Nur drei Jahre nach ihrer Flucht: Ukrainerin bringt anderen Deutsch bei
Tetjana Valiantik ist 2022 vor dem russischen Angriff geflohen.An der Wennigser Grundschule arbeitet sie seit Kurzem als Schulbegleiterin.

Gut integriert: Die Ukrainerin Tetjana Valiantik hat an der Grundschule Wennigsen bereits einen wichtigen Job als Schulbegleiterin.Foto: Thore Kessal
Wennigsen. Wegen des Krieges musste Tetjana Valiantik aus der Ukraine nach Deutschland flüchten. Doch obwohl sie erst seit drei Jahren hier lebt, spricht sie nicht nur gut Deutsch, sie bringt die Sprache jetzt sogar anderen bei.

Es fing damit an, dass sie ukrainischen Schülerinnen und Schülern an der Grundschule Wennigsen beim Deutschlernen half, das geschah als Teil eines Förderprojekts. Seit kurz vor den Sommerferien ist sie dort nun in ihrem neuen Job als Schulbegleiterin tätig. Zudem unterstützt sie Deutschanfänger im Wennigser Sprachcafé, wo es einmal wöchentlich Beratung und Sprachförderung mit arabisch und ukrainisch sprechenden Dolmetschern gibt. Wie habe sie das in dieser relativ kurzen Zeit alles geschafft?

„Ich fühle mich toll, weil ich meine Lieblingsarbeit machen kann, die gebraucht wird“, sagt Valiantik. In der Ukraine studierte sie Lehramt und arbeitete als Lehrerin, Pädagogik sei für sie also nicht neu. Auch darum habe sie vor rund eineinhalb Jahren das Projektangebot angenommen, als Förderlehrerin an der Wennigser Grundschule zu arbeiten.

Dabei hatte es anfangs erst etwas gedauert, dass sie sich in Wennigsen überhaupt wohlfühlte. Nach ihrer Ankunft in Deutschland wohnte Valiantik mit ihren beiden Kindern (zehn und 14 Jahre alt) zunächst in Räumen, die die Gemeinde für die Unterbringung von Geflüchteten zur Verfügung stellt. Valiantik spricht von „schweren Verhältnissen.“ Doch inzwischen hat die kleine Familie eine eigene Wohnung in Wennigsen gefunden.

Viel Unterstützung gab es die ganze Zeit über von Wolfram Schumacher vom Verein „Miteinander für Wennigsen“, der Geflüchteten hilft, hier Fuß zu fassen. Bei dem Projekt, für das er Valiantik gewann, sei es darum gegangen, Kinder mit Förderbedarf durch Lehrer mit der gleichen Sprache und Kultur zu unterstützen, erklärt er. „Gleichzeitig wollten wir Kontakt zwischen den Förderlehrerinnen und den Schulen herstellen, und das hat in beiden Fällen geklappt.“ Damit meint er neben Valiantik auch die Syrerin Safaa Daher, die künftig an der Freien Waldorfschule in Sorsum arbeitet.

Valiantik unterstützt derweil als Schulbegleiterin einen Drittklässler im Schulalltag. „Ich helfe ihm auch bei den schriftlichen Aufgaben“, sagt sie. Außerdem kommuniziere sie viel mit dem Kind, was dank ihrer guten Sprachausbildung bestens funktioniert. Im Wennigser Sprachcafé übte Valiantik fleißig Deutsch und absolvierte erfolgreich die B2-Prüfung; das B2-Sprachniveau ist ein fortgeschrittenes Mittelstufenniveau. „Ich habe diese Arbeit gewählt, weil ich in einer deutschsprachigen Umgebung sein möchte und so mein Deutsch verbessern will“, betont Valiantik. Und nicht nur sie profitiert, sondern auch das Kind, das von ihr betreut wird. „Es macht mir Spaß, zu helfen. Ich glaube, er ist zufrieden mit mir“, meint Valiantik. Auch Schumacher vom „Miteinander“-Verein spricht von „viel positiver Rückmeldung.“

Auf den Job gestoßen ist Valiantik durch den Ukrainischen Verein Hannover, der unter anderem bei der Arbeitssuche unterstützt. „Ich habe dort regelmäßig Veranstaltungen im Bereich Pädagogik besucht und Informationen gesammelt“, erzählt sie. Dann habe sie sich auf die Stelle als Schulbegleiterin an der Wennigser Grundschule beworben. Dass sie dort bereits als Förderlehrerin arbeitete, half ihr bei dieser Entscheidung. „Ich kannte dort schon alle. Darum war es bequem, da wieder anzufangen“, sagt Valiantik. Zudem wohne sie in Wennigsen.

Schumacher lobt die Ukrainerin: „Sie hat sich von Anfang an eingebracht, im Sprachcafé hat sie zusätzlich geübt. Dann hat sie sich für das Projekt als Förderlehrerin bereit erklärt und das auch sehr engagiert gemacht.“ Als dieses Projekt dann zu Ende gegangen sei, habe sich Valiantik „mit allen Mitteln“ angestrengt, hier einen Job zu finden. Nun ist sie Schulbegleiterin. Schumacher betont dabei, wie anspruchsvoll dieser Beruf sei nach nur drei Jahren in Deutschland. Valiantik gibt sich hingegen bescheiden: „Hauptsache, ich habe Arbeit gefunden“, sagt sie.

Neben ihrem Job als Schulbegleiterin unterstützt die Ukrainerin jeden Dienstag nach wie vor ehrenamtlich das Wennigser Sprachcafé, um auch anderen Deutsch beizubringen. Und das mit Erfolg. „Ich habe das Gefühl, dass es den Menschen hilft“, sagt sie und klingt durchaus stolz dabei. Auch ihr eigenes Deutsch werde dadurch immer noch besser. Das sei ihr wichtig, sagt Valiantik. Denn „um ein Thema zu unterrichten, muss man es selbst gut beherrschen“, sagt sie.

Ihre Pläne für die Zukunft: Die C1-Prüfung absolvieren, die ihr fortgeschrittene Sprachkenntnisse bescheinigen würde. Und dann „vielleicht irgendwann Deutschlehrerin werden“, sagt sie. Aus ihrer Heimat kennt sie den Lehrerberuf ja schon.

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