So gibt das Preußische Staatsministerium am 26. Oktober 1929 die Genehmigung als Stadt bekannt, der Regierungspräsident in Hannover veröffentlicht das Ereignis am 9. November 1929. Und nur eine Woche später erscheint eine entsprechende Veröffentlichung im Amtsblatt der Regierung zu Hannover. Sie bildet die Basis für eine Pressemeldung am 29. November 1939, in dem der zehnte Jahrestag der Stadtwerdung gewürdigt wird.
„Aus den vorstehenden Ausführungen geht nur eins hervor“, sagt Temps, „dass Gehrden die Eigenschaft erworben hat.“ Aber es fehlten konkrete Aussagen darüber, weshalb und auf welchem Wege der frühere Flecken tatsächlich das Stadtrecht erhalten hat. Deshalb konstatiert der Hobbyhistoriker trotz intensiver Recherche: „Die Verleihung der Stadtrechte kann zwar hergeleitet werden, ein Nachweis durch entsprechende Dokumente ist jedoch abschließend nicht möglich.“ Spätestens in vier Jahren müsste eine Entscheidung im Rat und in der Verwaltung fallen, ob Gehrden den 100. Stadtgeburtstag feiert.
Dabei reicht die Historie der Ortschaft bis ins Mittelalter zurück, als am Gehrdener Berg eine Siedlung entstand. Vier Faktoren begünstigten die Ansiedlung: trockener Baugrund, Wasser, Ackerfläche und Grünland. „Die Voraussetzungen in Gehrden waren ideal“, sagt der Hobbyhistoriker.
Davon zeugen unter anderem Siedlungsspuren aus der Rodungszeit im 9. Jahrhundert, die im heutigen Stadtkern dokumentiert werden konnten. Für Temps ist dies der erste Meilenstein der Stadtgeschichte.
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 1154. Diese hatte Herzog Heinrich der Löwe in Goslar ausgestellt, in der Gerhardus von Gerdine, als Gerhard von Gehrden, als Zeuge genannt wurde. Historiker gehen davon aus, dass es sich dabei um einen Angehörigen des niederen Adels handelt.
„Wir können davon ausgehen, dass eine adlige Familie ein Anwesen bewohnt und bewirtschaftet hat, das sich in Größe und Lage von den übrigen Höfen des Ortes abhob“, sagt Temps und verweist auf weitere Familienmitglieder. So wird im 14. Jahrhundert mehrfach von einem Arnold von Gehrden berichtet.
Als zweiten Meilenstein in der Stadthistorie wertet Temps den Freiheitsbrief von 1298, den Graf Adolf VI. von Schaumburg ausgestellt hatte. Bis zur Stadtwerdung vor 96 Jahren, dem dritten Meilenstein, galt Gehrden nach dem Freiheitsbrief als Flecken. „Dieses Dokument hat sich auf die Entwicklung des Ortes nachhaltig ausgewirkt“, sagt Temps. Denn fortan gelten Rechte, die die Stadt gegenüber anderen Siedlungen der Umgebung hervorgehoben hat. Dazu gehören beispielsweise das Markt- und das Befestigungsrecht sowie die Einrichtung eines Magistrats. Aber: „Die Bedeutung der in dem Freiheitsbrief genannten persönlichen Freiheit der einzelnen Bewohner kann nicht abschließend und verbindlich geklärt werden“, sagt der Hobbyhistoriker. Die 76. Ausgabe des „Gelben Heftes“ erscheint Mitte August 2025, der Kostenbeitrag liegt bei 5 Euro. Interessierte erhalten das Heft in der Buchhandlung Lesezeichen, in der Stadtbibliothek und im Hofladen Hundertmark. Die Auflage liegt bei 120 Exemplaren, bei entsprechender Nachfrage lässt Helmuth Temps weitere Hefte drucken.