Schon vor der Inbetriebnahme der Haltestellen kommen Fragen auf: Der Haltepunkt „Kirchdorfer Rehr“ liegt mitten in der Kreiselausfahrt. Ist da nicht ein Rückstau in den Kreisel vorprogrammiert?
Der Hintergrund der Kritik wird bei einem Blick auf den Kirchdorfer Kreisel deutlich: In Richtung Egestorfer Kreisel befindet sich der Haltepunkt für die Busse unmittelbar an der Kreiselausfahrt, ohne abgetrennte Bucht neben der Straße, direkt auf der einzigen Fahrspur. Die Befürchtung: Haltende Busse werden den fließenden Verkehr stoppen – und bei einem höheren Verkehrsaufkommen automatisch für Stau im gesamten Kreisel sorgen.
Die Bedenken hat der CDU-Ratsherr Karl-Heinz Neddermeier in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses per Anfrage zu Protokoll gegeben und die Stadtverwaltung um Auskunft gebeten, ob die Bauausführung so gewollt und wer für die Planung verantwortlich ist.
Die Linie 560 wird vom Unternehmen Regiobus betrieben. Hat es auch die Haltestellen geplant? „Der Bau der neuen Haltestelle am nordöstlichen Ortsrand von Kirchdorf war ein von der Stadt Barsinghausen initiiertes Projekt“, sagt Regiobus-Sprecher Tolga Otkun. Das Projekt sei schon länger geplant gewesen, um das Kirchdorfer Altdorf direkt mit Egestorf und den dort ansässigen Verbrauchermärkten an der Haltestelle Egestorfer Warte zu verknüpfen. Bauherrin und Planerin sei die Stadt Barsinghausen, die auch den Standort festgelegt habe, sagt Otkun.
Die Region Hannover sowie Regiobus haben den Plänen laut Otkun allerdings in dieser Form auch zugestimmt. Die neue beidseitige Haltestelle „Kirchdorfer Rehr“ wird demnach ab dem Schuljahresbeginn am 14. August von der Linie 560 regelmäßig angefahren. Die Staugefahr schätzt Otkun als gering ein: Der Bus fahre im Ein-Stunden-Takt und halte nur, wenn jemand ein- oder aussteigen will.
Die Stadtverwaltung Barsinghausen verweist auf einen entsprechenden Antrag der SPD-Fraktion im Rat der Stadt aus dem Jahr 2019. Die Standortwahl für die neuen Bushaltestellen verteidigt sie und weist die Bedenken zur Verkehrssicherheit ausdrücklich zurück. Stadtpressesprecherin Lea Drewnitzky begründet dies mit „der geltenden Verkehrsregel“: Demnach müssen Fahrzeuge hinter einem Bus an der Haltestelle warten. „Das gilt auch an jeder anderen Bushaltestelle, wenn die Vorbeifahrt nicht möglich ist.“ Die Stadtsprecherin beschreibt ganz genau das geplante Halteverfahren: „Wenn ein Bus in Fahrtrichtung Egestorfer Kreisel die Haltestelle Kirchdorfer Kreisel anfährt, wird der Blinker oder sogar der Warnblinker gesetzt – wie an anderen Haltestellen auch.“ Dies solle gewährleisten, dass kein Fahrzeug auf den haltenden Bus auffahre. Am haltenden Bus vorbeizufahren, sei aufgrund des Fahrbahnteilers und der durchgezogenen Linie am Kreisel nicht möglich. „Also müssen alle Fahrzeuge hinter dem haltenden Bus warten.“ Zu den erwarteten Staus sagt die Stadtsprecherin: „Wenn der Bus dann wieder losfährt, löst sich ein eventueller kleiner Stau im Kreisel sehr schnell auf, weil die Fahrzeuge im Kreisel Vorfahrt haben.“
Drewnitzky begründet außerdem die Standortauswahl: „Durch die Anordnung der Haltestelle unmittelbar hinter der Kreiselausfahrt ergeben sich vor allem für die Fahrgäste erhebliche Sicherheitsvorteile.“ So sei es gewährleistet, dass Passanten die östliche Haltestelle über den Fahrbahnteiler am Kreisel erreichen, die Bordsteine seien abgesenkt.
„Die Überquerung der Fahrbahn kann also sicher in zwei Zügen erfolgen. Bei einer Anordnung der Haltestelle weiter weg vom Kreisel müsste die Fahrbahn in einem Zug überquert werden“, sagt Drewnitzky. In diesem Fall entstünde eine zusätzliche Gefahr für Autofahrer und Buspassagiere, weil Fahrzeuge den haltenden Bus überholen.
„Die Stadt kann die Kritik an der Wahl der Haltestelle nicht nachvollziehen“, fasst die Stadtsprecherin zusammen. Die Lage der Haltestelle gewährleiste den notwendigen Schutz von Fahrgästen sowie Fußgängerinnen und Fußgängern, teilt Drewnitzky mit. „Die Sicherheit der schwächsten Verkehrsteilnehmer soll hier, wie auch an anderer Stelle, ganz oben stehen.“
Dass dies gegebenenfalls mit kurzen Wartezeiten für den fließenden Verkehr verbunden sein könnte, sei aus Sicht der Verwaltung vertretbar. Ob die Befürchtungen berechtigt sind, wird sich in der Praxis erst ab 14. August zeigen.