Keine Container für die Adolf-Grimme-Schule
Stadt setzt nun auf Start-Chancen-Programm des Landes

„Es ist beschwerlich geworden, den Kindern gerecht zu werden“: Die Adolf-Grimme-Schule wünscht sich zusätzliche Räume für Sprachförderung, die parallel zum Deutschunterricht stattfindet.Foto: Jennifer Krebs
Barsinghausen. Eigentlich waren die Unterrichtscontainer für die Adolf-Grimme-Grundschule (AGS) am Langenäcker längst beschlossene Sache. Doch nun hat sich der Rat umentschieden. Der Grund: Es sind doch nicht so viele Klassen geworden, wie man vor einem halben Jahr erwartet hatte. Es gebe nun nicht 16 oder gar 17 Klassen, sondern es sei bei 14 Klassen geblieben – und für diese 14 Klassen gebe es genügend Klassenräume. Darüber hinaus, so argumentierte die Mehrheit des Barsinghäuser Rates jetzt gegen zusätzliche Container, seien auch ausreichend andere Räume etwa für die Betreuungsangebote im Ganztag vorhanden.

Kerstin Beckmann von Aktiv für Barsinghausen (AFB-WG) hatte in der Ratssitzung zuvor noch versucht, die anderen Fraktionen umzustimmen. Es sei bedauerlich, so Beckmann, dass ein Ratsbeschluss, der mit Mehrheit gefasst worden sei, nicht befolgt und nun ganz aufgehoben werden solle. Wenn man im Bestand umbaue, wie es an der Adolf-Grimme-Schule gar nicht anders gehe, würde immer mal wieder der ein oder andere Raum vorübergehend nicht zur Verfügung stehen. „Doch angesichts der weiter steigenden Schülerzahlen, wie es für die nächsten Jahre prognostiziert ist, müssen wir temporär ergänzen. Und das kann gar nicht anders aussehen als mit Containern“, sagte Beckmann. Von ihrem Fraktionskollegen Thomas Struß gab es Rückendeckung. Er sprach von schönen Lösungen fürs Schulzentrum Am Spalterhals und die Wilhelm-Stedler-Schule, die Millionen kosteten, „und in allen anderen Bereichen eiern wir rum und fangen an zu sparen“, kritisierte er.

Rektorin Birgit Geyer und Lehrerin Elke Rüffer machten die Sicht der Schule noch einmal deutlich: Ja, es gebe 14 Klassenräume – aber in jeder Klasse würden sehr viele Kinder sitzen, die zusätzlich zu dem Unterricht Differenzierung benötigten oder noch nicht einmal der deutschen Sprache mächtig seien. In ihrer Klasse gebe es 17 verschiedene Kulturen, sagte Rüffer. Das heißt im Schulalltag: Während des Deutschunterrichts finde parallel in einem anderen Raum Sprachförderung statt – oder Inklusion, sagte Rüffer. „Schule heißt heutzutage nicht mehr Frontalunterricht. Es ist beschwerlich geworden, den Kindern gerecht zu werden.“

Der alte Container-Ratsbeschluss habe auf Schülerzahlen beruht, die nun nicht eingetroffen seien, entgegnete indessen Bärbel Cronau-Kretzschmar von den Grünen. Das Geld für Container ließe sich sinnvoller ausgeben. Etwa für die Akustik in der Mensa, wo sich zudem die Bühne mitunter noch mit einer mobilen Trennwand abtrennen ließe, um zusätzlichen Raum zu schaffen.

CDU und auch SPD sahen das ähnlich und waren nicht bereit, die knapp 300.000 Euro in die Anschaffung von Container zu stecken, die unterm Strich nicht benötigt würden.

Die Stadt hat die Situationen in den Grundschulen extern untersuchen lassen. Demnach fehlen der Adolf-Grimme-Schule gemessen an einer Idealvorstellung Flächen: Mit 19 Prozent wird die Differenz beziffert. In Kirchdorf liege dieser Wert bei 51 Prozent, in Hohenbostel sogar bei 58 Prozent. „Mittlerweile haben wir uns auch die Schulen in Hohenbostel, Kirchdorf und Egestorf gründlich angesehen“, sagte SPD-Ratsherr und Schulausschussvorsitzender Andreas Lorch und sprach insbesondere mit Blick auf Kirchdorf von „erheblichen Problemen“. Keine Partei wolle die eine gegen die andere Schule ausspielen. „Aber wir müssen auf dem Teppich bleiben“, sagte SPD-Ratsfraktionsvorsitzender Peter Messing. „Es hängt doch nicht an zwei Containern, um die Kinder vernünftig beschulen zu können.“

Wegen des hohen Anteils benachteiligter Schülerinnen und Schüler ist die Adolf-Grimme-Schule in das Start-Chancen-Programm des Landes aufgenommen. Das damit verbundene Budget, das ist allen Fraktionen wichtig, solle genutzt werden, um Maßnahmen zur Verbesserung der Lernumgebung und zur Förderung der Schülerinnen und Schüler zu finanzieren.

Baudezernatsleiter Tobias Fischer betonte in der Ratssitzung: „Wir haben die speziellen Anforderungen der Adolf-Grimme-Schule als Start-Chancen-Schule nicht vergessen.“ Doch die Lösung müsse Schritt für Schritt erfolgen. Auch Bürgermeister Henning Schünhof (SPD) verwies darauf, dass man genau für diese besonderen Herausforderungen nun zunächst eine pädagogische Konzeptionierung aus dem Start-Chancen-Paket brauche. Im konstruktiven Dialog mit der Schule seien Lösungen zu entwickeln – und dies könne dann mitunter auch räumlich die Situation entspannen, sagte Schünhof.

Im Gespräch ist, die ehemalige, zurzeit leer stehende Hausmeisterwohnung zu ertüchtigen und herzurichten, etwa für eine Bücherei, Elterngespräche, einen Lehrerruheraum und Stillarbeit. Über eine mögliche Asbestbelastung wollte Fischer in der Ratssitzung nicht spekulieren. Sollte es eine geben, werde diese natürlich beseitigt, sagte er.

Druckansicht