Wo die Mini-Mühlen klappern
Viele haben ihre Lieblingsmodelle unter den Wennigser Wasserrädern –
und es gibt manche interessante Anekdote dazu

Schon entdeckt? Seit zwei Jahren wackelt der Hund von „Witwe Bolte“ mit dem Schwänzchen.Foto: Maike del Rio
Wennigsen. Gut befestigte Wege führen aus verschiedenen Richtungen durch den Deister zu den Wennigser Wasserrädern. Während der Saison von Mai bis September werden die Miniaturwasserräder entlang der Feldbergquelle seit 1957 von vielen Schaulustigen besucht. Sie sind rund um die Uhr zugänglich. Jährlich werden etwa 30.000 Besucher gezählt. Was gibt es an Details zu entdecken, und welches Modell ist Publikumsliebling?

Der Vorsitzende der Bastlergemeinschaft der Wennigser Wasserräder, Arthur Fechner, hadert mit diesem Sommer. „Bisher hatten wir kein schönes Wetter – was wir deutlich an den Besucherzahlen merken“, er. Dabei seien matschige Wege kein Problem mehr, seit die Klosterkammer vor einigen Jahren die Hauptwege sehr gut befestigt habe, indem sie geschottert und mit der Planierwalze bearbeitet worden sind und Gräben gezogen wurden.

„Die Modelle laufen in diesem Jahr sehr gut, besser als sonst“, sagt Fechner. Denn Wasser ist reichlich vorhanden. Bei längerem oder starkem Regen verstopften Steine und Blätter die Rinnen allerdings, sodass bei den Modellen weiter unten am Hang kaum noch Wasser ankomme. „Nach dem Regen müssen die Rinnen gereinigt und die Modelle entschmutzt werden“, sagt Fechner und erklärt, dass die Bastler diese Arbeit während der Saison wochenweise unter sich aufteilen.

Für den vergangenen Sonnabend waren mindestens sieben Stunden Trockenheit vorhergesagt, und es wird dann sogar ein richtig schöner Tag. Auf den Waldwegen flanieren und radeln zahlreiche Besucher, die sich – oft in Familienstärke –aufgemacht haben, um sich an den mit viel Liebe zum Detail gestalteten rund 20 Miniaturwassermühlen zu erfreuen.

„Ich finde die Gondeln ganz toll“, sagt die achtjährige Mila mit Blick auf die Seilbahn. An dem Modell gibt es viel zu entdecken: Alle Sitze in der Seilbahn sind belegt, unter anderem von einem Eisbären und einem quietschgrünen Frosch.

Auch die erstmals zu den Wasserrädern gewanderte Patricia Fuchshofer erklärt die Seilbahn zu ihrem Lieblingsmodell. „Die ist sehr cool mit den ganzen Menschen und Tieren drin“, meint sie. „Wir wollten in den Deister, und ich bin durch die Tourplanungs-App Komoot auf die Wasserräder aufmerksam geworden“, berichtet ihr Mann Moritz und zeigt sich überrascht von der Größe der Anlage. Ihm gefalle die Schmiede mit den schon von weitem hörbaren, auf den Amboss schlagenden Hämmern am besten.

York Wendorff und Sohn Lasse (2) wiederum stehen lange ganz oben bei der Feuerwehrstation – diese ist ihr klarer Favorit.

Die Liebe zum Detail hat bei der Bastlergemeinschaft der Wennigser Wasserräder inzwischen dazu geführt, dass es auch rund um die Modelle viel zu entdecken gibt. Da entspannen zum Beispiel zwei rosa Schweinchen auf Stühlen in der Sonne. Und nicht alles dreht sich. „Die kleine, unbewegliche Mühle auf der rechten Seite kurz vor Lummerland habe ich von Grund auf restauriert“, erzählt Fechner.

Er selbst hat nach eigenem Bekunden keinen Favoriten unter den Wasserrädern. Jedoch gibt er rückblickend zu, eines der Modelle lange Zeit eher wenig ansprechend gefunden zu haben: das Riesenrad, das gleich unten als Erstes aufgebaut steht. Der Bastler, der vor drei Jahren dessen Betreuung übernahm, habe inzwischen aber auch um das Modell herum gestalterische Ideen umgesetzt und beispielsweise ein Kassenhäuschen gebaut. „Jetzt ist es ein tolles Eingangsmodell“, findet Fechner.

Für den fünfjährigen Joris ist das Riesenrad sogar klarer Favorit. „Für mich hat jedes Modell irgendwie etwas. Es gibt keines, wo ich sagen würde, das brauchen wir hier nicht“, meint der Vereinsvorsitzende.

Die knapp 70-jährige Geschichte der Wennigser Wasserräder spiegelt sich für Fechner auch darin, dass anhand der Modelle prägende Kindheitserinnerungen von mittlerweile drei Generationen entstanden sind. „Ich bin groß geworden mit Wilhelm Busch“, erläutert er. Wer beim betreffenden Modell genau hinsieht, entdeckt, dass sich der Schwanz des Hundes von Witwe Bolte sogar bewegt. Seine Tochter sei mit der Sesamstraße aufgewachsen und der Enkel mit dem Drachen Kokosnuss, erzählt Fechner.

Neulich sei eine Familie aus Neuseeland, die ihre Wurzeln zum Teil in der Wennigser Mark habe, zu Besuch in Deutschland gewesen und habe auch bei den Wasserrädern vorbeigeschaut, berichtet der Vereinsvorsitzende. Ein älterer Familienangehöriger habe dabei einem Bastlerkollegen erzählt, dass er seine Kindheitserinnerungen an die Wennigser Wasserräder immer mit Ausflügen und den obligatorischen Schinkenbroten verbinde, die damals dort verzehrt worden seien.

Um die Wennigser Wasserräder zu besuchen, empfiehlt es sich, beispielsweise den Parkplatz Wennigsen-Waldkater anzusteuern. Von dort muss dann zu Fuß – auch mit Kinderwagen möglich – oder per Rad eine Strecke von etwa drei Kilometern zurückgelegt werden. Eine genaue Wegbeschreibung findet sich unter anderem in der Broschüre „Der Deister – Erholen und Erleben“, die kostenlos in allen Tourist-Informationen rund um den Deister und am Ernst-August-Platz in Hannover erhältlich ist.

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