Zahlreiche kleine Bäume seien gefällt oder ausgerissen, der Boden umgegraben, Wellenstrukturen errichtet worden. Nach Meinung der Landesforsten dreht es sich dabei um gezielte Aktivitäten: „Es handelt sich nicht länger um vereinzelte Aktionen, sondern um organisierte, offensive Eingriffe in die Natur“, sagt Eichenlaub. Den illegal angelegten Trail im Naturwald wollen die Landesforsten nun zurückbauen.
Im Deister gibt es drei legale sogenannte Downhillstrecken für Mountainbikes, die in Absprache mit der Region Hannover und dem Barsinghäuser Mountainbikesportverein Deisterfreun.de mit einer Ausnahmegenehmigung im Landschaftsschutzgebiet betrieben werden. Dies ist eine Testphase, um illegalen Trails vorzubeugen. Doch trotz dieses Angebots seien mittlerweile rund 60 illegale Strecken im Deister entstanden, bedauern die Landesforsten – Tendenz steigend. Besonders kritisch werde es, wenn – wie nun geschehen – geschützter Naturwald betroffen sei.
Die Niedersächsischen Landesforsten weisen darauf hin, dass es sich bei der Verwüstung des Naturwaldes um eine Straftat handelt. „Solche Eingriffe widersprechen nicht nur jeder Form von Naturschutz, sondern auch dem geltenden Recht“, sagt Eichenlaub. Das Niedersächsische Waldgesetz regele klar, dass das Radfahren im Wald nur auf geeigneten Wegen erlaubt ist. Abseits davon ist das Radfahren verboten. Wer zusätzlich Bäume fällt, Eingriffe in den Boden vornimmt oder technische Bauwerke errichtet, begehe nicht nur eine Ordnungswidrigkeit, sondern eine Straftat, weil es sich um eine Sachbeschädigung handele.
Als besorgniserregend beurteilen die Landesforsten auch die Haltung, mit der solche Eingriffe geschähen. Der Schutz von Wildnis, ungestörter Natur und Biodiversität sei ein wichtiges gesellschaftliches Ziel, doch manche Erholungssuchende beanspruchten den Wald für ihre individuellen Freizeitinteressen – auf Kosten genau dieser Natur. Was als sportliches Naturerlebnis beginne, ende allzu oft in Zerstörung.
Ralph Weidner, Revierleiter der Försterei Lauenau, findet deutliche Worte: „Das hat nichts mit Naturverbundenheit zu tun, sondern ist Ausdruck von Freizeit-Egoismus. So wie das Downhillfahren heute ausgeübt wird, mindert es den Wert des Deisters für die ruhige Erholung.“ Im betroffenen Naturwald Steinbrink oberhalb des Barsinghäuser Stadtteils Hohenbostel und unweit der Teufelsbrücke im Deister, den die Landesforsten seit fast 30 Jahren der natürlichen Entwicklung überlassen, gefährde der illegale Trailbau den Schutz dieses einzigartigen Waldes. Die betreffenden Teilflächen würden dadurch für die langfristige waldökologische Forschung entwertet.
Auch Christian Boele-Keimer, der Leiter des Forstamtes Saupark, äußert völliges Unverständnis: „Wir befinden uns aktuell in einer intensiven Diskussion mit vielen Akteuren, um auch im Deister gute Lösungen für das Downhillfahren zu finden. Solche Aktionen sind absolut kontraproduktiv, die Erbauer dieser illegalen Trails fügen dem Ansehen ihrer eigenen Freizeitsportart erheblichen Schaden zu.“
Trotz der vielen Querelen: Die Region Hannover möchte den Mountainbikesport nicht aus dem Wald verdrängen, aber einen Ausgleich mit den anderen Deisternutzern herstellen. Deswegen gibt es gerade einen erneuten Anlauf, den rasanten Querfeldein-Radsport zu disziplinieren. Im Gespräch ist unter anderem, weitere offizielle Strecken zuzulassen. Demnach könnte es bei Barsinghausen und Lauenau vielleicht bald zwei neue legale Trails geben. Außerdem könnten ein Trail am Kammweg und ein weiterer zwischen Mooshütte und Teufelsbrücke entstehen.