Wenn der Rasenmäher zur Todesfalle wird
Zunahme bei Schnittverletzungen von Tieren: NABU fordert Nachtfahrverbot für Mähroboter

Region Hannover. Ein leises Surren in der Nacht, ein gepflegter Rasen am Morgen – und dazwischen ein verletzter oder toter Igel. Was für viele nach moderner Gartenpflege klingt, ist für den heimischen Braunbrustigel zunehmend ein lebensbedrohliches Szenario. In Niedersachsen ist die Lage inzwischen so ernst, dass das Tier auf der aktualisierten Vorwarnliste der Roten Liste der Säugetiere gelandet ist. Der NABU Niedersachsen schlägt deshalb Alarm und fordert konkrete politische Konsequenzen.

Besonders kritisch: Die wachsende Zahl automatisierter Mähroboter, die oft in den Nachtstunden zum Einsatz kommen. In diesem Zeitraum sind Igel aktiv, auf Futtersuche oder auf dem Weg zum nächsten Versteck. Ihr natürlicher Schutzmechanismus, sich bei Gefahr einzurollen, schützt sie vor Fuchs und Dachs – nicht aber vor rotierenden Klingen. Die Folge sind schwerste Schnittverletzungen, die häufig zum Tod führen.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) dokumentieren solche Vorfälle systematisch. Die Daten, die über eine geschlossene Plattform von Auffangstationen gesammelt werden, zeigen: Die Zahl der schwer verletzten Igel steigt rasant. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen, denn viele Tiere sterben versteckt in Hecken oder unter Sträuchern.

Obwohl erste Forschungsansätze an tierfreundlicherer Technik existieren, sind bisher keine marktreifen Lösungen umgesetzt, teilt der NABU mit. Derzeit gibt es keinen einzigen Mähroboter am Markt, der nachweislich Kleinsäuger wie den Igel zuverlässig erkennt oder aktiv meidet. Unkontrollierte Einsätze in der Dunkelheit verschärfen das Problem zusätzlich. Die Folge: Immer mehr verletzte Tiere landen in Auffangstationen, die personell und finanziell überlastet sind. Viele stehen mittlerweile an der Belastungsgrenze.

Für den NABU Niedersachsen ist klar: Freiwillige Selbstverpflichtungen der Hersteller reichen nicht aus. Der Verband fordert ein verbindliches Nachtfahrverbot für automatisierte Mähroboter – täglich zwischen 18 Uhr und 7 Uhr, sowohl auf privaten als auch auf öffentlichen Flächen. Eine entsprechende Petition wurde auf Landtagsebene eingereicht und vom NABU Niedersachsen aktiv unterstützt.

Neben der akuten Gefahr durch Mähroboter sieht sich der Igel laut NABU auch langfristigen Bedrohungen ausgesetzt. Strukturreiche Lebensräume in der Agrarlandschaft verschwinden, Gärten werden durch Steinschüttungen und sterile Rasenflächen lebensfeindlich und auch in der Stadt fehlt es zunehmend an Nahrung, Rückzugsorten und Durchlässen in Zäunen. Der Verlust an Biodiversität trifft den Igel besonders hart – denn er ist auf vielfältige, durchlässige und giftfreie Gärten angewiesen.

Wer Igeln helfen möchte, kann bereits mit einfachen Maßnahmen viel bewirken. Ein naturfreundlicher Garten braucht keine durchgestylte Ordnung, sondern vielmehr Ecken, in denen die Natur sich ungestört entfalten darf. Wilde Winkel, dichte Sträucher, Laubhaufen oder alte Holzstapel bieten Schutz und Quartiere für Igel und andere Kleintiere. Auch durchlässige Zäune, flache Wasserschalen und der Verzicht auf Pestizide oder Laubsauger erhöhen die Überlebenschancen der Tiere deutlich.

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