Seit 2002 bewirtschaftet Grastorf insgesamt 48 Hektar Ackerfläche rund um den Gehrdener Ortsteil. Er baut Weizen, Gerste, Ackerbohnen, Körnermais, Kleegras, Kürbisse und Weihnachtsbäume an. Außerdem unterhält er zwei kleine Felder mit Blumen zum Selbstschneiden und 20 Parzellen mit Gemüsebeeten zur Selbsternte. Synthetische Düngemittel kommen hier nirgends zum Einsatz, der studierte Naturschutz- und Landschaftsökologe ist überzeugter Bio-Bauer. „Ich betreibe auf 48 Hektar Naturschutz, da passen keine Spritzmittel. Mir geht es um die Förderung der Artenvielfalt und um die Vermeidung von Schadstoffen in Lebensmitteln.“
Landwirt Grastorf bringt stattdessen organischen Dünger in Form von Putenmist auf seinen Feldern aus. Dafür kooperiert er mit einem Mastbetrieb – Dünger gegen Körnermais. Doch die Bio-Variante hat ihren Preis: Die Nährstoffe aus organischen Düngern entwickeln sich erst durch die Verbindung mit Wasser. Und das fehlt auch in diesem Jahr. „Vom 31. Januar bis Mitte Juni hat es mit sechs Millimetern nur einmal etwas mehr geregnet. Sonst waren es ein bis drei Millimeter – und das ist schnell wieder weg“, berichtet Grastorf.
Dabei hat der Boden im Calenberger Land bereits den Vorteil, dass er aus Löss besteht – also vielen feinen Körnchen, die das Wasser und vor allem Nährstoffe speichern. Für die Landwirtschaft hier ist dies ein fruchtbarer Schatz, ganz im Gegenteil zum nördlichen Teil der Region Hannover, in deren sandhaltigem Boden der Regen schnell versickert.
Doch das Wetter meint es seit einigen Jahren nicht gut mit den Bauern. Jens Grastorf beobachtet das Klima seit seiner Kindheit, wie er sagt. Die Veränderungen merke er stark. Ursprünglich habe ein Südwestwind mit milder, feuchter Luft im Frühling und Herbst wechselhaftes Wetter und Niederschläge gebracht. „In den letzten zehn Jahren haben wir stets mehrere Wochen Ostwind gehabt. Das hat den Boden doppelt und dreifach ausgetrocknet“, beschreibt der Landwirt seine Beobachtungen. Dazu kommt die Hitze. Früher habe es in der Regel im Sommer zwei bis fünf Tage mit Temperaturen über 30 Grad gegeben. „Heute ist man froh, wenn es unter 20 Tage sind.“
Das Wetter hat erhebliche Auswirkungen auf den Ertrag von Grastorfs Ernte. Die empfindlichen Ackerbohnen sehen in diesem Jahr nicht gut aus. Ausgerechnet für diese Saison hat der Bio-Bauer die doppelte Menge, auf 14 statt auf sieben Hektar Fläche, angebaut. Grastorf zuckt mit den Schultern, die Witterung lasse sich nicht voraussehen. 2024 habe es erstmals seit zehn Jahren wieder mehr geregnet. Doch daraus wird dieses Jahr wohl nichts. „Bei den Bohnen ist es vermutlich der schlechteste Ertrag, den ich je hatte.“ Für sie ist es schon zu spät, dem Mais wiederum könnte es noch reichen, wenn ab sofort mehr Regen fiele. Die Pflanze passe sich dem Klima an.
Probleme gibt es auch beim Sommergetreide. Es hat kein starkes Wurzelsystem und kann das Grundwasser bei anhaltender Trockenheit kaum erreichen. Daher setzt Grastorf derzeit stärker auf Wintergetreide mit etwa zwei Metern langen Wurzeln. Die Wintergerste habe er vor zwei Wochen schon sehr früh geerntet, sagt er. Die kritische Phase sei der Mai. Dann habe Getreide seine Kornfüllungsphase und entwickele Eiweiß und Nährstoffe. „Je mehr Eiweiß im Korn ist, desto besser ist es für den Bäcker.“ Für Bio-Landwirte sei dies jedoch bei geringer Düngung schwieriger zu erreichen.
Wichtig sei, das Getreide rechtzeitig zu ernten, sonst könnten Schimmelpilze entstehen, und das Eiweiß verändere sich wieder. Oder die Körner keimten schon wieder aus. „Dann ist es nur noch als Futter zu gebrauchen und nicht als Backweizen. Das bedeutet für mich am Ende weniger Geld.“ Seinen Backweizen liefert Grastorf an eine Mühle in Bielefeld.
Viele Bio-Bauern gibt es nicht im Calenberger Land. Laut dem Ditterker sei es derzeit einer pro Stadt. Doch man unterstützt sich gegenseitig, zum Beispiel mit Gerätschaften und Maschinen. Die jährliche Kalkulation beim Ausbringen ihrer Kulturen haben alle gemeinsam – es bleibt für jede Saison ein Abwägen.
Wie bei den Ackerbohnen. Bei gutem Niederschlag ergebe die Ernte drei bis vier Tonnen pro Hektar, und er erwirtschafte 500 Euro pro Tonne, sagt Jens Grastorf. Den aktuellen Verlust versucht er mit anderen Kulturen auszugleichen. „Man kann nicht pauschal sagen, dass man gleich weniger verdient. Aber wenn es lange keinen Regen gibt, kann das schon ein paar Tausend Euro ausmachen.“