Wennigsen hat jetzt einen „Platz der Steine“
Der Verkehrs- und Verschönerungsverein hat auf der Grünfläche neben der katholischen Kirche ein Rasenlabyrinth angelegt

Freude über das Rasenlabyrinth (von links): Ortsbürgermeister Jan Richard Weber, Carsten Mehlhop, Detlef Mainka, Sabine Mainka, Darius Mainka, Jutta Ulianowsky und Amirah Adam auf dem neuen „Platz der Steine“.Foto: André Pichiri
Wennigsen. Zwischen katholischer Kirche, Hauptstraße und Landesstraße 391 dürfte diese Grünfläche bislang nur den wenigsten Wennigserinnen und Wennigser aufgefallen sein. Allenfalls der große Glasfaserverteilerkasten stach beim Vorbeigehen ins Auge. Dabei ist der Platz dahinter sehr idyllisch und hat sogar ein Stück Historie zu bieten. Der Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) hat das Potenzial erkannt und mit viel ehrenamtlicher Arbeit den „Platz der Steine“ geschaffen.

Manchmal sind es Probleme oder Ärgernisse, die als Initialzündung für gute Ideen dienen. So ging es auch dem VVV, der sich 2023 darüber echauffierte, dass im Zuge des Glasfaserausbaus das Verteilerhäuschen auf die besagte Grünfläche gestellt wurde.

Der Betonklotz, so die damalige Kritik des Vereins, verschandele an dieser Stelle nicht nur den Ortseingang, sondern schaffe auch einen Sichtschutz im negativen Sinn. „Ich hatte Sorge, dass wir ein Problem mit Müll und Vandalismus bekommen, wenn Leute sich dahinter unbeobachtet fühlen“, sagt Monika Mainka, stellvertretende Vorsitzende des VVV, im Rückblick.

So kam das Projekt ins Rollen, den unscheinbaren Platz aufzuwerten, für Publikum interessant zu machen und dadurch für soziale Kontrolle zu sorgen. „Mit einem für alle Besucher barrierefreien Rasenlabyrinth wollte ich den Platz erlebbar machen“, sagt Mainka im Rückblick auf ihre Ursprungsidee. Bei der Umsetzung half die Wennigser Garten- und Landschaftsbaufirma Georg Franz.

Das Ergebnis ist ein kurvenreich geschwungener und fast in Schneckenform angelegter Weg, eingefasst von Steinplatten. „Man geht übrigens auf dem Rasen, die Platten dienen nur als Rahmen“, erklärt Mainka.

Jung und Alt sind ab sofort eingeladen, die Mitte zu finden. Das soll nicht nur Spaß machen und entspannen. Der VVV schafft damit auch einen Bezug zur benachbarten katholischen St.-Hubertus-Kirche. Rasenlabyrinthe gehen auf einen christlichen Ursprung zurück. Sie stehen als Symbol für den Lebensweg mit all seinen Herausforderungen, Umwegen und Schwierigkeiten.

In Wennigsen führt der Weg auch an einer Gruppe von Findlingen vorbei – von denen einer zum Rätselraten anregt. Dort ist laienhaft die Jahreszahl 1963 eingemeißelt. Monika Mainka hat sich auf Spurensuche begeben, kann nach intensiver Recherche aber nur eine Vermutung aufstellen. 1963 – zwei Jahre nach der Einweihung der Kirche – wurde mit Paul VI ein neuer Papst gewählt. Ein bedeutendes Ereignis für die Katholiken, die damals auf der Wiese die jährliche St.-Anna-Wallfahrt feierten. „Das ist aber nur Spekulation, die wahre Bedeutung der Zahl bleibt unklar“, sagt Mainka.

Keine Zweifel gibt es indes an der Herkunft des großen Summsteins, der das Ensemble aus Labyrinth und Findlingen vervollständigt. Der VVV hat sich das rund drei Tonnen schwere Stück aus dem Nachlass von Erich Pollähne gesichert. Der 2005 verstorbene Ehrenbürger Wennigsens war Künstler und Feinmechaniker. Er schuf unter anderem das als Sonnenuhr bekannte Zeitmonument neben dem Rathaus der Gemeinde.

Auch Pollähnes Summstein spielt mit den Phänomenen der Physik. Wer seinen Kopf in das Loch steckt und der eingravierten Aufforderung „Summ(m) mal“ folgt, bringt damit seinen gesamten Körper in Schwingung. Beim Transport und Aufstellen des Schwergewichts half erneut die Firma Georg Franz.

Zu guter Letzt wurde noch eine Stele aus indischem Kalksandstein aufgestellt. Auf der darauf angebrachten Infotafel können Besuchende alle Details zum Platz, dem Labyrinth und den Steinen nachlesen. Das geht auch digital – dank des QR-Codes, über den Amirah Adam vom Tourismus-Service den Text in die Homepage der Gemeinde eingepflegt hat. „Ich freue mich, dass ich einen interessanten Ausflugspunkt zu unseren Angeboten hinzufügen konnte“, erklärte Adam bei der symbolischen Eröffnung des Platzes.

Wennigsens Ortsbürgermeister Jan Weber (SPD) bedankte sich beim Vorstand des VVV für dessen Einsatz. „Ich muss gestehen, dass auch mir der Platz vorher unbekannt war. Aber so, wie ihr ihn gestaltet habt, lädt er tatsächlich dazu ein, hier öfter zu verweilen“, sagte Weber lobend über das Ergebnis.

Zwei Jahre Arbeit hat insbesondere Monika Mainka in das Projekt investiert. Als Zeichen der Anerkennung gab es Blumen vom Vorsitzenden Carsten Mehlhop. Finanziert hat der VVV das 7500 Euro teure Projekt größtenteils aus der eigenen Vereinskasse. Der Rest kam über eine Förderung der Klosterkammer und einen Zuschuss des Ortsrates zusammen. Bei der Umsetzung brachte sich neben der Firma Georg Franz auch der Wennigser Steinmetz Claas Baranowski ein.

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