Wohlfühlzonen für bedrohte Vogelart
Zwei Bauprojekte und ein Problem:
Die bedrohte Feldlerche beschäftigt die Planer

Feldlerche. Foto: Peter Linder
Weetzen/Benthe. Feldlerchen scheinen zwei größere Bauprojekte verzögert zu haben: das Feuerwehrgerätehaus in Benthe und den Norma-Markt in Weetzen. Die Singvögel gelten als bedroht. Die Stadt hat für beide Lebensräume eine Lösung gefunden.

Als die Stadt Ronnenberg das Feuerwehrgerätehaus Benthe planen wollte, hatte sie kein passendes Grundstück. Die Suche gestaltete sich schwierig und dauerte lange. Letztlich entschied sich die Stadt dazu, einen beliebten Spielplatz zu verlegen, um eine geeignete Fläche für den Neubau zu erhalten.

Umso aufregender war für die Verantwortlichen im Rathaus die Nachricht, dass auf dieser Fläche ein Vorkommen der geschützten Feldlerche entdeckt worden ist. In solchen Fällen müssen Planer eine sogenannte Wohlfühlfläche für die Tiere bereitstellen. Die Flächensuche in Benthe ging von vorne los. Jetzt zeichnet sich eine Lösung ab.

Bei der Stadtverwaltung zeigt Angela Meyer-Everloh, Teamleiterin Räumliche Stadtentwicklung und Baurecht, Verständnis für die Bedürfnisse der Vögel. Auch wenn sich rund um den bisherigen Spielplatz noch viel Raum für die Tiere befindet, müsse dafür Sorge getragen werden, dass die Feldlerche durch den Bau des Gerätehauses nicht gänzlich vertrieben wird, erläutert sie.

Eine geeignete Fläche in entsprechender Lage müsse deshalb mit einer vorgegebenen speziellen Bepflanzung so gestaltet werden, dass sich die Vögel dort niederlassen. „In Benthe haben wir tatsächlich eine Fläche gefunden“, sagt Meyer-Everloh. Diese sei zwar aufgrund der Nähe zur Wohnbebauung lediglich „suboptimal“, aber sie habe die Anerkennung als Kompensationsfläche erhalten. Auch die Spielplatzfläche, auf der die Vögel aktuell festgestellt wurden, liegt dicht an der Wohnbebauung. Mithilfe eines regelmäßigen Monitorings soll ermittelt werden, ob die Feldlerche die neue Fläche auch annimmt oder ob das Areal angepasst werden muss. „Die Feldlerche wird den Zeitplan für das Feuerwehrgerätehaus in Benthe nicht mehr verzögern“, ist sich Meyer-Everloh sicher. Ende Oktober 2026 soll das Baufeld frei geschoben werden.

Feldlerchen sind in unmittelbarer Nähe zu Wohnhäusern kaum anzusiedeln, sie stellen aber noch andere Anforderungen an ihre Wohlfühlzonen: Auch zu viel befahrenen Straßen halten sie Abstand. Das ist nicht zuletzt im Bereich des Großen Seefelds in Weetzen zu beachten. Denn auch dort – in unmittelbarer Nähe zur Bahnlinie und unweit der Bundesstraße 217 – wurde die Feldlerche im Rahmen der Untersuchungen für den Bau eines neuen Norma-Supermarktes entdeckt. Nach ursprünglichen Planungen sollte der Bau des Marktes noch in diesem Jahr beginnen. Die Suche nach einer neuen Heimat für die Feldlerche verzögert den Planungsfortschritt.

Auch dort zeichnet sich eine Lösung ab: Gerade einmal rund 100 Meter Luftlinie entfernt plant Regiobus für 2027 den Bau seines neuen Betriebshofes. Das Nahverkehrsunternehmen muss eine Kompensationsfläche für ein Feldlerchenvorkommen schaffen. Regiobus habe dazu eine Fläche im Gehrdener Stadtgebiet erworben, die ausreichen würde, auch die Verpflichtungen von Norma zu erfüllen, heißt es dazu aus dem Rathaus. Dem Vernehmen nach gab es auch schon Kontakte zwischen Regiobus und der Supermarktkette. Bei einer Einigung der beiden Beteiligten stünde auch der Realisierung des Supermarktes nichts mehr im Weg.

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