Zu ihnen gehört Lutz Knölke. Die Trasse kommt aus dem Süden und führt an der Ronnenberger und Gehrdener Straße zwischen beiden Biogasanlagen hindurch und biegt dann in Richtung Nordwesten in Richtung Ditterke ab. Nördlich und östlich der Anlagen, an der Gemarkungsgrenze zwischen Gehrden und Ronnenberg, gehört Knölke ein Acker mit einer Fläche von 17 Hektar. Außerdem bewirtschaftet er gemeinsam mit einem Partner 250 Hektar – vorwiegend in Gehrden. Auch diese Flächen sind von der zukünftigen Trasse betroffen. Angebaut werden Zuckerrüben, Getreide und Kartoffeln.
„Sie gehen durch unsere heiligen Böden durch und greifen in die seit Jahrhunderten gewachsene Bodenstruktur ein“, sagt Knölke. Fachspezifisch erklärt: Die Bewirtschaftung erfolgt bis zu einer Tiefe von 30 bis 40 Zentimetern. Die Bagger buddeln die Böden für den Südlink auf und verlegen die Kabel in einer Tiefe von 1,50 Metern. Dadurch werden die Wurzeln beschädigt, die mit einer Kapillar-Wirkung das Wasser aus dem Boden ziehen und damit die Pflanze versorgen. Weil es zwei Stromkabel geben wird, „gehen wir davon aus, dass unser Feld durchgehend in einem Bereich von zweimal zehn Metern betroffen sein wird“, sagt Knölke.Der Boden brauche viele Jahre, bis er sich von diesem Eingriff erholen könne, sagt der Gehrdener Landwirt. „Es ist nicht so, dass dort nichts mehr wächst – nur eben weniger“, sagt er und schätzt, dass der von der Trasse angegriffene Boden nur noch Erträge von 50 bis 70 Prozent liefern wird. Auf der ihm gehörenden Fläche von 17 Hektar werden 2,5 Hektar von der verminderten Fruchtbarkeit betroffen sein. „Im Vergleich zu anderen Landwirten komme ich aber noch gut dabei weg“, räumt er ein.
Lutz Knölke weiß von Berufskollegen, die gegen Tennet geklagt haben. „Wir haben es uns auch überlegt. Aber es macht keinen Sinn. Tennet hat das Hoheitsrecht. Sie verlegen die Kabel so, wie sie es für richtig halten – das ist wie beim Autobahnbau.“ Knölke sagt aber auch, dass der Netzwerkbetreiber gut informiere und transparent agiere. „Tennet hat viel dazu gelernt, auch weitere Mitarbeiter eingestellt.“ In diesen Gesprächen habe man auch erfahren, dass Gerichte sowieso für Tennet entscheiden würden – es alles dann eben nur ein Jahr länger dauert.Dennoch stellt sich die Frage, ob es Entschädigungen gibt oder diese beantragt werden müssen. Landwirte wie Knölke geben einen Teil ihres Eigentums her – die sogenannte Dienstbarkeit, die Tennet gekauft hat, um das Leistungsrecht zu erhalten und damit bauen zu dürfen. „Dafür gab es einen einmaligen Betrag, das wurde mit dem Landvolk abgestimmt.“ Pro Quadratmeter betrug die Entschädigung 3 Euro.
Ebenfalls möglich: Knölke könnte einen Gutachter bestellen, der ermittelt, wie groß der betriebswirtschaftliche Verlust ist – mit zwei bis drei Prozent rechnet er jetzt schon. „Das müsste man dann einmal pro Jahr anschieben. Sinn machen würde es nur in trockenen Jahren.“
Auf seiner Fläche, wo Tennet im Jahr 2026 starten will, hat er bereits keine Einsaat mehr vorgenommen – nur Weidelgras, in Absprache mit Tennet, damit der Betreiber dort loslegen kann.