildenbrand
Angeblich sind Diebe im Anmarsch, Falschgeld im Haus, Angehörige in Not oder Lebensgefahr: Kommt aus heiterem Himmel ein Anruf von vermeintlichen Polizisten, Staatsanwälten oder anderen Vertretern staatlicher Institutionen, die Notsituationen oder Verbrechen suggerieren, ist höchste Skepsis und Vorsicht geboten.

Vor allem dann, wenn es sofort auch um angebliche finanzielle Verpflichtungen oder die Herausgabe von Wertgegenständen und Bargeld geht. Gleiches gilt, wenn vermeintliche Verwandte oder Bekannte am Telefon oder per Nachricht eine Notlage schildern, in die sie angeblich geraten sind, und um Geld bitten (Enkeltrick).

Denn hier sind keine Amtsträger, Angehörige oder Freunde am Werk, sondern Betrüger. Und zwar solche, die so dreist agieren und so großen Druck aufbauen, dass viele eingeschüchterte Angerufene sich kaum aus der Situation befreien können.

Dabei ist die allerbeste Strategie gegen die Kriminellen so naheliegend wie einfach: Sofort auflegen, rät die polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK). Das ist nicht unhöflich, sondern schützt die Angerufenen und ermöglicht es ihnen, durchzuatmen und sich neu zu sortieren.

Besonders perfide: Die Betrugsmaschen werden oft kombiniert, hat das Bundeskriminalamt (BKA) beobachtet. So kann es sein, dass sich erst ein vermeintlicher Angehöriger in einer angeblichen Notlage oder nach einem angeblichen Unfall meldet.

Dann wird das Gespräch etwa an einen vermeintlichen Polizisten übergeben oder dieser meldet sich kurze Zeit später per Anruf und verlangt eine «Kaution» oder «Entschädigung», angeblich damit der Angehörige nicht ins Gefängnis muss.

Auch hier sollte man sich keinesfalls verunsichern oder unter Druck setzen lassen, selbst wenn die Anrufer real anmutende, aber natürlich frei erfundene Szenarien vorspielen, beispielsweise

• den schweren Unfall eines Angehörigen,

• eine vorab zu bezahlende, lebensrettende Not-OP für ein Familienmitglied,

• einen bevorstehenden Einbruch daheim,

• eine Straftat mit Beteiligung eines Verwandten,

• ein unsicheres Bankschließfach,

• den Besitz von Falschgeld oder gestohlenen Wertgegenständen.

Denn die Betrüger arbeiten ganz bewusst mit dem Schockmoment und setzen ihre Opfer zeitlich unter Druck, um sie zu schnellen, unüberlegten Entscheidungen zu drängen. Aus den genannten oder anderen Gründen heraus werden dann hohe Geldsummen und andere Wertgegenstände wie Gold oder Schmuck gefordert, die die Kriminellen vor Ort beim Opfer abholen - wie gehabt meist in der Rolle eines Polizisten.

Alternativ wird das Opfer zu einem Übergabeort gelotst; das kann im Zweifel sogar vor der Bank sein, in der das Opfer sein Schließfach leeren oder Geld abheben soll. Dabei versuchen die Betrüger, durch permanentes Telefonieren zu isolieren und bis zur erfolgten Übergabe zu verhindern, dass das Opfer mit jemand anders Kontakt aufnimmt.

Das BKA weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Polizei oder vergleichbare Amtspersonen niemals telefonisch um das Aushändigen von Bargeldbeträgen oder Wertsachen bitten werden. Zudem gilt: Fordern Anrufer Geld oder andere Wertsachen, sollte man so etwas erst einmal mit Familienangehörigen oder anderen nahe stehenden Menschen besprechen.

Mit diesen Tipps der Kriminalprävention befreien Sie sich aus Situationen, in denen Ihnen Daten oder Geld abgejagt werden sollen:

• Bei Schockanrufen am besten sofort auflegen.

• Niemals raten, wer anruft, sondern Anrufer grundsätzlich auffordern, ihren Namen selbst zu nennen.

• Erkennt man einen Verwandten oder Bekannten am Telefon nicht, erfragt man am besten Dinge, die nur der richtige Verwandte oder Bekannte wissen kann.

• Sich Zeit nehmen, um Angaben zu prüfen: Wer Zweifel hegt, ob ein Anrufer wirklich derjenige ist, für den er sich ausgibt, oder ob eine Nachricht authentisch ist, sollte den betreffenden Menschen einfach unter einer altbekannten Nummer anrufen.

• Erscheint ein Anruf verdächtig, möglichst die Nummer notieren und sofort die Polizei über die 110 informieren.

• Niemals Geld oder Wertgegenstände an unbekannte Personen übergeben.

• Grundsätzlich keine Unbekannten in die Wohnung oder ins Haus lassen.

• Wer Schockanruf- oder Enkeltrick-Opfer geworden ist, sollte die Tat unbedingt bei der Polizei anzeigen. Das kann den Ermittlern helfen, Zusammenhänge zu erkennen und die Täter zu überführen.

Selbst, wenn man glaubt, mit Familienmitgliedern oder Freunden zu sprechen, ist höchste Skepsis angebracht. Denn Betrüger nutzen inzwischen auch künstliche Intelligenz, um die Stimme eines Menschen täuschend echt für Schock- oder Hilfe-Anrufe zu imitieren, warnt die Verbraucherzentrale Bremen.

Als Stimmprobe zum Erstellen sogenannter Deepfakes genügen schon wenige gesprochene Worte, die sich die Kriminellen etwa über soziale Netzwerke oder auf Videoplattformen besorgen.

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