Ganz Ronnenberg in einem Kataster
Abschied vom Aktenordner: Das Geoinformationssystem der Stadt digitalisiert alle Straßen, Kanäle, Bäume, Spielplätze, Sitzbänke oder Immobilien

Moderne Erfassung: Dirk Vetter (links) und Riko Drax vom städtischen Bauhof geben für einen Baum an der Empelder Straße die Katasterdaten mit einem Tablet-PC in das neue Geoinformationssystem ein.Foto: Ingo Rodriguez
Ronnenberg. Für die Stadt Ronnenberg ist es ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Digitalisierung: Das neue Geoinformationssystem (GIS) soll bürokratische Abläufe verschlanken, Planungsverfahren optimieren und fachbereichsübergreifend Datentransparenz ermöglichen. Vorgesehen ist ein digitales Kataster für alles, was die Stadt unterhält und pflegt – seien es Straßen, Kanäle, Bäume, Spielplätze, Sitzbänke oder Liegenschaften. Dazu sollen künftig auf einen Blick und punktgenau alle wichtigen Informationen sowie die jeweiligen Standorte einsehbar sein.

Das Personal des städtischen Bauhofs zählt zu den ersten Nutzern des neuen GIS. „Das ist bedeutend besser, als alle Daten für die Bäume in Papierform zu erfassen“, sagt Bauhofmitarbeiter Riko Drax. Vor gut zwei Wochen hat er mit weiteren Bauhofkräften an einer Schulung teilgenommen, um die Funktionen der neuen Software kennenzulernen. „Eine Mitarbeiterin der Softwarefirma hat uns gezeigt, wie die Daten eingepflegt werden“, berichtet Drax.

Anhand eines Baumes an der Empelder Straße führt er mit einem Tablet-PC beispielhaft vor, wie das GIS funktioniert. Drax gibt unter anderem die geografischen Koordinaten des Baumes ein und lädt ein Foto hoch. Später sollen Informationen über den Zustand sowie die jüngsten Pflegemaßnahmen folgen. Ein unverkennbarer Vorteil des neuen Systems wird gleich im Bauhofbüro deutlich: Drax zeigt auf einen Schrank mit zahlreichen Aktenordnern, in dem – in Papierform – die Ergebnisse zurückliegender Baumkontrollen gesammelt sind.

Künftig werden die Aktenordner ein Relikt der Vergangenheit sein. Doch bis es so weit ist, gibt es noch viel zu tun: Allein im bisherigen Baumkataster der Stadt Ronnenberg sind rund 4000 Exemplare verzeichnet – immerhin auch in einer digitalen Excel-Datei. Die digitale Erfassung für das neue GIS könne pro Baum bis zu 30 Minuten dauern, schätzt der Bauhofmitarbeiter.

Auch der städtische Mitarbeiter Norman Vahle aus dem Team Service betont: „Das neue Programm ist da, aber wir sind noch längst nicht fertig mit dem neuen System.“ Aufbau und Ausbau der zentralen Datenbank des neuen GIS seien ein kontinuierlicher Prozess. Ziel der Stadtverwaltung ist es, die gesamte kommunale Lebenswelt zu erfassen – inklusive einer Georeferenzierung mit Koordinaten für eine digitale Karte.

Die Standorte des jeweiligen Objekts – zum Beispiel von einem Spielplatz – sollen nicht nur mit Stamm- und Bestandsdaten verknüpft werden. „Auch Informationen über zurückliegende Begehungen, bestehende Schäden und erforderliche Maßnahmen sollen in der Datenbank rechtssicher dokumentiert und archiviert werden“, berichtet Vahle. Geplant ist ein digitales Großkataster – als zentrale, übergreifende und transparente Datenquelle für verschiedenste Bereiche der Stadtverwaltung.

Ziel sei es auch, durch das Synchronisieren der Informationen in der vom GIS gesteuerten Verwaltungsdatenbank Abläufe zu vereinfachen. So könne künftig etwa auf viele Telefonate zwischen Beschäftigten mehrerer Abteilungen, die an einem Vorhaben beteiligt sind, verzichtet werden. Und am Ende können, wenn die Verwaltung schneller und effektiver arbeitet, auch die Bürgerinnen und Bürger davon profitieren. Am Aufbau des neuen GIS-Netzwerks sind zahlreiche Stellen der Stadtverwaltung beteiligt, wie Vahle betont. Zwar nehme das Team Service eine Koordinationsrolle ein. Allerdings habe das Team EDV und Digitalisierung für die Anschaffung und Implementierung der neuen Software gesorgt. Unter der Leitung von Delf Klinkenbuß hätten die Kollegen auch die notwendige Datenmigration erledigt.

„Das alte System hatte ausgedient. Das neue GIS bietet viel komplexere Funktionen, als nur die Basisdaten zu erfassen“, erläutert Vahle. Deshalb sei vor etwas mehr als einem Jahr die Entscheidung getroffen worden, die neue Software einzuführen. Die ersten Planungen und Bedarfsermittlungen hatten bereits Ende 2023 begonnen.

Es haben bereits Personalschulungen für das neue GIS begonnen. Unter anderem die Fachkräfte des Bauhofs, des Bereichs Tiefbau und des Teams Umwelt haben Softwarelizenzen für die mobile Datenerfassung bekommen. Am Aufbau des digitalen Katasters wird auch das Team Gebäudewirtschaft beteiligt sein. Geplant sei, die Netzverläufe für Strom, Wasser, Gas und Kanäle einzupflegen, „für mögliche Überplanungen bestimmter Standortbereiche“, so Vahle.

Über sogenannte Dachlizenzen sollen die Informationen aus der zentralen Datenbank letzlich aber auch für die gesamte Stadtverwaltung im Rathaus einsehbar sein. „Das ist dann eine Browseranwendung“, sagt Mitarbeiter Vahle.

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