Einfach weggeworfen: Wilder Müll als wachsendes Problem
Die Stadt berichtet von einer Zunahme der Fälle in Barsinghausen –und setzt nun alles daran, Verursacher zu ermitteln

Kein Einzelfall in Barsinghausen: Ein achtlos weggeworfenes Taschentuch oder ganze Müllkippen am Waldrand, auf Parkplätzen und an Straßenrändern – illegale Müllentsorgung hat viele Gesichter.Foto: Ann Kathrin Wucherpfennig
Barsinghausen. Zigarettenstummel im Gebüsch, Getränkedosen im Park oder Sperrmüll im Wald: Wilder Müll wird achtlos, oftmals auch vorsätzlich, in der freien Natur entsorgt. Die Stadt Barsinghausen registriert mit Sorge eine deutliche Zunahme solcher illegalen Müllablagerungen. Immer häufiger würden Abfälle einfach an Waldrändern, auf Wiesen oder an abgelegenen Wegen entsorgt, kritisiert die Stadt – was nicht nur das Landschaftsbild verschandele, sondern auch schwerwiegende Folgen für die Umwelt und Tiere haben kann.

Der Zweckverband Abfallwirtschaft Region Hannover (Aha) bestätigt auf Nachfrage: Ja, es ist nicht nur ein Gefühl, es wird wirklich immer schlimmer mit dem illegal entsorgten Müll. „Wir haben einen massiven Anstieg bei den gemeldeten Stellen von wildem Müll in den letzten drei Jahren zu verzeichnen“, sagt Unternehmenssprecherin Pia Schumacher. Sie hat Zahlen fürs Umland der Region Hannover parat. Demnach waren 2023 bei Aha 3632 Meldungen eingegangen, die Menge lag bei über 124 Tonnen. Im vorigen Jahr waren es 4665 Meldungen und auch über 124 Tonnen. Dieses Jahr habe es bis September laut Aha-Sprecherin Schumacher bereits 3474 Meldungen zu wildem Müll gegeben, woraufhin mehr als 70 Tonnen Müll im Umland der Region abgeholt worden seien.

Im Raum Barsinghausen sind an Aha dieses Jahr bis jetzt 67 Meldungen zu wildem Müll gemacht worden. Wird Müll außerhalb privater Grundstücke abgeladen, sind die Zuständigkeiten klar verteilt. So ist Aha grundsätzlich für die Entsorgung von wildem Müll im Umland von Hannover nur außerhalb der geschlossenen Städte und Ortschaften zuständig. „Aha sammelt Abfälle im Sinne des Paragrafen 10 des Niedersächsischen Abfallgesetzes im Wald und in der freien Landschaft auf eigene Kosten ein, die am Ende die Allgemeinheit und somit der Gebührenzahler trägt“, erklärt Unternehmenssprecherin Schumacher. Denn dann fließen die anfallenden Kosten für die Beseitigung mit in die Gebührenkalkulation der Abfallwirtschaft ein und belasten somit jeden Haushalt über die veranschlagten Restmüllgebühren.

Befindet sich der Müll auf einer öffentlichen Fläche innerhalb von Ortschaften, also hinter dem gelben Ortsschild, ist die jeweilige Kommune für die Entsorgung zuständig. Die Stadt Barsinghausen ist deutlich: „Illegale Müllentsorgung ist kein Kavaliersdelikt. Sie schadet unserer Natur, verursacht erhebliche Kosten für die Allgemeinheit und beeinträchtigt das Wohlbefinden aller Bürgerinnen und Bürger“, betont Bürgermeister Henning Schünhof (SPD).

Das Ablagern von wildem Müll ist verboten und stellt eine Ordnungswidrigkeit dar.Wer erwischt wird, muss mit empfindlichen Bußgeldern rechnen – je nach Art und Menge des Mülls kann es richtig teuer werden. In besonders schweren Fällen droht zudem ein Strafverfahren. Darüber hinaus werden dem Verursacher die Entsorgungskosten in Rechnung gestellt. Ist dieser aber nicht zu ermitteln, kostet der wilde Müll die Kommune viel Geld durch Kosten für Abholung und Reinigung, Kosten, die auf den Steuerzahler umgelegt werden müssen.

Barsinghausens Bürgermeister hofft deswegen nun beim wilden Müll auf die aktive Mithilfe der Bürgerinnen und Bürger und fordert dazu auf, illegal abgeladenen Müll zu melden. Man solle bei Spaziergängen, Radtouren oder Ausflügen auf verdächtige Müllablagerungen achten. Jede Meldung helfe, die Natur sauber zu halten und Verantwortliche nach Möglichkeit zur Rechenschaft zu ziehen, so Schünhof.

Per E-Mail an gefahrenabwehr@stadt-barsinghausen.de kann man der Stadt wild entsorgten Müll schnell und einfach melden – gemacht werden sollte das möglichst zeitnah, nachdem man ihn entdeckt habe, und am besten mit Foto, bittet die Verwaltung. Genutzt werden könne auch der Online-Mängelmelder, der auf der Internetseite der Stadt Barsinghausen verfügbar ist.

Die Stadt und auch Aha appellieren an die Bürgerinnen und Bürger, ihren Müll nicht einfach wild zu entsorgen, sondern die kostenlosen Möglichkeiten zu nutzen. Dazu gehören die 20 Wertstoffhöfe in der Region Hannover, 542 Wertstoffinseln mit Wertstoffcontainern, 50 Grüngut-Annahmestellen und die kostenfreie Sperrabfall-Abfuhr. „Es gibt keinen Grund, Abfälle in der Natur zurückzulassen. Gemeinsam können wir unsere Heimat sauber und lebenswert erhalten“, sagt Schünhof und erwartet hier mehr Verantwortungsbewusstsein und Umweltengagement von den Barsinghäuserinnen und Barsinghäusern.

„Das Hauptproblem ist das Verständnis der Menschen, den anfallenden Müll ordentlich zu sortieren und fachgerecht zu entsorgen“, sagt Aha-Sprecherin Schumacher. Beim Thema Müll seien jedoch alle Bürger in der Pflicht. „Es liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen, die öffentlichen Flächen in der Region Hannover zu nutzen und nicht zu vermüllen. Die meisten Menschen halten sich auch daran, doch es gibt auch Ausnahmen.“

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