Dann wurde sie selbst zur Betroffenen. Sie hat erlebt, was es bedeutet, plötzlich im Alltag auf Hilfe angewiesen zu sein. Mit einem Ratgeber teilt sie nun ihre Erfahrungen und möchte anderen helfen, sich trotz Pflegegrad die Eigenständigkeit zurückzuerobern.
Einige dürften sich in Gehrden erinnern: Im Steinweg und später in der Alten Straße war die Hausarztpraxis von de Frings. Sie betreute oft ganze Familien, war für viele die erste Ansprechpartnerin – rund um die Uhr. Auch am Heiligabend war sie für ihre Patientinnen und Patienten da. „Das habe ich immer gerne gemacht“, sagt sie.
Schon damals umsorgte de Frings viele Pflegebedürftige. Oft waren es die Angehörigen, die irgendwann über die Probleme ihrer pflegebedürftigen Familienmitglieder sprachen. Laut der Pflegestatistik des Statistischen Bundesamts für 2023 brauchen allein in Niedersachsen mittlerweile über 600.000 Menschen Hilfe im Alltag. Mehr als eine halbe Million Pflegebedürftige werden zu Hause versorgt.
Als Hausärztin war es de Frings wichtig, lebensnahe Hilfe zu bieten – den Alltag der Betroffenen lebenswert zu machen. Sie machte Hausbesuche und vermittelte die Patienten weiter an ihr Netzwerk aus Fachärzten. Ihre Motivation begleitet de Frings bis heute. Und als sie selbst erkrankte, wurde das Thema für sie persönlich.
Bei de Frings wurde Multiple Sklerose festgestellt. Die Autoimmunkrankheit wurde schleichend schlimmer, zunehmend hatte sie Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. 2016 gab de Frings ihre Praxis auf. Doch damit nicht genug: Ihr Mann bekam überraschend Krebs und wurde bald palliativ betreut. Trotz der eigenen Erkrankung pflegte sie nun Tag und Nacht ihren Mann. Was es bedeutet, plötzlich einen Pflegestand zu haben, das ist laut de Frings für Außenstehende schwer zu verstehen. „Es verändert sich alles“, sagt sie.
Während ihr Mann im Krankenhaus lag, füllte sie Anträge aus, recherchierte Hilfe und organisierte Vollmachten. In der belastenden Zeit vermisste sie klare Anleitungen: „Da ruft die Krankenkasse nicht an, und fragt, wo sie helfen kann. Da muss man selber gucken, wo man bleibt.“ So erfährt sie beispielsweise nur durch Zufall über die Chance, für ihren Mann einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen. Später hat der Ausweis die beiden stark entlastet.
Heute sagt de Frings: „Das sind die Möglichkeiten, von denen ich damals nichts wusste und die können helfen, das Leben wieder erträglich zu machen.“ De Frings teilt im Ratgeber, was ihr selbst geholfen hätte: Checklisten, um konkrete Schritte abarbeiten zu können und Tipps für die wichtige Begutachtung des Pflegegrads. Dazu kommen Erfahrungen aus der Praxis – Co-Autorin Daniela Berger leitet einen ambulanten Pflegedienst und kennt die Lebensrealität der Pflegebedürftigen.
Heute wie damals in der Praxis in Gehrden ist de Frings angetrieben durch die Chance, anderen zu helfen. „Es gibt mir das Gefühl, ich habe noch etwas geschafft für die Welt“, so sagt sie. Ihr ist wichtig zu betonen, dass jede Krankheit individuell ist, doch ein Ziel würden sich alle teilen, beschriebt de Frings: „Es ist wichtig, dass für das tägliche Leben alles gegeben und gesorgt ist.“ Dabei soll ihr Ratgeber eine sachliche Stütze bieten.
Info: Der Ratgeber „Diagnose schwer krank – Hilfe, die Ihnen bei plötzlicher Pflegebedürftigkeit zusteht“ ist als