Zum Vergleich: In der Nachbargemeinde Wennigsen nimmt nur jeder Zehnte eine Verbesserung wahr, hingegen geben mehr als 43 Prozent der Befragten an, dass sich die Situation mit Bus und Bahn verschlechtert hat. Dort wirken sich offenbar deutlich die Probleme der S-Bahn mit Verspätungen und Zugausfällen negativ aus.
In Ronnenberg sagt jeder Vierte, dass sich das Angebot im öffentlichen Nahverkehr verschlechtert hat. Fast jeder Zweite erkennt keine Verbesserung im Vergleich zu den vergangenen fünf Jahren. Und nur knapp 14 Prozent meinen, die Anbindung ihrer Stadt mit Bus und Bahn habe sich verbessert.
Was zu dem guten Ergebnis in Gehrden beigetragen haben könnte, ist der lang ersehnte und viel diskutierte Anschluss der SprintH-Linie 500 an den S-Bahnhof in Weetzen. Mit Jahresbeginn hat eine dreijährige Testphase durch die Region Hannover begonnen, in der die Fahrgastzahlen ausgewertet werden sollen. Erst danach soll eine Entscheidung fallen, ob die Verbindung dauerhaft bestehen soll.
An neun Stationen stoppt die SprintH-Linie 500 in Gehrden, bis die Busse vom Beethovenring jetzt direkt nach Weetzen zum S-Bahnhof fahren. Für Pendlerinnen und Pendler bietet sich hier endlich eine Möglichkeit, mit dem ÖPNV schneller nach Hannover zu kommen. Von zuvor einer Stunde Fahrtzeit spart man jetzt 20 Minuten.
Im Gegensatz zu anderen Kommunen an der S-Bahn-Strecke besteht für die Fahrgäste aus Gehrden auch eine Alternative für den Weg nach Hannover, falls wieder einmal Probleme bei der Bahn auftreten. Sie gelangen weiterhin mit der SprintH-Linie 500 nach Wettbergen oder mit der Linie 560 nach Ronnenberg und können in Empelde in die Stadtbahn umsteigen – oder mit der SprintH-Linie 500 direkt bis zum ZOB in Hannover fahren.
„Einfach toll, dass der 500‘er jetzt bis nach Weetzen durchgeht“, sagt denn auch Conny Gietz. Zudem sei die enge Taktung des Sprinters eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu früheren Jahren. „Aus meiner Sicht hat sich die Situation deutlich verbessert“, sagt sie und weiß nach eigenen Angaben, wovon sie spricht: Denn Gietz besitzt kein Auto. Weil sie inzwischen mehr zwischen Empelde und Gehrden pendelt, hat sie dennoch einen Wunsch: einen dichteren Takt zwischen den beiden Ortschaften. „Vielleicht würden dann noch mehr Menschen umsteigen“, sagt sie.
Die steigende Nachfrage lässt sich längst an Zahlen ablesen: „Pro Schulwerktag hatten wir entlang des Linienverlaufs in beide Fahrtrichtungen 9880 Einsteiger“, sagt Üstra-Sprecher Tolga Otkun mit Blick auf das vergangene Jahr. Im ersten Quartal 2025 lag diese Zahl bei 10.800, im zweiten Quartal bei 10.900. Als Gründe nennt Otkun die Anbindung an Weetzen und die Taktverdichtung.
Im Vergleich zum Vorjahr habe sich die Zahl der Fahrgäste, die in Weetzen ein- und aussteigen, verdoppelt. Im zweiten Quartal 2024 zählte das Unternehmen 245 Ein- und 195 Aussteiger auf den damals bestehenden Linien 520 und 522. Ein Jahr später waren es – jetzt auf der verlängerten Linie 500 - 480 Fahrgäste, die einstiegen, und 466 Fahrgäste, die in Weetzen ausstiegen.
An einem durchschnittlichen Werktag außerhalb der Ferien steigen nach Aussage Otkuns an den Gehrdener Haltestellen etwa 600 Reisende in Richtung Weetzen ein, in Richtung Hannover sind es 1400. Diese Differenz könnte nach Einschätzung von Bürgermeister Malte Losert (parteilos) damit zusammenhängen, dass sich das neue Angebot noch nicht etabliert hat. Er setzt deshalb weiterhin auf Werbung für die verlängerte Linie, in der Hoffnung, dass die Region das Angebot auch nach der Projektphase aufrechterhält. Um Argumente für die Diskussion zu sammeln, hat die Verwaltung eine eigene Fahrgastzählung von Dienstag, 3. Juni, bis Donnerstag, 5. Juni, vorgenommen. Demnach stiegen durchschnittlich 591 Menschen in Weetzen in Busse der Linie 500 nach Gehrden oder sie kamen aus der Stadt. Zum Vergleich: Bei der Linie 350 im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es 312 Fahrgäste. Das gute Abschneiden der Busverbindung kommt angesichts dieser Zahlen weder für Losert noch für Otkun überraschend.
Es spiegelt sich auch in einem weiteren Ergebnis der Mobilitätskompass-Umfrage wider: Der unzuverlässige Nahverkehr steht bei den Problemen für die Gehrdener erst an drittletzter Stelle. Auch in diesem Fall lohnt der Blick in die Nachbarkommune. Zwei Drittel der Befragten setzen in Wennigsen den unzuverlässigen Nahverkehr an die Spitze aller Probleme.