„Ich bin schnell begeisterungsfähig“
Harm Kolberg ist nicht nur Ortsbrandmeister und Ortsbürgermeister von Evestorf, sondern engagiert sich auch in vielen weiteren Vereinen

Netzwerkknoten in Evestorf: Harm Kolberg ist nicht nur Ortsbrandmeister und Ortsbürgermeister, er engagiert sich auch noch in zahlreichen weiteren Funktionen und Vereinen für das Gemeinwohl. Foto: Ingo Rodriguez
Evestorf. Nicht nur Ortsbrandmeister, sondern auch noch Ortsbürgermeister: Auf dieses Gesprächsthema lässt sich Harm Kolberg aus Evestorf nicht so schnell ein. „Ich trage diese Titel, aber ich bin doch keiner, der vorne steht und alles alleine entscheidet“, sagt der 54-Jährige. Aber wie lassen sich die beiden zeit- und arbeitsaufwendigen Ämter mit seinem Privat- und Berufsleben vereinbaren? Diese Frage beantwortet Kolberg nicht, ohne auf Zusammenhänge zu verweisen, denen er eine viel größere Bedeutung beimisst.

Dem Ortsbürgermeister (UWG) und kürzlich für eine dritte Amtszeit wiedergewählten Feuerwehrchef ist es sehr wichtig, auch den Stellenwert weiterer Vereine und Gruppen für das Gemeinwohl zu unterstreichen. Auch deshalb bekleide er noch weitere Vorstandsposten und engagiere sich in vielen Funktionen. „Wenn eine Idee gut ist, bin ich schnell begeisterungsfähig und bereit, meine Unterstützung anzubieten“, sagt Kolberg.

Über den Ortsrat, die Feuerwehr, seine Motivation und Zeiteinteilung gibt er zwar Auskunft, aber er will die Leistungen weiterer Initiativen und Personen nicht vernachlässigen: „Viele andere können viele Sachen besser als ich.“ Er versuche nur, als alteingesessener Evestorfer, der jeden im Dorf kenne, alles zusammenzuhalten. Er sei der Mensch und „Grüßaugust“, der „viele kleine Dinge für das große Ganze“ erledige. „Dazu stehe ich auch“, betont Kolberg.

Im Verlauf des Gesprächs zählt der 54-Jährige insgesamt zwölf Funktionen und Mitgliedschaften auf, die er innehat, um einen Beitrag für das Gemeinwesen zu leisten – neben seinen Chefposten bei der Feuerwehr und im Ortsrat. Unter anderem ist er stellvertretender Vorsitzender des Gemeinschaftsvereins, der das Dorfgemeinschaftshaus (DGH) bewirtschaftet und Catering für Veranstaltungen übernimmt.

Einmal im Monat kocht Kolberg mit dem Evestorfer Männerkochclub im DGH. Sechsmal im Jahr hilft er dort, für den Mittagstisch ein Drei-Gänge-Menü anzurichten. „Das ist ein toller gesellschaftlicher Treffpunkt“, sagt das Multitalent.

Kolberg ist in Evestorf aufgewachsen und wohnt mit seiner Frau Susanne im früheren Haus seiner Großeltern. Sein Elternhaus befinde sich auf dem gleichen Grundstück, erzählt er. Vater Friedrich-Wilhelm ist Evestorfs Ehrenortsbrandmeister. Deshalb sei seine Feuerwehrlaufbahn familiär vorgezeichnet gewesen. Seine 22-jährige Tochter lebt in Hannover. Kolberg arbeitet als Niederlassungsleiter eines großen Schrott- und Metallhandels in Hannover.

„Ich habe oft Zwölfstundentage“, sagt er. Regelmäßig komme er abends heim und füttere nur schnell seine Haustiere im Garten – ein Minischwein und Laufenten. Anschließend tausche er sich gerne und oft mit seiner Frau – sie betreibt in Evestorf eine Kindertagespflege – intensiv über die Arbeitstage aus. „Es gibt ja auch Wochen, in denen es keine besonderen Termine gibt, aber manchmal bin ich auch an jedem Abend unterwegs“, sagt Kolberg.

Gleich drei seiner Posten haben unmittelbar mit der Feuerwehr zu tun: „Ich bin Beisitzer im Vorstand des Fördervereins“, berichtet Kolberg. Als leidenschaftlicher Koch begleitet er alle drei Jahre ein Küchenteam für eine Woche zum Zeltlager der Gemeindejugendfeuerwehr. Außerdem ist er als Wertungsrichter bei den Wettkämpfen der Jugendfeuerwehren im Einsatz. Was Kolberg fast vergessen hätte: Als Mitglied des Teams Brandschutzerziehung der Gemeinde ist er regelmäßig in Kitas und Schulen zu Gast.

Die Feuerwehr ist ein Schwerpunkt im ehrenamtlichen Engagement des Evestorfers. Schon im Alter von zehn Jahren trat er in die Jugendabteilung ein, wurde mit 17 Jahren stellvertretender Jugendwart, später Gemeindejugendfeuerwehrwart. Vor zwölf Jahren stieg er zum Ortsbrandmeister auf, wurde im Januar für eine dritte Amtsperiode von sechs Jahren wiedergewählt.

„Ich wollte eigentlich aufhören und hatte das auch verkündet, aber auf Wunsch mache ich weiter“, erzählt der Kommandochef. Dieses Amt könne er aber nur ausüben, weil ihm Stellvertreter Frank Wenzel den Rücken frei halte. „Er kennt sich auch viel besser mit Verwaltungsangelegenheiten wie den Dienstvorschriften aus“, betont Kolberg.

Was er ebenfalls bescheiden einräumt: Als Einsatzkraft sehe er sich – trotz großer Erfahrung – leistungsmäßig mit 54 Jahren auch nicht mehr in der ersten Reihe. „Das können andere besser als ich“, so Kolberg. Seine Aufgabe sei es, „als Mensch“ das Netzwerk zusammenzuhalten.

Ungewöhnlich reflektiert sieht Kolberg auch seine Verdienste: „Ich wollte eine Erweiterung unseres Gerätehauses in Evestorf, aber das ist nicht gelungen.“ Stattdessen sei nun ein Neubau als Gemeinschaftsunterkunft mit der Feuerwehr Bredenbeck geplant. „Wir haben in meiner Amtszeit auch kein neues Feuerwehrauto bekommen, sondern einen Mannschaftstransportwagen“, so Kolberg.

Mit seinem Namen seien vielmehr tolle Feuerwehrfeste und kleinere Ideen verbunden: „Wir haben viele Sachen am Gerätehaus und am DGH verändert.“ Große Ziele habe er aber: „Ich will die letzten Zweifler von den Vorteilen einer Feuerwehr-WG überzeugen: In sechs Jahren haben wir eine tolle Unterkunft und ein tolles Fahrzeug“, sagt er über die anstehende Fusion mit Bredenbeck.

Zurückhaltend fallen auch Kolbergs Bilanz und Ausblick als Ortsbürgermeister aus: Seit 2016 gehört er dem Ortsrat Evestorf an, 2021 kam er an die Spitze des Gremiums. „Wir haben in meiner Amtszeit einen wunderbaren Spielplatz am DGH bekommen, den gilt es weiterzuentwickeln“, sagt er. Seine Haltung: Jeder Einzelne im Ortsrat stehe in der Verantwortung und solle sich einbringen. „Entscheidungen trifft immer das Team“, betont Kolberg.

Auch deshalb gilt es seinen Angaben zufolge „als guter Brauch“, im Ortsrat Evestorf keine Parteipolitik zu machen und für die Wählergemeinschaft UWG zu kandidieren. Als CDU-Mitglied könnte aber auf Kolberg in Kürze eine weitere Funktion zukommen. „Am 25. September werde ich vermutlich als Nachrücker in den Gemeinderat einziehen.“ Dort wird ein Sitz frei.

Weitere Funktionen von Kolberg im Schnelldurchlauf: Als Jagdscheinbesitzer ist er Mitglied im Hegering und in der Kreisjägerschaft, zudem Mitglied der Chorgemeinschaft Fidelia und des DRK-Ortsvereins. Bis vor einem Jahr hat er auch dem Kirchenvorstand der Gemeinde Holtensen-Bredenbeck angehört.

Trotzdem findet er auch genug Zeit, um mit seiner Frau regelmäßig „gut essen zu gehen“ – eine Übernachtung in einer anderen Stadt inbegriffen. „Das ist für uns wie ein Kurzurlaub“, sagt Kolberg.

Druckansicht