„Das Hauptproblem sind Katzen“, betont Wallat, die von einem „Fass ohne Boden“ spricht. Viele der streunenden Tiere seien weder gechippt noch kastriert. Somit sei es erstens schwer, die Halter ausfindig zu machen, zweitens vermehrten sich die Katzen unkontrolliert. Sie führten ein Leben auf der Straße und seien anfällig für Krankheiten. Deswegen setzten die Tierschützer bereits 2019 eine Kastrationspflicht für frei laufende Katzen in Wennigsen durch.
So weit die Theorie. In der Praxis wird die Pflicht offenbar noch immer von vielen Halterinnen und Haltern ignoriert – aus „Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit“, vermutet Wallat. Auch Geld spiele eine Rolle, denn die Preise für den medizinischen Eingriff seien in den vergangenen Jahren gestiegen. „Die Menschen schaffen sich eine Katze an, sind sich der Kosten aber nicht bewusst“, kritisiert Wallat.
Hinzu komme erschwerend der trügerische Gedanke, eine Wohnungskatze müsse nicht kastriert werden. „Aber es kann immer passieren, dass das Tier mal abhaut“, weiß Wallat aus Erfahrung. Zwar seien seit der Kastrationspflicht weniger Streuner unterwegs. Das ist aber auch ein Verdienst der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.
Sybille Schwaabe erklärt, dass die Menschen frei laufende Katzen meistens nur vom eigenen Grundstück verjagen. Sie appelliert, die Vierbeiner stattdessen einzufangen und zum Tierarzt zu bringen. Dort werden sie, falls notwendig, kastriert und gechippt. Wer sich das Einfangen nicht allein zutraue, solle den Tierschutz verständigen.
„Wenn wir Streuner finden, versuchen wir, ihnen zu helfen“, erklärt Schwaabe. Das sei Routine. Die Tiere werden in Lebendfallen gefangen und zum Tierarzt gebracht, um zu schauen, ob sie gechippt sind. Kann das Zuhause ermittelt werden, kehren die Tiere dorthin zurück. Häufig seien Tiere nur gechippt und nicht registriert. Die Folge: Die Halter lassen sich nicht ermitteln, stattdessen werden die Tiere ein Fall fürs Ordnungsamt der Gemeinde.
Dort angekommen tritt das nächste Problem auf: Herrenlose Tiere landen aktuell im Tierheim in Hannover, statt in der viel näher liegenden Auffangstation in Barsinghausen. 2016 lief der Vertrag zwischen Gemeinde und dem Barsinghäuser Tierschutzverein als Betreiber aus. Eine Verlängerung der Vereinbarung zerschlug sich. Wallat spricht diplomatisch von „Missverständnissen aus der Vergangenheit“ und betont. „Wir kämpfen seit Jahren für die Zusammenarbeit.“ Schließlich müsse das Tierheim in der Landeshauptstadt so viele Vierbeiner aufnehmen, dass mitunter der Platz für Neuzugänge nicht ausreiche.
Umso mehr hofft Wallat auf eine Rückkehr zur früheren Kooperation. „Der Tierschutzverein Barsinghausen ist bereit, Wennigsen wieder mit aufzunehmen“, weiß sie. Aus Sicht der Gemeinde ist aber unter anderem eine finanzielle Frage ungeklärt: Rechnet man jedes abgegebene Tier einzeln ab oder zahlt man dem Tierheim regelmäßig einen Pauschalbetrag?
Der Bedarf ist jedenfalls da. Aktuell suchen die Tierschützer ein neues Zuhause für die sechsjährige schwarz-weiße Katze Lucy, die aktuell in einer Pflegestation untergebracht ist. Interessenten können sich unter (0157) 34129993 oder (05109) 63162 melden.