40 Jahre gibt es den Notfallknopf
Gerd Rauhut hat Entstehung des Hausnotrufs 1985 miterlebtund das Projekt der Johanniter bis heute weiter unterstützt

Im Einsatz für die Johanniter: Gerd und Irja Rauhut.Henning Stauch
Region Hannover. Als der Hausnotruf (HNR) 1985 in seinen Anfängen stand, gehörte Gerd Rauhut zu denjenigen, die an das Potenzial des neuen Projekts glaubten. Bis heute unterstützt der mittlerweile 76-Jährige diesen Service und hat seine Entwicklung über Jahrzehnte maßgeblich mitgestaltet. Trotz und seit seinem offiziellen Renteneintritt ist er weiterhin mit 60 Monatsstunden als Techniker für den HNR-Service tätig.

Er sorgt vor Ort bei den Kunden für die Reparatur und zuverlässige Funktion von Basisstation und Handsender. Den Austausch mit der Kundschaft schätzt er nach wie vor: „Man erlebt viel Dankbarkeit. Es geht nicht nur um eine technische Dienstleistung. Man erfährt auch zahlreiche Lebensgeschichten und versteht, wie wichtig es ist, einfach da zu sein und was die Menschen im Alltag brauchen, um sich sicher zu fühlen. Eine meine ersten Kundinnen stürzte damals nach einem Schlaganfall mehrfach am Tag. Mit der Installation ihres HNR-Gerätes gingen diese Stürze auf wenige Male in der Woche zurück, weil sie sich im Alltag besser geschützt fühlte“, blickt er auf seine Erfahrungen zurück.

Als junger Rettungsassistent der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) in Hannover lernte der heute dreifache Vater und Großvater den Hausnotruf vor 40 Jahren bei den Kollegen in Braunschweig kennen. „Mein Chef kam damals auf mich zu und erkundigte sich, ob ich Interesse habe, diesen Service mit aufzubauen und zu betreuen.“ Damals standen knapp drei Kunden auf der Liste, die einen Anschluss und damit eine klobige, graue Apparatur in ihrem Zuhause hatten.

Und so eignete sich der erfindungsreiche und ambitionierte Johanniter nicht nur die technischen Kenntnisse zur Installation von Basisstation und Handsender an, sondern übernahm auch die Hausbesuche der Kundschaft, wenn der Alarm ausgelöst wurde. „Damals erschien in meinem Melder die Nummer des HNR-Geräts, dann musste ich mir auf einer ausgedruckten Liste den entsprechenden Kunden und die Adresse suchen“, erinnert sich Rauhut an die Zeiten ohne Computer und Digitalisierung.

Nach wenigen Monaten erforderte der wachsende Kundenstamm seine volle Aufmerksamkeit und mit einem eigenen kleinen Team wechselte Rauhut endgültig aus dem Rettungsdienst zum Hausnotruf. Auch die technische Entwicklung nahm Fahrt auf. Die Handsender, meist an einer Kette um den Hals getragen, schrumpften von Zigarettenpackungsgröße auf eine wesentlich schmalere und komfortablere Variante.

Für Menschen, die sich in den damaligen Zeiten ohne Pflegeversicherung und mögliche Zuzahlung die monatlichen Kosten des Hausnotrufs nicht leisten konnten, kämpfte er in Einzelfällen um die Finanzierung des Dienstes über Sozialhilfeträger: „Es ist wichtig, für die Menschen da zu sein“, sagt er. Der 76-Jährige arbeitet seit 2015 in Holzminden und betreut das Einsatzgebiet Hameln-Pyrmont. „Aber für mich ist am 31. Dezember 2025 wirklich Schluss“, versichert Rauhut.

Niedersachsenweit ist die Zahl der HNR-Kunden mittlerweile auf mehr als 50.000 gewachsen, die große Zentrale für Notrufe und Einsatzsteuerung befindet sich in Berne (Johanniter-Ortsverband Stedingen) und zahlreiche Einsatz- und Pflegedienste der Johanniter sind mit einem funktionierenden Netz aus internen und externen Fachkräften für die Betreuung der Hausnotruf-Kundinnen und Kunden zuständig.

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