Trockenheit, Hitze, Stürme und Schädlingsbefall setzen dem Deister zu
Vier von fünf Bäumen im Gebiet sind krank –
doch Aufforstungen und eine Pflanzaktion des S-Bahnbetreibers Transdev sollen gegensteuern

Im Deister klaffen seit Jahren immer wieder große Löcher im Wald: Der Borkenkäfer hat zahlreiche Bäume befallen.Foto: Lisa Malecha
Barsinghausen. Hilfe für den Wald: 1663 neue Rotbuchen – und damit 663 mehr als man sich zum Ziel gesetzt hatte – werden im Deister gepflanzt. Grund dafür ist die Sport-Challenge von Transdev, dem Betreiber der S-Bahn Hannover. Unter dem Slogan „Gib alles für unseren Wald“ schwitzten Interessierte ab August für die Gesundheit des Deisters. Bei der Challenge mitmachen konnte jeder, indem er sportlichen Aktivitäten wie Laufen, Radfahren, Schwimmen, aber auch Gassigehen mit dem Hund in einer App erfasste. Die Aktion lief über sechs Wochen. Die gesammelten Kilometer wurden im Anschluss in Bäume umgerechnet.

Das Ziel der Sport-Challenge: klimaresiliente Bäume – also Arten, die besonders hitze- und trockenheitstolerant sind – zu pflanzen. Denn nur noch jeder fünfte Baum im Deister gilt als gesund, das bestätigen die Niedersächsischen Landesforsten.

Diese Einschätzung stamme aus dem letzten Waldzustandsbericht und werde auch der Realität im Deister recht nahekommen, sagt der Sprecher der Niedersächsischen Landesforsten, Alexander Eichenlaub. „Der Hauptgrund sind die Klimaveränderungen. Längere Hitzeperioden und weniger Niederschläge setzen die Bäume unter Stress. Dazu kommen neue Schädlinge und Krankheiten, die auch durch den internationalen Handel schneller verbreitet werden“, erklärt Eichenlaub.

Besonders deutlich sei das in den vergangenen Jahren an den Fichtenbeständen zu sehen gewesen, die durch Massenvermehrungen der Borkenkäfer stark geschädigt wurden – die kahlen Flächen im Harz zeugen davon. Doch auch die im Deister typischen Buchen hätten durch extremere Wetterverhältnisse sehr gelitten.

„Die Kombination aus Trockenheit, Hitze, Stürmen und Schädlingsbefall ist die größte Belastung für den Wald“, erklärt der Pressesprecher der Landesforsten. Um dem entgegenzuwirken, setzten die Försterinnen und Förster auf klimaangepasste und standortgerechte Baumarten, die auch in Zukunft mit den veränderten Bedingungen zurechtkämen.

Eichenlaub hat Zahlen parat: Im Forstamt Saupark, das die Landeswaldflächen des Deisters bewirtschaftet, sind im vergangenen Jahr 140.000 Bäume gepflanzt worden. Landesweit haben die Niedersächsischen Landesforsten 2024 mehr als 6 Millionen junge Bäume gepflanzt.

„Aufforstung ist die Grundlage für den Wald der Zukunft“, erklärt Eichenlaub, „Wir haben die Chance, Wälder so zu gestalten, dass sie klimaresilient und stabil bleiben.“ Dabei orientiere man sich an wissenschaftlichen Klimamodellen für unsere Region, „auch wenn das immer ein Stück weit ein Blick in die Glaskugel ist“, sagt er. Durch die richtige Auswahl der Baumarten ließe sich aber heute dafür sorgen, dass auch kommende Generationen stabile und vielfältige Wälder im Deister erleben. Partner der Niedersächsischen Landesforsten ist dabei die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt mit Sitz in Göttingen. „Sie forscht bereits seit vielen Jahren an den Veränderungen, die die Zukunft bringen wird“, sagt Eichenlaub.

„Die Rotbuche ist unsere wichtigste heimische Laubbaumart im Deister und von Natur aus hier weit verbreitet“, berichtet Eichenlaub. Es sei aber wahrscheinlich, dass sich der Anteil der Buche in den heimischen Wäldern verändern werde. Deshalb setzen die Landesforsten neben der Buche auf eine Mischung weiterer Laubbäume wie Eichen, Ahorn, Elsbeeren, ergänzt durch Nadelbäume wie Tannen, Lärchen und Douglasien. „Entscheidend ist, dass die Baumarten möglichst gut zu Standort und Klima passen, damit ein stabiler Mischwald entsteht.“

Es gebe auch im Deister einige Bereiche, insbesondere ehemalige Fichtenflächen, die durch die Borkenkäferplage fast vollständig verloren gegangen seien, sagt Eichenlaub. Diese Flächen würden nun nach und nach mit standortgerechten Baumarten wieder aufgeforstet. Eichenlaub beruhigt aber: Es handele sich hier nur um kleinere Flächen. „Insgesamt ist der Deister noch flächig bewaldet.“

Die bei der Sport-Challenge gesammelten 1663 Rotbuchen sollen bis April 2026 gepflanzt werden. „Mit unserer Challenge möchten wir diesem besonderen Stück Natur in unserer Region etwas zurückgeben und Menschen dazu bewegen, Gesundheitsförderung und Nachhaltigkeit zu kombinieren“, hatte die neue Geschäftsführerin der S-Bahn Hannover, Nicole Grummini, vor Challenge-Start erklärt. Die Bäume sollen langfristig dazu beitragen, den Wald als regionalen Erholungsraum und Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu stärken.

„Das ist ein wertvoller Beitrag und wir freuen uns über jede Unterstützung. Im Verhältnis zu den großen Pflanzungen der Landesforsten ist das zwar eine kleinere Fläche, aber jede Pflanzung zählt“, betont Eichenlaub. Vor allem, sagt er, sei es eine tolle Sache, weil dadurch viele Menschen für den Wald sensibilisiert würden und bereit seien, selbst etwas für den Wald zu tun.

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