Lotsin durch die Untiefender Bürokratie
Die Stadt Ronnenberg hat einen wichtigen Posten für die Gewerbetreibendenin der Stadt neu besetzt: Anna Wolf ist neue Wirtschaftsförderin.

Neu im Rathaus: Anna Wolf ist seit dem 1. Juli Wirtschaftsförderin in Ronnenberg.Foto: Uwe Kranz
Empelde. Eine neue Kontinuität auf der Position der Wirtschaftsförderung und möglichst auch einen positiven Effekt für die Höhe der Einnahmen aus der Gewerbesteuer – das sind die Wünsche der Ratsfraktionen bei der Neubesetzung dieser Postion im Ronnenberger Rathaus. Seit dem 1. Juli ruhen diese Hoffnungen zu einem großen Teil auf den Schultern von Anna Wolf. Die 36-Jährige hat den seit einigen Monaten vakanten Posten der Wirtschaftsförderin übernommen. Ihre Aufgabe betrachtet sie schwerpunktmäßig als Netzwerkerin und Lotsin für die örtlichen Unternehmen, zu denen sie in den ersten Wochen ihres neuen Jobs schon erste Kontakte geknüpft hat.

„In gemeinsamen Gesprächen versuche ich zu erfahren, was die Unternehmen bewegt“, sagt Wolf. Sie hat Volkswirtschaftslehre im Bereich Entwicklungsökonomie studiert und anschließend für eine Fair-Trade-Firma das Marketing aufgebaut, wie sie berichtet. Anschließend war sie Projektmanagerin in einem großen Unternehmen tätig. Dabei habe sie national und international mit anderen Firmen unterschiedlicher Größe zusammengearbeitet. Ihr ganz persönliches Netzwerk hat Wolf dann auch auf die freie Stelle im Ronnenberger Rathaus aufmerksam gemacht: Eine Bekannte aus der Verwaltung habe ihr davon erzählt, sagt sie.

Bürgermeister Marlo Kratzke (SPD) hat von Wolf und ihren Konzepten einen positiven Eindruck: „Schon in den Bewerbungsgesprächen hat sie mit ihrem Fachwissen und ihrer klaren Vorstellung überzeugt. Seit ihrem Start bei uns arbeitet sie mit großem Engagement, und ich bin überzeugt, dass sie viel bewegen wird.“

Anna Wolf kann anpacken – auch buchstäblich. Nachdem sie mit ihrem Lebenspartner von Berlin nach Niedersachsen übergesiedelt hat, haben die beiden sich ein Haus gekauft und in Eigenregie umgebaut. „Wir haben alles selber gemacht“, erzählt sie. Als nächstes Projekt stehe nun die Gestaltung des Gartens an.

Auch im neuen Job hat die 36-Jährige gleich die Initiative ergriffen. „Ich habe schon einige Unternehmen besucht“, sagt sie. Teils seien die Betreibe auf sie zugekommen, teils habe sie selbst Kontakt aufgenommen. Ganz viel gehe es auch dabei ums Netzwerken, wobei sie auch gern auf die Erfahrung von Experten – beispielsweise von der Region Hannover – zurückgreifen will. Vor allem möchte Wolf aber die Nöte und Interessen der Gewerbetreibenden erfahren. „Ich bekomme in diesem Berufe viele interessante Einblicke“, erzählt sie.

Häufig geht es den Unternehmern um Schwierigkeiten bei der Gründung und Weitergabe der Firmen. Sie selbst sehe sich dabei als Lotsin, die den Unternehmen in den Untiefen der Bürokratie auf den richtigen Weg helfe, Ansprechpartner vermittelt und Lösungsmöglichkeiten aufzeigt. Aber auch auf Expansionswünsche wolle sie eingehen. „Der Bedarf ist allen bewusst“, sagt die Wirtschaftsförderin. Gleichsam ruft sie die Firmen auf, sich bei Problemen mit ihr in Verbindung zu setzen.

Die Gewerbegebiete in der Stadt Ronnenberg bieten aktuell so gut wie keine freien Flächen. Allerdings befindet sich das neue Gewerbegebiet Ronnenberg Nordost in den letzten Zügen der Planungsphase. Auch mit dem Investor, der Hannover Region Grundstücksgesellschaft (HRG), hat Wolf bereits Kontakt aufgenommen. Auch hier sind erste Treffen bereits verabredet. „Wir arbeiten weitere daran“, sagt sie. Ein Konzept zur Vermarktung der neuen Gewerbeflächen hatte Wolfs Vorgängerin Selcan Gelmis vor ihrem Ausscheiden aus der Verwaltung nicht mehr fertiggestellt. Bürgermeister Marlo Kratzke sieht das Gewerbegebiet als „ein zentrales Projekt“ der neuen Wirtschaftsförderin an. „Dabei wird es nicht nur darum gehen, Grundstücke zu vermitteln, sondern vor allem Unternehmen anzusiedeln, die für Ronnenberg wichtig sind und die unsere Stadt nachhaltig stärken.“

Die letzte Lösung, dass nach Expansion strebende Unternehmen die Stadt verlassen, will die Stadt unbedingt verhindern. Allerdings gehöre auch die Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen zu ihren Aufgaben, sagt Wolf.

Was bleibt übrig von den „Standardveranstaltungen“ der Vergangenheit? Die Azubimesse, die im Herbst stattfinden soll, werde weiter geplant, berichtet die 36-Jährige. Auch wolle sie im kommenden Jahr einen Gründerabend anbieten. Um die richtigen Formate zu finden, will Wolf aber auch noch mehr die Unternehmen selbst befragen: „Wollt ihr das noch?“ Das gelte auch für den Unternehmermittagstisch. Wichtig sei es in diesem Zusammenhang, die richtigen Themen und Referenten zu finden. Es werde darum wohl noch eine Zeitlang dauern, bis es das nächste Angebot dieser Art geben wirde, schätzt sie.

Langfristig gedacht könne eine gute Wirtschaftsförderung eine positive Wirkung für die Stadt und die Bevölkerung haben, meint Wolf. „Glückliche“ Unternehmen seien gut für die regionale Wirtschaft und eine Voraussetzung für weiteres Wachstum. „Das hängt aber von vielen weiteren Faktoren ab“, schränkt sie mit Hinweisen auf Beispiele wie den Ukraine-Krieg und die Corona-Pandemie ein.

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