Das Kloster in Barsinghausen wird energetisch saniert. Seit Juni läuft der erste Bauabschnitt. Dazu gehören der Austausch der Heizungsanlagen, die im gesamten Haus auf dem Stand der 1980er-Jahre sind. „Wir gehen davon aus, dass wir bis Mitte Oktober damit fertig sind“, sagt Frank Güsewelle aus der Bauabteilung der Klosterkammer Hannover, die Eigentümerin des Barsinghäuser Klosters ist. Man liege nahezu im Zeitplan, habe nur eine Verzögerung von zwei bis drei Wochen. Das lag daran, dass bei archäologischen Untersuchungen ein barocker Kanal gefunden wurde, der schätzungsweise um 1700 angelegt wurde.
Die neue Heizungsanlage im Kloster wird dann mittels einer Wärmepumpe betrieben. „Nur wenn es ganz kalt ist, mit Minusgraden, wird sich die Gastechnik hinzuschalten“, erklärt Güsewelle. Was ihm wichtig zu betonen ist: „Für die Klosterkammer ist die Energiewende ein großes Thema. Daher macht sie sich auf den Weg, trotz baulich großer Herausforderungen ein solch historisches Gebäude mit einer Wärmepumpentechnik zu beheizen.“ Das sei ungewöhnlich, zumal landläufig die Wärmepumpentechnik im Altbau immer noch kritisch gesehen werde.
Der zweite Bauabschnitt, der noch weit mehr als die aktuellen Maßnahmen den Betrieb im Kloster beeinträchtigen wird, soll im April 2026 losgehen. Geplant ist die Erneuerung der Gebäudetechnik. Dazu gehören die maroden Wasserleitungen und die teilweise aus den 1960er-Jahren stammenden Stromkabel sowie die Außenwände und Flure. Auch eine energetische Ertüchtigung der historischen Fenster sowie Verbesserungen hinsichtlich Brandschutz, Telefonie und Internet seien vorgesehen.
Das Kloster Barsinghausen ist mehr als 830 Jahre alt und wurde im Jahr 1193 als Augustiner-Doppelkloster gegründet. Es gehört zu den fünf „Calenberger Klöstern“ rund um Hannover. Hier lebten zunächst Mönche und Nonnen, bis es im 13. Jahrhundert in ein reines Frauenkloster umgewandelt wurde. In der Reformationszeit wurde das Kloster zu einem Damenstift für alleinstehende adelige Frauen. Die heutigen Klostergebäude entstanden in den Jahren 1700 bis 1704.
Vieles von den Sanierungsmaßnahmen sei dringend notwendig, damit Wasserrohrbrüche, Stromausfälle und schwankende Netzverbindungen der Vergangenheit angehören. Allein in den vergangenen viereinhalb Jahren, seitdem sie im Kloster lebt, habe es fünf Rohrbrüche gegeben, sagt Äbtissin Henrike Wahl. Auch für sie selbst wird es räumliche Einschränkungen geben während der Sanierungsarbeiten. Das gilt auch für die Gäste. Im letzten Jahr gab es, nach stetiger Steigerung seit der Corona-Pandemie, rund 250 Übernachtungen, berichtet Wahl. Ab sofort werden keine neuen Buchungen entgegengenommen. Denn eine Auszeit im Kloster und dort zur Ruhe kommen – das geht natürlich auf einer Baustelle vorerst nicht mehr.
Auch der Konventsaal ist von der Sanierung betroffen. Wie überall sonst im Kloster müssen auch hier Leitungen, Heizkörper und Rohre erneuert und die Fenster instand gesetzt werden. Im Konventsaal finden mehrmals im Jahr öffentliche Veranstaltungen statt, bekannt sind vor allem die Konzerte des Vereins Calenberger Cultour & Co. unter dem Motto „Calenberger Classics“.
Vier Konzerte dieser Reihe stehen noch an, ehe es mit dem Umbau losgeht. Das vorerst letzte „Calenberger Classics“-Konzert gibt es am 15. Februar 2026. Sechs Wochen später, Anfang April, beginnt dann der zweite Bauabschnitt. Bis dahin müssen „wir das Kunstinventar ausräumen und einlagern, bei den Bauarbeiten würde es sonst Schaden nehmen“, sagt Bauleiter Güsewelle. Das gelte neben dem Mobiliar auch für das weitere Inventar im Kloster wie Gemälde, Dokumente oder Ausstellungsstücke.
„Dieses große Projekt ist richtig und sinnvoll, um das Kloster zukunftsfähig zu machen“, sagt Güsewelle, der für den zweiten Bauabschnitt mit einer Dauer von zwölf bis 15 Monaten rechnet. Die letzte Großsanierung müsse etwa Ende der 1970er-Jahre gewesen sein, schätzt er, und damit gut 45 Jahre her. Die kalkulierten Baukosten liegen ihm zufolge bei insgesamt etwa 1,5 Millionen Euro.
Nicht nur kulturelle Veranstaltungen und Übernachtungen, sondern auch öffentliche Führungen werden ab nächstes Jahr vorerst nicht mehr möglich sein. Was man aber auf jeden Fall erhalten wolle trotz umfangreicher Sanierung, sei die besondere Atmosphäre des Klosters. „Dazu gehört auch, dass es an manchen Stellen und in manchen Ecken knirscht und knarrt“, sagt die Äbtissin.