Auf dem Weg zur „fahrradfreundlichen Kommune“
Gemeinderat beschließt Wennigsens neues Radverkehrskonzept. Einige Investitionen lassen sich nur mit Fördermitteln umsetzen.

Calenberger Straße in Argestorf: Mitten in einer langgezogenen Kurve müssen Radfahrende vom Radweg auf die Straße wechseln. Ein Schutzstreifen und ein Überweg mit Mittelinsel sollen die Gefahrenstelle entschärfen.Foto: Stephan Hartung
Wennigsen. Ein Planungsbüro leistete Expertenhilfe – und auch die Bürgerschaft durfte sich in Workshops beteiligen. Die Gemeinde Wennigsen setzt große Hoffnungen in ihr neues Radverkehrskonzept. Herausgekommen ist ein großes Paket aus Sofortmaßnahmen und mittelfristigen Investitionen.

Über die Stoßrichtung des Radverkehrskonzeptes herrscht weitestgehend Konsens in der Ratspolitik. Sicher, zügig und komfortabler sollen die Menschen mit ihrem Fahrrad auf den Wennigser Straßen unterwegs sein. Nicht von ungefähr ist das umfangreiche Machwerk Voraussetzung für das Zertifikat „Fahrradfreundliche Kommune“, um das sich die Gemeinde im nächsten Schritt bewerben wird.

„Hierzu sind schnelle und komfortable Wegebeziehungen auf genügend breiten Wegen mit gutem Untergrund notwendig, sichere Querungen an Straßen, aber auch ausreichend und gute Abstellanlagen, eine flächendeckende Radwegweisung und ein guter Übergang zum ÖPNV“, zählt Ingo Laskowski, Sprecher der ADFC-Gruppe Wennigsen/Barsinghausen auf.

Unter die Sofortmaßnahmen, für die zusammen 400.000 Euro im Haushalt eingeplant sind, fällt unter anderem die Entschärfung des Argestorfer Ortseingangs aus Richtung Bredenbeck (Calenberger Straße). Der Radweg endet dort mitten in einer Rechtskurve, sodass Radfahrende abrupt auf die Straßen wechseln müssen. Ein Schutzstreifen soll ihnen dafür künftig mehr Platz einräumen. Wer dann auch gleich die Straßenseite wechseln möchte, kann dafür den neuen Überweg samt Mittelinsel nutzen. Beides wird laut Konzept noch 2025 umgesetzt.

Auch das Überqueren der Egestorfer Straße in Wennigser Mark wird im Laufe des Jahres sicherer. Der Standort für den Überweg mit Mittelinsel ist auf Höhe der Einmündung Am Schleifbach vorgesehen. Ebenfalls auf der Prioritätenliste: der Bau eines durchgehenden Radwegs entlang der Bahnstrecke vom Wennigser Neubaugebiet Caleidis bis nach Sorsum. Der erste Abschnitt verläuft vom Ende der Siedlung nach Osten bis zu einem Feldweg zwischen Sorsumer Straße und Bahntrasse. Der zweite Abschnitt geht von dort weiter bis zum bereits vorhandenen Radweg vom Lemmier Bahnhof in Richtung Sorsum.

Radwege sind teuer. Der Lückenschluss gehört daher zu den Projekten, die an eine erhebliche finanzielle Förderung des Landes gebunden sind. „Wenn diese Fördermittelzusagen nicht erfolgen, können wir diese Maßnahmen nicht umsetzen“, verklärte Erste Gemeinderätin Jacqueline Gebauer im jüngsten Mobilitätsausschuss. Vorerst sind für den Radweg 85.000 Euro aus dem Haushalt eingeplant. Mit 70.000 Euro werden auch die solarbetriebenen Ladestationen für E-Bikes kein Schnäppchen. Drei Standorte kommen infrage: in Wennigsen an der Hauptstraße/Ecke Hülsebrinkstraße, an der Heitmüller-Kreuzung oder am Hagemannplatz sowie in Bredenbeck am Denkmal.

Deutlich günstiger geht das Aufstellen neuer Infotafeln. Von den Wanderparkplätzen in Bredenbeck, Wennigser Mark und am Waldkater sollen sie den Weg zu den Radwanderrouten weisen. Weitere Standorte befinden sich nördlich und südlich vom S-Bahnhof sowie nahe der Sonnenuhr am Wennigser Rathaus.

Wo Rad- und Autoverkehr sich die Fahrbahn teilen, signalisieren sogenannte Sharrows (Fahrrad-Piktogrammketten), dass die Zweiräder dort gleichberechtigt unterwegs sind. Geplant sind neue Sharrows auf der Argestorfer Straße, Lemmier Straße, Weetzener Straße, Danquardstraße, Egestorfer Straße, Linderter Straße und Wennigser Straße.

Für eine „fahrradfreundliche Kommune“ fehlt es in Wennigsen zudem an Abstellplätzen.

Laut Konzept kommen daher gleich mehrere neue Anlagen mit Bügeln dazu: am Feuerwehrgerätehaus Wennigser Mark, gegenüber vom Hotel Steinkrug, auf den Waldparkplätzen in Wennigser Mark, Bredenbeck und Argestorf, in Sorsum an der Waldorfschule, in Wennigsen am Klosteramthof, am Gemeindehaus von Marien-Petri sowie bei Edeka.

Vorausgesetzt der Rat gibt grünes Licht für das Paket, kann die Gemeinde anschließend den nächsten Schritt gehen. Ein Verkehrskonzept, das nicht älter als zehn Jahre alt sein darf, ist eine Voraussetzung für die von der Gemeinde angestrebte Zertifizierung zur „Fahrradfreundlichen Kommune“ durch die AGFK (Arbeitsgemeinschaftfahrradfreundlicher Kommunen Niedersachsen). Sie ist wiederum Grundlage für die Beantragung von Fördermitteln zur Verbesserung der Fahrradinfrastruktur.

Der jetzige Beschluss sei daher nur ein Anfang. „Dieses Konzept soll leben, die Maßnahmen fortgeschrieben, laufend beraten und diskutiert werden“, betont Gebauer. Passend dazu richtet die Gemeinde zum 1. Juli den „Runden Tisch Radverkehr“ ein. Zweimal im Jahr beraten dort Vertreter aus der Politik, des ADFC sowie Fachleute aus der Verwaltung über die Fortschreibung des Konzepts. Je nach Bedarf kommen Expertinnen und Experten aus Polizei, Straßenmeisterei und Verkehrsbehörden dazu.

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