Die gute Nachricht: Verpflichtend wäre eine Ganztagsbetreuung zunächst nur für Erstklässler. Doch die Stadt Gehrden will mehr. Alle Jungen und Mädchen der Klassen eins bis vier an den beiden Grundschulen Am Langen Feld und Am Castrum können für die Nachmittagsbetreuung angemeldet werden. „Wir wollen damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen”, sagt Bürgermeister Malte Losert (parteilos) zu der freiwilligen Leistung, die gut 500.000 Euro pro Halbjahr koste.
Als Unterstützung hat sich Gehrden die Arbeiterwohlfahrt (AWO) mit ins Boot geholt. Aus gutem Grund: Die AWO ist bereits in zahlreichen Schulen in Hannover Kooperationspartner für den Ganztagsbereich; künftig kommen Laatzen und Gehrden dazu. „Wir wollen den Ganztagsbereich gemeinsam gestalten und organisieren“, sagt Losert.
Auf die künftige Betreuung sieht Losert Gehrden gut vorbereitet. Vor allem die neue Mensa sei ein wesentlicher Baustein. Spätestens nach Fertigstellung der zweiten Grundschule im übernächsten Jahr seien die räumlichen Rahmenbedingungen optimiert. Bis dahin, gibt Losert zu, müssten sich die beiden Schulen etwas durchhangeln; unter anderem werden an der kleinen Grundschule Am Langen Feld Container aufgestellt.
Stefanie Diemert, Leiter der Grundschule Am Langen Feld, begrüßt es, dass alle Grundschülerinnen und -schüler in den Ganztag gehen könnten. „Das ist wichtig für Familien mit mehreren Kindern“, sagt sie. Aus ihrer Sicht werte die AWO das Angebot zudem auf. Das sieht auch Nina von Zimmermann, Leiter der Grundschule Am Castrum, so. „Wir garantieren eine gute Versorgung“, meint sie. Gleichzeitig gibt sie zu: „Es sind noch viele Dinge, die uns unbekannt sind.“
Fest steht: Ab 7.30 Uhr können die Grundschulkinder im nächsten Schuljahr in die Schule kommen; bis 15.30 Uhr dauert die Betreuung. Mit 14 Uhr ist eine zweite Abholzeit in das Konzept eingebaut worden. Ein Wunsch vieler Eltern. Um in Erfahrung zu bringen, was die Eltern für ihre Kinder bevorzugen, hatte die Stadt Gehrden im Frühjahr eine Befragung unter 909 Müttern und Vätern durchgeführt – 474 davon haben geantwortet. 58 Prozent derjenigen, die teilgenommen haben, wünschen sich eine offene Ganztagsschule für ihre Kinder. Laut Nicole Becker-Nef von der AWO biete ein offenes Angebot mehr Spielraum.
Bei diesem Konzept ist der Unterricht bis zum Mittag für die Schülerinnen und Schüler verpflichtend. Das Mittagessen und die Nachmittagsangebote wie AGs können dagegen freiwillig besucht werden. Durch eine strukturierte Tagesgestaltung mit gemeinsamen Mittagessen, Lernzeiten und pädagogischen Freizeitaktivitäten soll eine Umgebung geschaffen werden, in der jedes Kind sich entfalten, ausprobieren und wachsen kann.
Anja Meyer vom Bereich Ganztag der AWO fasst zusammen: „Gemeinsam mit und für die Kinder gestalten wir erlebnis- und freizeitpädagogische Angebote, die ihren Alltag bereichern.“ Dabei verstehe sich die AWO als enge Partner der Schulen.
Das Angebot findet Montag bis Freitag statt. Vor Beginn jedes Schuljahres können alle Familien flexibel entscheiden, an welchen Tagen ihr Kind am offenen Ganztagsangebot teilnehmen soll. Im Frühjahr wird das detaillierte Konzept, in das auch Gehrdener Vereine eingebunden werden sollen, den Eltern vorgestellt.