Das DRK will helfen. Mitarbeiterin Kessner koordiniert dort das Projekt „Schritt für Schritt – Gemeinsam durch das erste Jahr“, bei dem junge Mütter und Väter in den ersten zwölf Lebensmonaten ihres Kindes praktische Unterstützung von Familienpaten bekommen. Familienpaten sind ehrenamtlich engagierte Frauen und Männer, die einer Familie Zeit schenken, die sich Unterstützung oder eine Begleitung im Alltag wünscht.
Etwa 25 Familien hat Kessner dieses Jahr bisher betreut. Darunter seien welche, die nur einmal kämen und denen dann mit einer Beratung und gegebenenfalls Weitervermittlung an andere Stellen schon geholfen gewesen sei. „Aber es gibt auch Familien, die kommen ganz regelmäßig zu mir, mindestens einmal in der Woche“, berichtet Kessner.
Das Hausbesuchsprogramm des DRK ist kostenlos. Zu Hause begleitet werden im Moment aber nur drei Familien. Das liegt daran, dass es aktuell nicht mehr Ehrenamtliche dafür gibt. „Wir haben Familien auf der Warteliste stehen und brauchen deswegen dringend weitere Paten, um hier ausbauen zu können“, sagt Kessner.
Stephanie Klavehn (58) aus Barsinghausen engagiert sich bereits als Patin. Ihre erste Familie hat sie ganz frisch übernommen und unterstützt eine junge Mutter mit ihrem erst wenige Monate alten Baby. Der Vater sei viel auswärts tätig, erzählt sie, die Mutter deswegen oft allein. Womit sie die Frau am besten unterstützen und entlasten könne, müsse sie bei den ersten Besuchen nun erst mal sehen. „Das kann anfangen damit, dass ich mit dem Baby eine Stunde spazieren gehe, damit die Mutter einfach mal in Ruhe das machen kann, wozu sie sonst nicht kommt“, sagt Klavehn. Es sei ganz normal, dass Eltern an ihre Grenzen kämen, wenn sie ein Baby versorgen. Doch es sei ein Thema, über das viele Mütter nur ungern sprechen würden, bedauert Klavehn.
Auch DRK-Mitarbeiterin Kessner will Familien dazu ermutigen, sich Unterstützung zu holen. Die Gründe für die Überlastung seien vielfältig, sagt sie. Es zählten etwa herausfordernde Phasen der Kinder und auch Auffälligkeiten dazu, die immer mehr Kinder schon in sehr frühem Alter hätten.
Kessner hat statistische Zahlen von der Region Hannover herausgesucht. Demnach sei zum Beispiel von 2019 bis 2023 die Zahl der Kinder mit drei oder mehr Defiziten bei den Schuleingangsuntersuchungen von 16 auf 135 gestiegen. In Barsinghausen leben aktuell 699 Kinder unter drei Jahren. Jede fünfte Familie in Barsinghausen ist alleinerziehend (730 Familien von 3555).
„Die Versorgung mit Krippenplätzen liegt in Barsinghausen mit 54 Prozent weiter unter der regionsweiten Quote von 65 Prozent“, sagt Kessner. Bei den Kindergartenplätzen habe die Versorgung zuletzt bei über 91 Prozent gelegen. 72 Kinder, das sind 5,3 Prozent aller Grundschüler, hätten in Barsinghausen einen Hortplatz. „Diese Aufzählung lässt sich fortsetzen und ist ein Ausdruck davon, dass die Belastungen, die Familien tragen müssen, immer weiter zunehmen“, sagt Kessner.